Innovatives KI-System hilft Blinden bei der Orientierung (Fotos: intel.com)

Blinde und Sehbehinderte brauchen künftig weder Führhund noch Stock, wenn sie sich allein in der Öffentlichkeit bewegen wollen. Die Aufgabe, ihnen den richtigen Weg zu weisen, übernimmt ein System, das Forscher der University of Georgia entwickelt haben. Die Software basiert auf Künstlicher Intelligenz und läuft auf einem Laptop. Dieser steckt in einem Rucksack, den der Blinde trägt. Auch gehört ein GPS-System dazu, das für die Navigation zuständig ist, und Kameras, die mit einem Bildverarbeitungssystem gekoppelt und an einem Gürtel befestigt sind, in den auch die Stromversorgung integriert ist.

Die Software ist darauf trainiert, alle Verkehrsteilnehmer, von Fussgängern über Hunde bis hin zu Pkws und Bussen, zu erkennen und als solche zu identifizieren. Die jeweiligen Erkenntnisse teilt die Software mithilfe einer synthetischen Stimme dem Blinden mit, der sie dank eines Bluetooth-Ohrlautsprechers hört. Er wird über die Art der Hindernisse und ihre Entfernung informiert. Ausserdem erkennt das System die Bodenbeschaffenheit, Bordsteine und selbst herunterhängende Zweige, dazu auch die meisten Verkehrszeichen einschliesslich Ampeln. Die Kameras laufen mit der "Movidius VPU" von Intel und werden mit Openvino programmiert. Das ist ein kostenloses Toolkit, speziell entwickelt für maschinelles Lernen.

In der Praxis läuft es so ab: Der Sehbehinderte schnallt sich den Gürtel um und legt den Rucksack an. Dann kann er sich, vorausgesetzt, die Batterien sind voll, bis zu acht Stunden lang frei bewegen. Das System beschreibt dem Nutzer die Nahumgebung. Es antwortet auf Fragen und warnt, wenn sich der Träger einem Hindernis nähert, etwa einem Blumenkasten oder einer Parkbank. Es macht den Nutzer auch auf Zebrastreifen aufmerksam und auf bevorstehende Strecken mit Gefälle oder Steigung. Mit einiger Übung kann sich der Blinde zügig bewegen, ohne an ein Hindernis zu geraten, versprechen die Entwickler.