Die Schweizer ängstigen sich unter anderem vor Überwachung (Symbolbild: Kapi/May-Britt Nyberg)

Die Schweizer Bevölkerung sieht in digitalen Technologien grosse Vorteile, ängstigt sich aber andererseits auch vor den Risiken. In der Langzeitstudie "Digitale Schweiz – Monitor Bank WIR" zeigen sich Unterschiede nicht nur nach Altersgruppen, sondern auch punkto Einkommensniveau und Bildung der Befragten, beispielsweise bei der Furcht vor einem Arbeitsplatzverlust durch digitale Technologien.

Nicht zuletzt ausgelöst durch die Corona-Pandemie mit Themen wie Homeoffice, Fernunterricht und Covid-Zertifikaten sind digitale Themen in den Köpfen der Schweizer Bevölkerung sehr präsent. Dies zeigt die erste Durchführung der Langzeitstudie "Digitale Schweiz – Monitor Bank WIR", einem Gemeinschaftsprojekt der Hochschule für Wirtschaft der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW, GFS-Zürich und der Bank WIR. Erleichterungen in der Kommunikation oder im Alltag stehen Überforderungen und Ängsten gegenüber. Bei der offenen Frage nach den wichtigsten Themen im digitalen Zeitalter werden Cyber- und Datensicherheit, Cyberkriminalität und Überwachung am häufigsten genannt.

Fast zwei Drittel sehen gemäss der Studie in digitalen Technologien grosse bis sehr grosse Vorteile – nur fünf Prozent stehen den Technologien kritisch gegenüber. In der Befragung zeigt sich, dass einkommensstarke Gruppen mit einem hohen Bildungsniveau viele Vorteile in digitalen Technologien sehen und die Nachteile und Gefahren als geringer einschätzen. "Das birgt die Gefahr einer polarisierten Gesellschaft", warnt Prof. Marc K. Peter, Leiter Kompetenzzentrum Digitale Transformation an der FHNW Hochschule für Wirtschaft und Leiter der Studie. Die Schweiz müsse die digitale Bildungslücke schliessen, so Peter weiters.

Ein Drittel der Schweizer Bevölkerung fürchtet sich allerdings auch vor Cyberkriminalität und Überwachung durch digitale Technologien – ein Trend, der sich durch alle Altersgruppen, Einkommensstufen und Bildungsklassen zieht. Von allen denkbaren Risiken ängsten sich Befragte in der höchsten Bildungsklasse am meisten davor, mithilfe digitaler Technologien überwacht zu werden. Personen mit dem tiefsten Bildungsstand sehen die grösste Gefahr in Datenklau und Cyberangriffen. "Für die Schweiz wäre es wünschenswert, die Themen zur Cybersicherheit und Cyberkriminalität stärker zu priorisieren", sagt Studienleiter Peter.

Knapp die Hälfte der Befragten ist der Untersuchung zufolge daran interessiert, digitale Technologien zu beherrschen und Kompetenzen zu erlernen. "Dabei hängt das Interesse am Erlernen neuer Kompetenzen stark mit dem Einkommensniveau und dem Alter der Befragten zusammen", heisst es. Befragte mit Haushaltseinkommen unter 6000 Franken und tiefstem Bildungsstand haben das geringste Interesse an digitalen Technologien, obwohl sie die grösste Angst davor haben, ihren Arbeitsplatz aufgrund der Digitalisierung zu verlieren.

41 Prozent der Schweizer Bevölkerung schätzen zudem die eigenen Kompetenzen im digitalen Zeitalter als hoch ein. "Die digitalen Kompetenzen in der breiten Bevölkerung sind für die Schweiz gesellschaftlich und wirtschaftlich erfolgskritisch", so Peter weiters. Als wichtigste Kompetenzen werden von den Befragten demnach die Bereitschaft für lebenslanges Lernen, Offenheit für Neues, technisches Verständnis und Kommunikationsstärke genannt. "Die Studienteilnehmenden nannten zudem Lernbereitschaft/Neugierde und Sozialkompetenzen als weitere wichtige Fähigkeiten im digitalen Zeitalter", ist der Studie zu entnehmen. Bei der Selbsteinschätzung auf einer Skala von 1 bis 6 zeige sich, dass die digitalen Fähigkeiten von Personen mit höchstem Bildungsstand mehr als doppelt so hoch seien wie jene mit dem tiefsten Bildungsstand (Einschätzung 5 bis 6).

Die Studie "Digitale Schweiz – Monitor Bank WIR" erscheint laut den Angaben künftig zwei Mal jährlich – die nächsten Studienergebnisse sollen folglich Ende 2022 vorliegen. "Wir wollen den digitalen Puls der Schweizerinnen und Schweizer spüren und diese Ergebnisse der Öffentlichkeit regelmässig zugänglich machen", erklärt Co-Autor Volker Strohm, Leiter Corporate Communication und seitens Bank WIR verantwortlich für die Forschungszusammenarbeit.



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