2020 lanciert: Tintri VMstore

Datadirect Networks (DDN) gehört nicht gerade zu den besonders bekannten Firmen in der Speicherbranche der IT. Das Unternehmen wurde vor ūber 20 Jahren von den Franzosen Alex Bouzari und Paul Bloch gegründet und befindet sich noch immer in privater Hand. Vor drei Jahren tat man sogar etwas, was sonst nur den Grossen der IT-Branche vorbehalten ist und kaufte das in Schwierigkeiten geratene, bekannte Startup Tintri. Die neue Tochter war wahrscheinlich sogar bekannter als DDN – und ziert heute gleichberechtigt den Firmennamen.

Aber wer ist DDN? Auf einer Zoom-Veranstaltung der IT Press Group, auf denen in der Regel vor allem nicht so bekannte und nicht so erfolgreiche Startups aus der amerikanischen Gründerszene präsentiert werden, war DDN nicht zum ersten Mal dabei. Wir trafen Bouzari und Bloch schon mehrmals an ihrem Firmensitz im kalifornischen Silicon Valley, einem bungalow-ähnlichen Flachbau inmitten anderer Niederlassungen von IT-Firmen. Jedes Mal waren die recht grossen Büroflächen so gut wie leer und in nur wenigen Cubicles fanden sich überhaupt ein paar Bücher und Kaffeetassen, die auf gelegentliche Benützung hindeuteten. Eine eher surreale Szene. Ein oder zweimal war beim abendlichen Treffen in einem (guten, eleganten) Restaurant irgendwo im Valley auch Bouzari dabei – ein gebildeter, erfahrener IT-Manager, mit dem man sich auch über nicht-IT-bezogene Themen gut unterhalten konnte. (Bei einem späteren Besuch in London habe ich ihn auch mit einer reizenden Begleiterin in einem dortigen Kunstmuseum angetroffen.)

Bei DDN ist man stolz darauf, die "grösste Storage-Company in Privatbesitz auf der Welt zu sein". Sogar im Krisenjahr 2020 sei das Unternehmen weiter gewachsen. Aktuell zähle man 11.000 globale Kunden, sei seit 21 Jahren profitabel, sei weltweiter Marktführer bei HPC Storage (High Performance Computing), verfüge über zehn Techologiezentren rund um den Globus, sei auf 70 Prozent der oberen 500 der Supercomputer vertreten, habe über 150 Patente angemeldet und habe seit 2018 das Budget für Forschung und Entwicklung um 65 Prozent erhöht.

"Why DDN?"

Auf seiner Website fasst DDN ein paar Argumente zusammen, warum Kunden sich für diesen Hersteller entscheiden sollten: "Seit 20 Jahren hat DDN Systeme, Software und Lösungen entworfen, entwickelt, installiert und optimiert, mit denen Unternehmen, Service Provider, Universitäten und Regierungsstellen mehr Ergebnisse und mehr Wert aus ihren gespeicherten Daten und Informationen generieren können – im eigenen Rechenzentrum oder in der Cloud. DDN stellt hierfür Lösungen für zukūnftige Effizienz und erweiterbare Performance zur Verfügung."

Jenseits der Marketingsprache bedeutet das, dass der Hersteller bestimmte Hersteller und Technologien unterstützen will – zu den Paradekunden zählen zum Beispiel Met Office, Paypal, FMI (Friedrich Mescher Institute for Biomedical Research) oder der japanische Autokonzern Suzuki. DDN bezeichnet sich selbst als "Nummer eins bei der Storage Performance", die u. a. die "schnellste NVMe-Plattform mit über 1 TB/s und 50 Mio. IOPs auf dem Planeten" geliefert habe.

Ein weiteres Merkmal sei die besondere Flexibilität der Storage Arrays für NoSQL-Datenbanken, Fraud Detection oder Supercomputer-Storage. DDN sieht sich gut aufgestellt für spezielle Technologien wie Machine Learning, Research Computing, Big Data oder NoSQL-Analytics. Als privat gehaltene Company muss DDN keine regelmässigen Ausgaben-Gewinn-Kalkulationen veröffentlichen, man sieht sich aber auf der Gewinnschiene. Die Einnahmen seien in den letzten drei Jahren jeweils um mehr als 50 Prozent angewachsen, und der Bruttogewinn habe in diesem Zeitraum um 5 Prozent zugenommen. Neben der Übernahme von Tintri hat es weitere Zukäufe gegeben – darunter Nexenta und Intelliflash. Insgesamt sieht sich das Unternehmen konstant auf der Gewinnseite.

Auf der Kundenseite hätten, so DDN während der Press Tour, neue Entwicklungen wie 5G und "intelligente Infrastrukturen" nach verbessertem IT-Management und Senkung der Kosten verlangt, und selbst die durch die Corona-Pandemie verursachten Probleme in vielen Unternehmen hätten die Absatzchancen verbessert. Amy Medeiros von DDN scheute sich denn auch nicht vor der Prognose: "The future is bright for us."

DDN und Tintri

Ziel der Akquisition war und ist es, eine Unified Platform für die Kunden anzubieten, bei der Tintri Tools und Analytics für DDN-Umgebungen beiträgt. Ausserdem werden die Marketing-Abteilungen von beiden bisher getrennt operierenden Firmen zusammengelegt und es soll gemeinsame Analytics- und Management-Aktivitäten geben, um gegenüber Kunden und Partnern einheitlich aufzutreten. Diese Zielsetzung soll auch für die weiteren, bisher getätigten Akquisitionen von Nexenta und Intelliflash gelten (ursprünglich Tegile Systems, 2017 von Western Digital übernommen und 2019 an DDN weiterverkauft).

Die gemeinsame "intelligent infrastructure" enthält heute neben diversen Array-Produktlinien u.a. folgende Bausteine:
- Auf DDN-Seite a3i, Dataflow, exa5: für AI, Analytics, Big Data, Supercomputing. Diese Appliances und Lösungen sind laut Hersteller optimiert für grosse Datensätze und "Performance-hungrige" Anwendungen bei daten-intensiven Unternehmen.
- Auf Tintri-Seite: VMstore, Intelliflash, Nexentastor: für Enterprise, Telco, Virtualized Data Center. In diesem Bereich geht es um die Storage-Optimierung bei geschäftskritischen Anwendungen durch Analytics und Automatisierung, um IT-Veränderungen zu ermöglichen.

Während die VMstore-Arrays von Tintri besonders für Workloads von virtuellen und von SQL-Servern geeignet sind, sind die Intelliflash-Arrays mehr von allgemeiner Natur. Sie bieten sowohl All-Flash- und hybriden Flash/Festplatten-Speicher für Datenbanken und Virtualisierung als auch Data-Protection-Workloads, die für Block- und File-Daten gebraucht werden.

Analyst Eric Burgener von IDC beschreibt die Vorteile der Integrationsanstrengungen von DDN relativ vorsichtig: "Indem DDN eine gemeinsame Plattform für seine At-Scale- und Enterprise-Geschäftsbereiche anstrebt, will man bei den Entwicklungsprozessen Kosten einsparen und den Kunden zugleich Vorteile bei der Zuverlässigkeit, dem Management und bei neuen Releases zur Verfügung stellen."

Man kann es vielleicht auch so ausdrücken: Noch sind nicht alle Würfel gefallen bei der Neuausrichtung und Integration der verschiedenen zusammengekauften Elemente auf den Hardware- und Software-Seiten der "neuen DDN". Vielleicht sieht sie in ein paar Monaten schon etwas anders aus. Um so wichtiger dürfte es sein, dass Kunden und Interessenten ihre Erfahrungen miteinander austauschen, in der Anwendergruppe oder im direkten Kontakt. Auf seiner Webseite stellt DDN eine Reihe von Anwenderbeispielen vor: https://www.ddn.com/customer-use-cases/. Auf Twitter gibt es ferner ein kurzes Video der DDN User Group: https://twitter.com/i/web/status/1351575654345691138.

DDN-Co-Gründer Alex Bouzari (Bild: zVg)
DDN-Co-Gründer Alex Bouzari (Bild: zVg)
DND-Co-Gründer Paul Bloch (Bild: zVg)
DND-Co-Gründer Paul Bloch (Bild: zVg)
DDN und Tintri
DDN und Tintri