Augmented Reality in Aktion: praktisch, aber ohne anhaltenden Lerneffekt (Bild: pixabay.com, geralt)

Mit Augmented-Reality-Brillen (AR) angeleitete Beschäftigte in der Industrie sind zwar oft schneller, jedoch verinnerlichen sie ihre Aufgaben weniger als Angestellte, die analog eingearbeitet werden. Das zeigt eine neue Studie der Technischen Universität München (TUM). Entsprechend können sie weniger zur Verbesserung der Produktionsprozesse beitragen, so die Wissenschaftler.

"Wer sich zu sehr auf die Technik verlässt, verarbeitet die Informationen nicht so tiefgreifend und erzielt geringere Lerneffekte. Das ist bei Augmented-Reality-Geräten ganz ähnlich wie bei Navigationsgeräten im Auto. Wer mit Navi durch eine fremde Stadt fährt, kann sich dort ohne dieses Gerät beim nächsten Mal kaum orientieren", verdeutlicht TUM-Studienleiter David Wuttke.

Zusammen mit Experten der University of Wisconsin-Madison und des Landeskrankenhauses Mainz haben die Forscher mit Feldversuchen in einem Technologieunternehmen untersucht, wie schnell Beschäftigte neue Aufgaben mit und ohne AR-Unterstützung ausführen, ob die Komplexität der Aufgaben dabei eine Rolle spielt und wie der AR-Einsatz die Fähigkeit der Anwender beeinflusst, Prozessoptimierungen vorzuschlagen.

50 Probanden wurden in zwei neue, unterschiedlich schwierige Aufgaben bei der Produktion von Elektronikgeräten eingewiesen. Die Hälfte erhielt die Anleitung auf Papier, die andere Gruppe über eine AR-Brille. Anschliessend mussten beide Gruppen die Aufgaben zuerst mit und dann ohne Anleitung bewältigen. In einem zweiten Schritt waren alle Teilnehmer aufgefordert, Verbesserungsvorschläge zu machen, um die Produktionsprozesse zu optimieren.

Innovationspotenzial gering

Fazit: Die Produktivität in der produzierenden Industrie lässt sich durch den AR-Einsatz deutlich erhöhen. Beschäftigte, die die schwierige Aufgabe mit AR-Brillen meisterten, benötigten dafür im Vergleich zur Kontrollgruppe fast 44 Prozent weniger Zeit. Bei der einfachen Aufgabe betrug der Zeitunterschied immer noch gut 15 Prozent. Allerdings zeigte sich auch, dass die Probanden der AR-Gruppe die Aufgabe offenbar weniger durchdrungen hatten als ihre analog angeleiteten Kollegen. Bei der Wiederholung der komplexen Aufgabe ohne Hilfsmittel waren sie langsamer und brauchten 23 Prozent mehr Zeit als die andere Gruppe. Der zweite Teil der Analyse zeigt, so die Forscher zudem, dass sich der Einsatz von AR-Brillen entsprechend negativ auf das Innovationspotenzial auswirkt.



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