AR im OP-Saal (Foto: Microsoft)

Nach langen Jahren der Forschung finden Augmented Reality (AR) Techniken nun auch Eingang in den Operationssaal. Anfangs Dezember 2020 fand an der Universitätsklinik Balgrist gemäss Mitteilung die erste holographisch navigierte Operation statt. Der Wirbelsäulenspezialist Prof. Mazda Farshad, Medizinischer Direktor der Universitätsklinik Balgrist, operierte demnach mit Unterstützung einer AR-Brille (Hololens 2).

Die Operation bildet den Angaben zufolge den Start einer randomisiert kontrollierten klinischen Studie, die den Nutzen dieser chirurgischen Innovation prüfen soll. Es ist demnach die weltweit erste Studie dieser Art. Sie sei die Krönung des Flagship-Projekts "Surgent", das durch ein Konsortium der universitären Institutionen am Standort Zürich unter der Gesamtleitung von Farshad und Mirko Meboldt, Professor für Produktentwicklung an der ETH Zürich durchgeführt werde. Ausserdem sei das von Prof. Fürnstahl geleitete ROCS-Forschungsteam massgeblich an der klinischen Studie beteiligt.

Im Zuge der OP werden auf Basis von CT-Bildgebungen 3D-Darstellungen der betroffenen Anatomie generiert und während der Operation direkt auf das Operationsfeld projiziert. Chirurgen sehen diese 3D-Anatomie der zu operierenden Person mit Hilfe einer AR-Brille. Die AR-Navigationssoftware führt durch kritische Operationsschritte. Sie zeigt beispielsweise das exakte Setzen einer Schraube am richtigen Ort und im korrekten Winkel an. "Die Hololens erweitert die Sinne eines Chirurgen und verbessert seine Wahrnehmungsfähigkeit", konstatiert Farshad.

Prof. Marc Pollefeys, Professor am Institut für Visual Computing an der ETH Zürich und Leiter des Microsoft Mixed Reality & AI Lab in Zürich, der die Technologie-Partnerschaft auf Seiten Microsoft führt: "Prof. Farshad und das Incremed-Team setzen unsere HoloLens genau so ein, wie wir es uns immer vorgestellt haben: Eine Technologie, die den Menschen – in diesem Fall eine Ärztin oder einen Arzt, befähigt, präziser, schneller und sicherer zu operieren. Wir hoffen, dass wir bald zur nächsten Phase der Studie übergehen können".

Laut Microsoft-Angaben hatte der Patient abgenutzte Lendenwirbel, einen stark verengten Wirbelkanal und entsprechend starke Schmerzen und Sensibilitätsstörungen in den Beinen. Er ist nach der Operation wohlauf.