Eye Tracking: Mit den Augen wird einfach umgeschaltet (Foto: comcast.com)

Nutzer der X1-Kabelplattform von Comcast können die Geräte auf Wunsch nur noch mit den Augen steuern. Dafür wurde die Plattform mit Software und Hardware "Eye Tracking"-kompatibel gemacht. Laut Comcast werden alle populären Geräte auf dem Markt zugelassen, die diese Technologie einsetzen, beispielsweise von Eye-Tracking-Spezialist Tobii. Profitieren sollen körperlich beeinträchtigte Menschen.

"Eye Tracking ist vor allem bei Menschen mit massiven körperlichen Einschränkungen wichtig. Die Technologie funktioniert meistens sehr zuverlässig, aber die Systeme sind auch sehr teuer. Wenn man ein richtig gutes System haben will, kann man bis über 20.000 Euro zahlen", kommentiert etwa Gerhard Nussbaum, Technischer Leiter vom österreichischen Kompetenznetzwerk Informationstechnologie zur Förderung der Integration von Menschen mit Behinderungen.

Beim Eye Tracking messen Sensoren, wohin ein Mensch seinen Blick richtet, und verfolgen seine Augenbewegungen. Um die Technologie auf der Comcast-Plattform zu verwenden, loggen sich Nutzer über ihr Gerät, das Augenkontrolle unterstützt, in die digitale, webbasierte Fernbedienung von Comcast ein und verlinken sie mit ihrem Kabelaccount. Wenn der Nutzer dann auf einen Knopf auf dem Display blickt, führt der Fernseher den entsprechenden Befehl aus. So können Nutzer den Kanal wechseln oder das Menü aufrufen.

"Eye Tracking hat auf jeden Fall Vorteile, wenn man zum Beispiel ALS hat. Menschen mit dieser Krankheit in fortgeschrittenem Stadium sind bei klarem Bewusstsein in ihrem Körper gefangen und das einzige, was sie noch willentlich bewegen können, sind ihre Augen. Sie liegen 24 Stunden im Bett, da kann der Fernseher die einzige Aktivität sein, die ihnen noch bleibt. Wenn sie den Apparat selbst steuern können, ist das eine gewisse Freiheit", meint Nussbaum. Eye Tracking funktioniere auch beim Computer und in weiterer Folge bei der Kommunikation. Menschen mit Sprachproblemen könnten Botschaften so verfassen und vorlesen lassen.

Die Comcast-Entwicklung ist auf dem Netzbetreibermarkt noch relativ einzigartig. Viele Unternehmen wie Spectrum und Optimum bieten Optionen für körperlich beeinträchtigte Menschen wie Sprachkontrolle, Fernbedienungen mit grossen Knöpfen oder akustische Bildbeschreibungen an, jedoch noch keine Kontrolle mit den Augen. Comcast nimmt mit der Öffnung gegenüber Eye Tracking hier eine Vorreiterrolle ein.