Bild: Lightbits Lab

Manchmal könnte man denken, dass so manches Unternehmen nur auf eine globale Krise wie die von Covid-19 gewartet hat, um seine existierenden Angebote noch intensiver als die am besten geeignete Lösung anpreisen zu können. Lightbit Labs aus Israel stellt in dieser Hinsicht keine Ausnahme dar.

Eran Kirzner, CEO und und Co-Founder, betonte vor kurzem: "Covid-19 betrifft alle Unternehmen rund um den Globus, da sie ihre Bedürfnisse und Budgets neu definieren müssen. Gleichzeitig erkennen immer mehr Unternehmen, dass sie eine digitale Transformation bei sich vornehmen müssen. Verteilte Speicherlösungen wie unser SDS-Angebot LightOS reduzieren die TCO (Total Cost of Ownership) und verbessern die Flexibilität, was ein integraler Bestandteil einer digitalen Transformation ist: Sie sparen Zeit und Geld. Wir glauben, dass neu auftretende Probleme eine Gelegenheit für Wachstum sind und dass die IT-Industrie insgesamt aus dieser Krise gestärkt hervorgehen wird." (Interview in Storagenewsletter vom 7. Mai 2020)

Der reale Kern solcher Botschaften besteht darin, dass es tatsächlich für alle enger werden wird: Arbeiter und Angestellte werden in besonders von Covid-19 betroffenen Ländern ihre Posten verlieren – nicht nur wegen der Pandemie selbst gerät ihre Existenz in Gefahr. Und das zeichnet sich nicht nur in besonders betroffenen Ländern wie derzeit den USA oder UK ab. In der drohenden weltweiten Krise in einem historisch bisher nicht gekannten Ausmass werden grosse, mittlere und kleinere Hersteller oder Lieferanten in vielen Branchen Marktanteile oder mehr verlieren – die Aufkäufer sind bereits unterwegs. Unterstūtzung aus überbordenden Staatskassen wird nicht alle retten können.

Aber wird es überhaupt mehr als nur vorübergehende Notlösungen geben können? Oder doch neue Marktchancen für besonders gewitzte IT-Anbieter? Derzeit überbieten sich viele Hersteller eher nur in Marketing-Kapriolen. Für Anwender ist es erst Recht an der Zeit, sich die Vorgaben der IT-Hersteller besonders genau anzusehen.

Lightbit Labs: neuer Stern am Storage-Himmel?

Auch für Lightbit Labs, dem 2016 gegründeten Unternehmen aus Israel mit zur Zeit etwa 70 Angestellten in Israel und im Silicon Valley, steht eine besondere Bewährungsprobe bevor. Die bisherigen zwei Finanzierungsrunden des Startups verliefen vielversprechend und erbrachten insgesamt 55 Millionen Dollar. Zu den Investoren gehörten Cisco Investments, Dell Technologies Capital, Micron, Square Peg Capital, Waldon International und verschiedene Angel Investors – an der Spitze Avigdor Willenz, ein "Urgestein" der Szene der IT-Technologie in Israel.

Im Jahr 2019 brachte das Startup das All-Flash Array "SuperSSD" heraus, das das eigene Betriebssystem LightOS und die selbst entwickelten Hardware-Karten "LightField" zur Beschleunigung des Datenverkehrs benützt. Das Speichergerät erhält Zugang zu Servern im Unternehmensnetzwerk über eine standardmässige und gūnstige bestehende Ethernet-Infrastruktur, auf der das Protokoll NVMe over TCP zum Einsatz kommt.

Mehrere Mitglieder des Teams von Lightbits Labs waren in der Vergangenheit an der Ausarbeitung des NVMe-Standards beteiligt und gehörten zu den Entwicklern von NVMe over Fabrics (NVMe-oF) – ein Alleinstellungsmerkmal in dem umkämpften NVMe-Protokoll-Marktsegment, in dem sich unter anderen Start-ups wie Apeiron, E8, Excelero, Kaminario und Pavilion Data Systems und Branchengrössen wie Dell EMC, IBM, HPE, Hitachi Vantara, Netapp und Pure Storage tummeln. Andere Protokolle wie Fibre Channel oder iSCSI waren laut CEO Eran Kirzner entweder zu teuer oder technisch überholt und zu langsam.

In deutlichem Gegensatz zu anderen NVMe-oF-Lösungen setzt die NVMe/TCP-Variante von Lightbits Lab auf die Trennung von Storage und Compute, ohne die bestehende Netzwerkinfrastruktur oder Clients im Rechenzentrum zu tangieren. Laut Angaben des Herstellers liefert man die gleichen IOPS-Werte wie direkt angeschlossene NVMe-SSDs und bis zu 50 Prozent geringere Latenzen bei der Datenübertragung.

LightOS arbeitet mit einem Global Flash Translation Layer (GTFL) und Thin Provisioning, mit dem die Daten ūber die SSD-Platten verteilt werden. Mit Lightfield bietet der Hersteller Funktionen wie Hardware-Komprimierung und Erasure Coding an, womit beim Ausfall von SSDs alle redundanten Daten für die Wiederherstellung gesammelt werden, ohne dass sie auf die Host-CPU weitergeleitet werden müssen. Durch den Aufbau von Clustern aus mehreren SuperSSD-Geräten will Lightbits Labs Hochverfügbarkeit liefern.

Neben der Hardware-Box stellt man auch eine SDS-Lösung (Software-Defined Storage) für verschiedene Hardware-Basissysteme zur Verfügung. Sie umfasst die Elemente skalierbaren Storage, standardmässige Netzinfrastruktur und umfangreiche Data Services auf Software- und Hardware-Ebene, heisst es bei dem Hersteller. Der Fokus liegt gegenwärtig noch auf Installationen in Rechenzentren, doch für 2021 ist ein hybrider Ansatz zusammen mit Cloud-Lösungen geplant.

Lightbits Lab bezeichnet die eigene Lösung auch als "shared disaggregated", wenn sie in einer HCI-Umgebung eingesetzt wird. Mit VMware entwickelt man zusammen einen Ansatz, bei dem mehrere vSAN-Cluster miteinander verbunden werden und externer Speicher eingesetzt wird, was sonst bei HCI nicht üblich ist. Weitere HCI-Angebote sind in Vorbereitung.

Das Besondere an einer Hyper-Converged Infrastructure (HCI) besteht darin, dass die Komplexität von externem (oder "disaggregated") SAN-Storage entfernt und durch einfachere IT-Blöcke innerhalb des Systems ersetzt werden soll. Cluster von HCI-Systemen kombinieren Server, Hypervisor, Speicher und Netzwerk in einzelnen server-basierten Boxen miteinander. Performance und Kapazität werden durch das Hinzufūgen weiterer Systeme zu dem Cluster erhöht

Ein Problem bei bestehenden Cloud-Lösungen anderer Hersteller besteht laut Kirzner in ihrer erhöhten Fehlerrate. Mit LightOS v2.0 hat der Anbieter deshalb bereits einen Mechanismus eingebaut, der gerade bei Skalierung gegen den Ausfall von Services und gegen Datenverlust helfen soll. Er bietet eine automatische Wiederherstellung bei Server-Ausfällen und Problemen mit der Datenbasis in Cluster-Umgebungen. Ein LightOS-Cluster kann über komplette Rechenzentren verteilt werden, ist also nicht nur in einem isolierten Rack untergebracht, sondern auf mehreren Servern an verschiedenen Orten im Rechenzentrum.

Lightbits Lab betonte auf einer (virtuellen) IT Press Tour im März diesen Jahres, dass seine Technologie besonders gut funktioniert mit cloud-native Apps, NoSQL, In-Memory- und verteilten Anwendungen. Als Beispiele nannte man Cassandra, mongoDB, MySQL, PostgresSQL, RocksDB und Spark.

LightOS ist nicht an bestimmte Plattformen oder Server-Hersteller gebunden. Es arbeitet mit jedem Server zusammen, den ein Kunde auswählt. Lightbit Labs besitzt allerdings eine spezielle OEM-Partnerschaft mit Dell Technologies, in der LightOS für Dell PowerEdge unterstützt wird. Außerdem gibt es eine OEM-Beziehung mit International Computer Concepts (ICC). Im Sommer 2020 soll es nähere Details zu der geplanten Kooperation mit VMware und zu Lösungen für Container-Anbieter geben.

Markttrends, die den Bedarf ankurbeln (Bild: Lichtbit Labs)
Markttrends, die den Bedarf ankurbeln (Bild: Lichtbit Labs)
Bild: Lightbit Laps
Bild: Lightbit Laps
Eran Kirzner_ Co-Founder und CEO von Lightbit Labs (Bild: zVg)
Eran Kirzner_ Co-Founder und CEO von Lightbit Labs (Bild: zVg)