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Im sechsten Jahr seit der Gründung 2010 durch Rackspace und die Nasa ist Openstack endgültig in der Welt der Unternehmen angekommen. Auf dem letzten Openstack Summit, der Ende Oktober 2016 in Barcelona stattfand, waren über 5.200 Entwickler, zahlreiche Aussteller und Vertreter von Mitgliedsfirmen und Interessenten präsent. Zusätzlich zu den bisherigen acht Platinum-Mitgliedern der Openstack Foundation (AT&T, Cononical/Ubuntu, HPE, IBM, Intel, Rackspace, Red Hat und Suse) und 16 Gold-Mitgliedern wurden sechs neue Gold-Mitglieder aufgenommen: 99Cloud (China), City Network (Schweden), China Mobile, Deutsche Telekom, Easystack (China) und Unitedstack (China).

Hervorzuheben ist, dass besonders viele grosse Telco-Gesellschaften zu dem Entschluss gekommen sind, ihre Infrastruktur mit den Opensource-Modulen von Openstack (hauptsächlich Compute, Storage und Networking) in Form einer privaten Cloud umzubauen und zu verwalten. Auch die Swisscom war in Barcelona vertreten und stellte dort ihre Anwendung der Red Hat Openstack Platform vor: Ziel ist es, „eine hochskalierbare, offene und betriebsbereite Infrastructure-as-a-Service(IaaS)-Lösung“ intern zu installieren. Marco Hochstrasser, Leiter Application Cloud bei der Swisscom, beschreibt die Intention seines Unternehmens: „Die Mission von Swisscom ist, jedem Schweizer Bürger ‚ein Stück Cloud’ bereitzustellen, und wir sind einer der ersten Service-Provider in Europa, der ein öffentlich verfügbares, kommerzielles Cloud-Angebot in dieser Grössenordnung gestartet hat. Die Red Hat Openstack Platform ermöglicht es, unsere Cloud-Strategie einen Schritt weiter voranzubringen und dabei flexibel in vielerlei Hinsicht zu sein. So können wir unsere Cluster nach oben oder unten skalieren und unsere Deployments vollständig automatisieren; dabei konnten wir die Stillstandszeit bei Änderungen limitieren. Als Ergebnis können wir stolz festhalten, dass jetzt auch Unternehmen ausserhalb der Schweiz unsere Lösung nutzen."

Das Openstack-Modell besteht grundsätzlich darin, dass sich die Mitgliedsfirmen personell (und finanziell) an der Entwicklung von Code für eine cloud-basierte IT-Infrastruktur beteiligen. Der veröffentlichte Code steht dann allen interessierten Personen und Unternehmen frei zur Verfügung. Die Vorleistungen der Foundation-Mitglieder umfassen sehr hohe Geldbeträge (Platinum-Mitglieder zahlen pro Jahr 500.000 Dollar, Gold-Mitglieder unterschiedliche Beträge, prozentual gestaffelt je nach ihrem Umsatzvolumen), so dass die Foundation mit vielen internen Arbeitsgremien, zwei internationalen Summits pro Jahr und ständig weiter entwickeltem Code auf soliden Füssen steht.

Im Oktober wurde unter dem Namen „Newton“ das 14. Release der Openstack-Software vorgestellt, das Architektur- und Funktionshemmnisse bei der Skalierbarkeit der cloud-basierten Infrastruktur über verschiedene Plattformen und geographische Grenzen hinweg verringern soll. In der Vergangenheit hatten Anwender wiederholt darüber geklagt, dass sich Komponenten von Openstack wie Nova (Compute), Horizon (Dashboard), Swift (Storage) nicht einfach hoch- und herunterskalieren lassen. Ausserdem wurde immer wieder moniert, dass man nur kompliziert von älteren zu neuen Releases upgraden könne.

Beobachter wie der Analyst Pini Cohen von STKI aus Israel bestätigten Openstack, dass die Produkte nun insgesamt eine höhere Reife besitzen. Dies würde zu einer weiteren Verbreitung dieses Opensource-Layers für interne Cloud-Umgebungen führen.

Neu vorgestellt wurden in Barcelona ferner „Magnum“, ein API-Dienst für das Zusammenspiel von Containern in Clustern, und „Kuryr“, ein Container-Netzwerkprojekt. Zusammen mit „Ironic“, dem Hardware-Bereitstellungsdienst, sollen sich Container und sowohl virtuelle als auch physische Infrastruktur besser integrieren lassen.

Openstack-Implementierungen erfordern nach wie vor ein hohes Mass an entsprechendem Know-how und an Praxiserfahrung. Ähnlich wie sich das schon im Umfeld des Opensource-Betriebssystems Linux gezeigt hatte, war in Barcelona auch eine grössere Rolle von Service-Providern für Openstack zu registrieren. Gartner spricht in einer Studie von einer „competitive landscape“, die in erster Linie durch Canonical, HPE, IBM, Mirantis, Rackspace, Red Hat, Suse und VMware bestimmt wird (Gartner Research, Competitive Landscape: Openstack Distributions and Support Service Market, 5. 2. 2016).

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Über 5200 Entwickler nahmen am Openstack Summit in Barcelona teil (Bild: Veranstalter)
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Berichtete am Openstack Summit über die Openstack-Erfahrungen beim Cern: Tim Bell (Foto: Veranstalter)