Wenn es gelingt, herkömmliche Arbeitsprozesse mit einem spielerischen Charakter zu versehen, haben die Mitarbeiter nicht nur mehr Spass an ihrer Arbeit, sondern sind darüber hinaus auch produktiver.

Diese grundlegende These bildet den Hintergrund für eine Reihe neuer Internetangebote, die versuchen, gängige Arbeitsabläufe am Computer mit Elementen von Videospielen zu verbinden. Bestes Beispiel hierfür ist "The Email Game", eine Anwendung, die den Posteingang von Gmail- oder Google-Apps-Konten in ein interaktives Spielfeld verwandelt und ganz nebenbei auch die E-Mail-Handhabung der User verbessern soll. "Wir werden die Art und Weise, wie die Welt E-Mails wahrnimmt, für immer verändern", heisst es auf der Webseite des US-Unternehmens Baydin, das sich auf die Entwicklung kreativer Lösungen im Bereich der E-Mail-Kommunikation spezialisiert hat. Dabei gehe es aber nicht nur darum, den Menschen ihre tägliche Arbeit durch die Einbeziehung eines gewissen Spassfaktors zu erleichtern. Den Anwendern wird zudem auch versprochen, dass sie durch die regelmässige Nutzung der Anwendung um bis zu 40 Prozent schneller werden, was die Abwicklung des eigenen E-Mail-Verkehrs betrifft.

"Ich halte den Ansatz für ziemlich unbrauchbar. Die Einbeziehung von Spielelementen in den Arbeitsprozess ist nur dann sinnvoll, wenn die Kreativität der Mitarbeiter gesteigert werden soll", meint Unternehmensberater Bernd Höhne. Im Fall des E-Mail-Verkehrs sei aber vor allem Präzision und nicht Kreativität gefragt. "Es gibt nur eine Möglichkeit, die Effektivität der E-Mail-Kommunikation zu steigern: Der E-Mail-Verkehr muss auf solche Kontakte beschränkt werden, die für das eigene Geschäft unbedingt notwendig sind", so Höhne.

Das Prinzip von "The Email Game" ist dabei denkbar einfach: Wer über ein Gmail- oder Google-Apps-Konto verfügt, muss auf der entsprechenden Homepage lediglich seine E-Mail-Adresse eingeben. Ein Klick genügt und die Anwendung hat Zugriff auf den jeweiligen Posteingang. Dort wartet gleich die erste Spielaufgabe auf den User, dem pro Nachricht 90 Sekunden Zeit gegeben werden, um zu entscheiden, wie er reagiert. Je nachdem, wie bzw. wie schnell die Reaktion ausgeführt wird, erhält der "Spieler" dann Punkte gutgeschrieben oder abgezogen.

Wird eine E-Mail beispielsweise innerhalb des erlaubten Zeitlimits archiviert, gekennzeichnet oder per "Boomerang"-Funktion in eine automatische Wartesschleife geschickt, werden Pluspunkte verteilt. Wenn der Nutzer die Zeitvorgabe überschreitet oder auf "Überspringen" klickt, werden ihm Minuspunkte angerechnet. Wer sich dafür entscheidet, eine E-Mail zu beantworten, hat dafür drei Minuten Zeit. Bei ausführlicheren Antworten kann mithilfe des "Add time"-Buttons zusätzliche Zeit beantragt werden.



Der Online-Stellenmarkt für ICT Professionals