Der neue Intel-Boss Lip-Bu Tan hat offenbar bereits vor seiner Ernennung Pläne für eine Sanierung des kriselnden US-Chip-Riesen geschmiedet. Insidern zufolge sollen die KI-Anstrengungen verstärkt, die Halbleiter-Fertigung umgebaut und Leute entlassen werden. Vor allem im aufgeblähten mittleren Management wolle Tan Stellen streichen, heisst es in einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters.
Bei Anlegern kamen die Pläne gut an. Die Aktien der einstmaligen Chipkönigin stiegen an der Wall Street um gut ein Prozent, nachdem sie bereits in der vergangenen Woche als Reaktion auf Tans Ernennung um gut 16 Prozent nach oben geklettert sind.
Dylan Patel, Gründer des Research-Hauses SemiAnalysis, begrüsste den möglichen Jobabbau. Der im Dezember geschasste Intel-Chef Pat Gelsinger sei "zu nett" gewesen. "Er wollte Beschäftigte des mittleren Managements nicht in dem Umfang entlassen, wie es nötig gewesen wäre." Gelsinger hatte als Reaktion auf die jahrelange Talfahrt des einst weltgrössten Halbleiter-Herstellers im vergangenen August ein milliardenschweres Sanierungspaket aufgelegt, in dessen Rahmen konzernweit bis jetzt etwa jeder sechste Arbeitsplatz weggefallen ist. Ungefähr zu dieser Zeit hatte Tan, der frühere Chef der Softwarefirma Cadence, den Verwaltungsrat von Intel verlassen.
Gemäss den Insiderkreisen sei es ein weiteres Ziel von Tan, aggressiv Kunden für Intels Auftragsfertigung anzuwerben. Darüber hinaus soll die Produktion von Hochleistungsprozessoren für Künstliche Intelligenz (KI) wieder aufgenommen werden. Bis zur Entwicklung eines konkurrenzfähigen Chips wird es Experten zufolge aber mindestens bis 2027 dauern. Intel teilte hierzu lediglich mit, dass Tan im engen Austausch mit Kunden, Mitarbeitern und dem Management die Grundlage für künftigen geschäftlichen Erfolg schaffen werde.
Jedenfalls hat Intel den KI-Trend mehr oder weniger verschlafen und ist vor allem bei ertragsstarken KI-Prozessoren für Server keine Konkurrenz für den Weltmarktführer Nvidia. Gleichzeitig hinkt das Unternehmen mit Sitz im kalifornischen Santa Clara in der Auftragsfertigung technologisch dem Rivalen TSMC aus Taiwan hinterher. Hier soll Intels neue Produktionstechnik "18A“ den Durchbruch bringen, deren Einführung aber von Problemen verzögert wird.

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