Der deutsche Tech-Riese Siemens übernimmt die US-amerikanische Industriesoftwarefirma Altair Engineering und blättert dafür mehr als zehn Milliarden Dollar auf den Tisch. Es ist der zweitteuerste Zukauf der Unternehmensgeschichte des Konzerns mit Hauptsitz in München. Die Aktionäre von Altair erhalten gemäss Mitteilung 113 Dollar je Aktie, was einem Börsenwert von 10,6 Milliarden Dollar entspricht. Vorstandschef Roland Busch sprach von einem "bedeutenden Meilenstein für Siemens".
Siemens will mit dem Kauf von Altair sein Standbein mit Industrieautomatisierung stärken und konkret den Anteil von Software in der Sparte Digital Industries erhöhen, die sich mit der Steuerung von Maschinen und Anlagen sowie der Planung der Produktion befasst.
Wie Vorstandschef Busch betont, gewinne Siemens mit Altair zusätzliche, KI-gestützte Fähigkeiten für das Design und die Simulation von Produktionsprozessen. Die Altair-Software ergänze das Siemens-Portfolio, mit dem sich Prozesse virtuell abbilden lassen, als "digitaler Zwilling". Busch: "Es ist ein logischer nächster Schritt: Wir haben in den vergangenen 15 Jahren unsere Führungsrolle bei industrieller Software ausgebaut und zuletzt die Vorteile von Daten und KI für ganze Industrien nutzbar gemacht."
Jedoch schwächelte die Sparte Digital Industries zuletzt und hatte mit sinkenden Umsätzen zu kämpfen, weil der Konjunkturmotor in China ins Stottern gekommen ist. Die Münchner konkurrieren in der Automatisierungstechnik unter anderem mit der französischen Schneider Electric und Rockwell Automation aus den USA.
Altair Engineering ist als Produktdesign- und Entwicklungsgesellschaft auf CAE und Grid Computing fokussiert. Gegründet wurde das Unternehmen von Jim Scapa, George Christ und Mark Kistner 1985 in Troy, Michigan. Dort befindet sich noch heute der Firmenhauptsitz, weitere regionale Vertretungen gibt es in Amerika, Europa und Asien. In Troy beschäftigt Altair rund 3500 Mitarbeitende, davon rund 1400 in der Forschung und Entwicklung. Die Firma entwickelt die CAE-Software-Suite Hyperworks CAE. Zu den Produkten und Dienstleistungen zählen Product Design (PD), Hyperworks CAE Software (HW), PBS Grid Computing (PBS) und Hiqube BI. In Zusammenarbeit mit dem Studio X-Gene und anderen Unternehmen wurde das Elektroauto X-Gene GT Avant entwickelt, das 2011 erstmals vorgestellt wurde.
Siemens erwartet von der Übernahme 600 Millionen Euro mehr Umsatz im Digital-Geschäft, das wäre ein Plus von acht Prozent. Langfristig erhofft man sich einen Milliarden-Dollar-Umsatz von Altair, wenn man den Siemens-Kunden auch die Produkte der Amerikaner anbieten könne. Finanzvorstand Ralf Thomas rechnet daneben mit mehr als 150 Millionen Dollar Kosteneinsparungen. Im zweiten Jahr soll sich die Übernahme positiv im Gewinn je Aktie niederschlagen. Im abgelaufenen dritten Quartal hat Altair einen Umsatz von 151,5 Millionen Dollar erwirtschaftet, 13 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der bereinigte Nettogewinn lag bei 21,2 (2023: 12,7) Millionen Dollar.

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