Die meisten Schweizer Websites laden zu langsam (Grafik: Bain & Company)

In der Schweiz öffnen sich nur rund 10 Prozent aller mobilen Websites auf dem Smartphone in weniger als drei Sekunden. Zu diesem Schluss kommt die Studie "Your Customers Put Mobile First. Do You?" der internationalen Unternehmensberatung Bain & Company in Zusammenarbeit mit Google Schweiz. Dafür wurden die jeweils 100 meistbesuchten Websites in der Schweiz aus zehn Branchen untersucht. Das Ergebnis: Obwohl immer mehr Verbraucher mit Smartphone oder Tablet surfen und shoppen, schöpfen viele Unternehmen bislang das Potenzial des mobilen Kanals offenbar bei Weitem nicht aus.

Laut der Untersuchung landen mobile Websites zu langsam, Inhalte lassen sich nur schwer finden, verärgerte Kunden brechen ab und wechseln zum Wettbewerb. "Der mobile Kanal ist in vielen Branchen heute der wichtigste Zugangsweg für Kunden, doch viele Unternehmen unterschätzen die Bedeutung", sagt Sebastian Walter, Expert Vice President bei Bain und Co-Autor der Studie. "Damit geht ihnen Geschäftspotenzial verloren." Gemäss den Analysen von Bain und Google verlässt über die Hälfte der Mobile-Nutzer eine Website, wenn sie länger als drei Sekunden lädt. Tatsächlich benötigen rund 50 Prozent der Websites in der Schweiz fünf Sekunden oder länger, bis auf einem mobilen Endgerät ein bedeutungsvoller Inhalt angezeigt wird.

Wie die Studie weiters offenlegt, surfen schon heute täglich mehr als fünf Milliarden Menschen weltweit mit Smartphone und Tablet; 2025 sollen es sechs Milliarden sein. Allein in der Schweiz entfalle in manchen Branchen bis zu 70 Prozent des Online-Traffics auf mobile Endgeräte, im Durchschnitt seien es rund 60 Prozent. Gleichzeitig würden in Westeuropa etwa 40 Prozent aller Onlineumsätze via Smartphone und Tablet generiert. so die Studie.

Umso wichtiger sei es für Unternehmen, sich darauf einzustellen. "Bei den Internetauftritten zahlreicher Firmen sind Desktop- und Mobilversion noch schlecht miteinander verzahnt", konstatiert Gregor Doser, Industry Leader bei Google Schweiz und Co-Autor der Studie, fest. "Oft sind Websites auf mobilen Geräten noch viel zu langsam. So leidet die Kundenzufriedenheit, und Verkaufszahlen sowie Erträge können sinken."

Bain und Google haben im Rahmen der Studie drei zentrale Themen identifiziert, die das Kundenerlebnis auf dem mobilen Kanal verbessern:
- Kundenorientiertes Design: Die Kundenreise muss sich am tatsächlichen Nutzerbedürfnis orientieren. Eine Website sollte ebenso einfach wie zielführend gestaltet sein und trotzdem eingehend informieren. Bei Websites für den Zugriff von mobilen Endgeräten ist Einfachheit aufgrund der kleineren Bildschirmfläche umso entscheidender.
- Aktuelles technisches Design: Schnelle Ladezeiten und reibungslose Übergänge sind auch das Ergebnis guter Technik. Unpassende Bildgrössen sollten vermieden und unnötiger Code gekürzt werden. Kundenorientierte Load-Optimierungen beschleunigen das Laden von relevantem Content.
- Regelmässige Messung der Performance: Eine Ursache für die oft unzureichende Leistungsfähigkeit mobiler Websites sei es, dass wesentliche Kennzahlen nicht gemessen würden. Grundelemente wie die Kundenzufriedenheit, die Bounce-Rate oder der Anteil der Kaufabschlüsse sollten für den mobilen Kanal ermittelt werden, so die Studienautoren.

Unternehmen sollten daher kontinuierlich an ihren mobilen Websites arbeiten. "Rund 40 Prozent der Websites sind sechs Monate nachdem sie überarbeitet wurden wieder deutlich langsamer", sagt Bain-Experte Walter. "Entscheidend ist es, die Organisation so aufzustellen, dass die einzelnen Kanäle dauerhaft auf hohem Leistungsniveau gehalten werden. Dazu müssen oft die digitalen Unternehmenseinheiten angepasst werden."

Flexibles und gleichzeitig langfristiges Denken ist nach Ansicht der Studienmacher nötig, wollen Unternehmen mit dem rasanten Wandel hin zu "Mobile first" Schritt halten. "Weil die Konsumenten zunehmend auf mobilen Endgeräten unterwegs sind, sollten Firmen ihre Onlinepräsenz punkto mobiler Nutzerfreundlichkeit laufend prüfen und wo nötig optimieren", betont Gregor Doser von Google Schweiz.

Mobile Geräte sind für den meisten Traffic verantwortlich (Grafik: zVg)
Mobile Geräte sind für den meisten Traffic verantwortlich (Grafik: zVg)
Unternehmen passen sich nur langsam dem mobilen Trend an (Grafik: zVg)
Unternehmen passen sich nur langsam dem mobilen Trend an (Grafik: zVg)