Könnte mit KI verschleiert werden: Überwachung (Symbolbild: Fotolia/VG-Design)

Meredith Whittaker, die Chefin der Stiftung hinter der Chat-App Signal, hat im Rahmen der Berliner Digitalkonferenz "Republica" eindringlich vor dem aktuellen Hype um künstliche Intelligenz gewarnt. "Das Narrativ zur Vermarktung von KI dient dazu, das Überwachungsgeschäftsmodell als Kern der Tech-Industrie zu mystifizieren, zu festigen und auszuweiten", konstatierte Whittaker zum Auftakt der dreitätigen Veranstaltung am Montag. Dabei gehe es um die Kontrolle über die Beschäftigten sowie soziale Kontrolle, so die Managerin.

Dass Anwendungen mit künstlicher Intelligenz die Fähigkeit zugeschrieben wird, den Menschen überlegen zu sein, obwohl es keine Belege für diese "Mythologie" gebe, sieht die Stiftungschefin als besonderes Problem an. Entsprechend kritisierte sie die jüngste Warnung von KI-Experten, die die Technologie in einer Reihe mit existenziellen Risiken wie Pandemien und einem Atomkrieg stellten. "Es gibt keine Hinweise darauf, dass KI kurz davor steht, zu einer böswilligen Superintelligenz zu werden, oder jemals so weit sein wird", so Whittacker, die viele Jahre als Managerin für Google tätig war. Solche Warnungen lösten aber "Adrenalinschübe und Ehrfurcht" aus – und brauchten nicht einmal berechtigt zu sein, um unser Leben zu beeinflussen, so Whittacker. Und weiter: Je mehr wir uns auf diesen Hype einlassen, desto mehr Macht geben wir einer Handvoll Konzerne, uns vorzuschreiben, wie unsere Welt funktioniert und was unser Platz in ihr ist."

Bei "Signal" handelt es sich umn eine Chat-App, die von einer Nonprofit-Stiftung betrieben wird und mit Komplettverschlüsselung auf mehr Datenschutz ausgerichtet ist. Zusammen mit anderen Chatdiensten wie Whatsapp wehrt sich Signal gegen Versuche, die Verschlüsselung zur Bekämpfung von Kriminalität aufzuweichen. Die Vorstellung, dass KI solche Massnahmen mit Datenschutz vereinbaren könne, sei illusorisch, hebt Whittaker hervor.