Reddit: Portal verteidigt COVID-'Dissidenten' (Foto: Brett Jordan, unsplash.com)

Das Social-Media-Portal Reddit will nicht stärker gegen die Verbreitung von Corona-Falschinformationen vorgehen - und das, obwohl manche Moderatoren sich eben das gewünscht haben. "Dissent ist ein Teil von Reddit und das Fundament der Demokratie", begründet Unternehmens-CEO Steve Huffman dies in einem Posting. Man selbst glaube sehr wohl, das Impfungen und das Einhalten von Regeln der "Centers for Disease Control" (CDC) der richtige Weg durch die Pandemie sei.

Huffman betont, dass Reddit während der Pandemie bemüht gewesen sei, Experteninformation zugänglich zu machen, unter anderem auch mit Bannern, die Anwender zu den Seiten der CDC leiten. Allerdings haben sich Subreddits, also einzelne Communitys auf der Plattform, herauskristallisiert, in denen User gerne Falschinformationen und Verschwörungstheorien zu Covid-19 und Impfungen verbreiten. Deshalb haben diese Woche eine Reihe von Moderatoren gefordert, zumindest Subreddits zu sperren, die offenbar nur diesem Zweck dienen.

Eben das wird nicht geschehen. "Wir wissen, dass nicht alle mit dem aktuellen Ansatz einverstanden sind, uns alle durch die Pandemie zu bringen, und einige sind immer noch misstrauisch gegenüber Impfungen", meint Huffman. Dissens sei wichtig. "Reddit ist ein Ort für offene und authentische Diskussionen und Debatten", schreibt er weiter. Dazu gehöre, den allgemeinen Konsens infrage zu stellen oder ihm zu widersprechen, ebenso wie diejenigen zu kritisieren, die mit der Mehrheitsmeinung nicht übereinstimmen. Und dazu gehöre, Kritik an Reddits Entscheidungen darüber, welche Communitys sie erlauben, zu äussern.

Auf den ersten Blick mögen Huffmans Argumente durchaus vernünftig klingen. Allerdings verschweigt er, dass Nutzer auf der Platform recht schnell Communitys finden werden, die selbst kaum Widerspruch gegen die dort vorherrschende Meinung dulden. In manchen Ccorona-Leugner- und Anti-Vaxxer-Communitys machen die jeweiligen Community-Moderatoren sehr schnell Gebrauch von ihrer Möglichkeit, Dissidenten durch Bans mundtot zu machen. Von einer "offenen und authentischen Diskussion" kann in solchen Fällen also ohnehin nicht die Rede sein. Von einer Anbiederung an eben solchen Gruppen möglicherweise schon.



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