Die EU sagt dem chinesischen Billig-Onlinehändler Temu den Kampf an und leitet dazu ein formales Verfahren ein. Die Brüsseler Behörde verdächtigt Temu, gegen das EU-Gesetz für digitale Dienste zu verstossen und will nun unter anderem prüfen, ob die Plattform etwa ausreichend gegen den Verkauf illegaler Produkte vorgeht. Dabei gehe es laut EU-Kommission um gefälschte oder sogar gefährliche Produkte auf der Plattform.
Laut der Behörde würden bestimmte unseriöse Händler wieder auf der Plattform auftauchen, nachdem sie gesperrt worden seien. Die Vizepräsidentin der Kommission, Margrethe Vestager, forderte Temu auf, sicherzustellen, dass die Produkte auf der Plattform "den EU-Standards entsprechen und den Verbrauchern nicht schaden".
Im Rahmen des Verfahrens will die EU-Kommission auch das Design der Online-Plattform untersuchen, welches Käufer durch Belohnungsprogramme "potenziell süchtig" machen und zu ungeplanten Ausgaben verleiten soll. Das könne negative Folgen für das körperliche und geistige Wohlbefinden der Verbraucher haben. Die Kommission will nun weiter Beweise sammeln, etwa durch Befragungen. Die Brüsseler Behörde hatte bereits ähnliche Verfahren gegen X, Tiktok und Aliexpress eröffnet.
Durch die Eröffnung eines offiziellen Verfahrens zieht die EU-Kommission die Daumenschrauben für den 2022 von der PDD Holding gegründeten Billig-Onlinehändler mit Hauptsitz in Shanghai weiter an. Hintergrund ist das EU-Gesetz für Digitale Dienste (Digital Services Act, DSA), das grossen Online-Plattformen besondere Sorgfaltspflichten auflegt. Bei nachgewiesenen Verstössen kann die EU-Kommission ein Bussgeld von bis zu sechs Prozent des weltweiten Jahresumsatzes verhängen. Seitens Temu zeigt man sich nun zur Zusammenarbeit mit den europäischen Behörden bereit. Ziel des Unternehmens sei ein "sicherer, vertrauenswürdiger Marktplatz für Verbraucher", so ein Temu-Sprecher.