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Dass Google Deepmind echte Patientendaten zur Testung seiner App "Streams" genutzt hat, ist "rechtlich unzulässig". Davor hat die britische Datenschutzbeauftragte für den Gesundheitsbereich, Fiona Caldicott, bereits im Februar gewarnt. Ihr Schreiben an den Leiter des Royal Free Hospital in London, welches Google Deepmind 1,6 Mio. Patientenakten zur Verfügung gestellt hat, wurde nun "Sky News" zugespielt.

Google Deepmind arbeitet an der Entwicklung einer Anwendung, die mithilfe eines Algorithmus herausfinden soll, ob sich bei Patienten ein Nierenversagen ankündigt. Zuerst wurde die App nur mit fiktiven Daten getestet, aber im April 2016 wurde bekannt, dass "Streams" in einem zweiten Schritt auch an echten Daten über Blutdruck, Alter, Symptome und andere persönliche Informationen getestet wird. Jedoch wurden nicht alle Patienten gefragt, ob ihnen das auch recht ist.

Caldicott hat Krankenhausleiter Stephen Powis gerügt, weil er eine Grenze überschritten habe. "Mein Gremium und ich sind der Ansicht, dass der Grund für den Transfer von 1,6 Mio. identifizierbaren Krankenakten zu Google Deepmind das Testen der Applikation war, und nicht die Bereitstellung von direkter Betreuung der Patienten", so die Datenschutzbeauftragte. Sie bezweifelt, dass die Patienten ihre Zustimmung dafür gegeben hätten, schliesslich seien nur die Wenigsten von akutem Nierenversagen betroffen.

Noch strengere Worte findet Phil Booth von der Datenschützergruppe Medconfidential: "Es hätte rechtmässige Wege für Deepmind gegeben, die App zu entwickeln, die sie verkaufen wollen. Stattdessen haben sie gegen das Gesetz verstossen und dann auch noch die Öffentlichkeit darüber belogen. Eine so grosse Missachtung der Medizinethik zugunsten kommerzieller Interessen - deren Vision von 'Patientenversorgung' nicht viel weiter reicht als der Business-Plan - darf sich nie mehr wiederholen."

"Krankenschwestern und Ärzte haben uns gesagt, dass Streams schon jetzt die Behandlung von Notfällen am Royal Free beschleunigt und mehrere Stunden pro Tag eingespart werden. Die Daten, die für die Testung verwendet wurden, waren vom Royal Free immer strikt kontrolliert und wurden nicht für kommerzielle Interessen in Kombination mit Google-Produkten, -Diensten oder -Anzeigen verwendet - und werden das auch nie", verteidigt ein Deepmind-Sprecher die Vorgangsweise. Die britische Datenschutzbehörde ICO soll in den kommenden Tagen über den Fall urteilen.
http://www.royalfree.nhs.uk
https://medconfidential.org
http://ico.org.uk



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