Zwar haben die Corona-Wellen die Menschen kurzzeitig verstärkt an die Computer zurückgebracht, am grundsätzlichen Siegeszug des Mobile-Shoppings tut dies aber offensichtlich keinen Abbruch, wie eine aktuelle Studie der Schweizer Online-Händler von Digitec und Galaxus belegt.
Gemäss Digitec und Galaxus wurden im Frühjahr 2016 erst etwas mehr als eine von zehn Bestellungen mit dem Handy getätigt. Ende 2020 hingegen waren es bereits vier von zehn, wie die Auswertung des Kundenverhaltens der letzten Jahre ergab.
Allerding hätten die beiden Corona-Wellen den Handy-Trend kurz abgebremst, heisst es. Insbesondere im März, aber auch im Oktober des vergangenen Jahres sei der Anteil der Bestellungen per Computer stark – und zwar auf Kosten der Einkäufe mit dem Smartphone - angestiegen, so die Untersuchung der Online-Händler. Der Zusammenhang mit den Home-Office-Empfehlungen von Bund und Unternehmen liege nahe, denn wer nicht pendelt, zücke auch weniger häufig das Handy für den Einkauf unterwegs, so Digitec und Galaxus. Gemäss einer Auswertung der ETH Zürich sei die/der SchweizerIn im März und April 2020 rund 90 Prozent weniger Zug und Tram gefahren als sonst üblich. Ausserdem falle es zuhause leichter, nebenbei mit dem Arbeitscomputer Windeln oder eine Game-Konsole zu bestellen, als wenn die Kollegen und Vorgesetzen auf unseren Bildschirm schielen könnten.
Im Sommer, als man angesichts der tiefen Fallzahlen aufatmen konnte, sowie im Dezember mit seinen Feiertagen, habe der Anteil der Einkäufe mit dem Smartphone jedoch wiederum neue Rekordwerte erklommen.
Besonders Handy-affin sind den Auswertungen zufolge die Westschweizer Kunden von Digitec und Galaxus: Seit 2017 seien sie bei den Einkäufen mit dem Smartphone Trendsetter. Inzwischen shoppten die Romands bei fast jedem zweiten Einkauf mit ihren Handys. Folgten sie weiter der Trendlinie, so sollten sie bis Ende 2021 bereits 60 Prozent ihrer Online-Käufe mobil erledigen, heisst es weiters.
Seit Anfang 2020 haben die Einkäufe via Handy aber besonders im Tessin stark zugelegt, betonen die Auswerter: Das scheinbar ewige Schlusslicht habe in der Pandemiezeit den Abstand zur Deutschschweiz beinahe wettgemacht. Sowohl die Deutschschweizer als auch die Tessiner Kunden von Digitec Galaxus erledigen demnach ihre Einkäufe inzwischen in vier von zehn Fällen mit dem Handy.
Die Schallmauer der 50 Prozent Mobile-Einkäufe haben bei Digitec Galaxus übrigens die Frauen bereits durchbrochen: Nach einem kurzen Taucher im Oktober und November hätten diese im Dezember über 51 Prozent ihres Online-Shoppings mit dem Handy erledigt, lassen Digitec und Galaxus wissen. Bei den Männern lag der Anteil Ende 2020 dagegen erst bei 36,5 Prozent. Aber auch bei ihnen zeige die Kurve steil nach oben.
Grosse Unterschiede gebe es auch beim Alter. Die Faustregel laute: Je älter die Online-Shopper, desto eher kaufen sie per Computer oder Tablet ein. Und im Umkehrschluss: Je jünger jemand ist, desto häufiger zückt er oder sie für den Einkauf das Handy.
Die Produktkategorien mit dem grössten Handy-Anteil bei den Einkäufen sind den Angaben zufolge Spielzeug, Mode und Erotik. Das Digitec-Sortiment – also etwa Druckerpatronen, Notebooks oder Games – kaufe das typischerweise männliche Klientel dagegen hauptsächlich via PC.
Die verhältnismässig kleinen Bildschirme und die entsprechend mangelnde Übersicht dürfte in der Vergangenheit viele Online-Shopper vom Einkauf mit dem Handy abgehalten haben, betonen die Studienmacher. Der Trend zu grösseren Smartphone-Displays habe sich in den letzten Jahren aber akzentuiert. Viele Onlinehändler böten ihren Kunden heute zudem Shops, die sich im Layout dynamisch dem Endgerät anpassten. Und auch die Shopping-Apps würden immer raffinierter. Digitec Galaxus gehe deshalb davon aus, dass der Anteil der mobilen Einkäufe auch in den kommenden Jahren weiter zulegen werde. Aber die grosse Frage sei, was danach komme. Teilweise schon Realität seien beispielsweise Bestellungen per Sprachassistenten. Denkbar sei auch, dass Augmented- oder Virtual-Reality-Funktionalitäten das nächste grosse Ding im E-Commerce sein könnten.
