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Die vom chinesischen Konzern Bytedance betriebene Video-App Tiktok ist ab sofort in den Vereinigten Staaten nicht mehr verfügbar. Der Dienst schaltete sich kurz vor Ablauf der Frist für einen Zwangsverkauf für die mehr als 170 Millionen US-Nutzer ab. Es dürfte sich allerdings nur um eine kurze Unterbrechung handeln, denn Donald Trump, der am Montag als nächster US-Präsident vereidigt wird, stellte Tiktok bereits eine zusätzliche Frist von drei Monaten in Aussicht.

Nach Ablauf der aufoktroierten Verkaufsfrist am Sonntag musste Tiktok dem Gesetz zufolge aus den amerikanischen App-Stores von Apple und Google fliegen und den Zugang zu technischer Infrastruktur verlieren. Für US-Dienstleister, die Tiktok danach weiter versorgen, sieht das Gesetz hohe Strafen von 5'000 Dollar pro Nutzer vor. Das könnten schnell Milliardenbeträge werden.

Tiktok und Bytedance weigerten sich in den vergangenen Monaten stets, eine Trennung überhaupt in Erwägung zu ziehen. In den USA wird befürchtet, dass die chinesische Regierung sich Zugang zu Tiktok-Daten von Amerikanern verschaffen und über die Plattform die öffentliche Meinung beeinflussen könne.

Tiktok verlangte am Freitag direkte Zusicherungen der Regierung zumindest an die wichtigsten Tech-Dienstleister. Ansonsten werde man die Plattform in den USA abschalten. Das Weisse Haus befand, man habe für genügend Klarheit gesorgt und betrachtete die Ankündigung als demonstrative Aktion. "Wir sehen keinen Grund zum Handeln für Tiktok oder andere Unternehmen bevor die Trump-Regierung am Montag übernimmt", sagte Sprecherin Karine Jean-Pierre. Tiktok schaltete sich trotzdem ab, und sogar schon vor Ablauf der Frist am Samstagabend. Auch die Videoschnitt-App Capcut und die Tiktok-Alternative Lemon8, die ebenfalls dem Bytedance-Konzern gehören, funktionierten nicht mehr. Die Bytedance-Anwendungen waren zudem nicht mehr in den App-Stores zu finden. Viele Nutzer machten ihrem Ärger Luft auf anderen Online-Plattformen wie X des Tech-Milliardärs Elon Musk. Tiktok hatte schon früher versucht, Fans der App gegen das Gesetz zu mobilisieren.

Die US-Nutzer sehen in der App nun einen Hinweis darauf, dass ein Gesetz ihren Betrieb in den USA verbiete. Dazu heisst es aber auch, Trump habe glücklicherweise in Aussicht gestellt, als Präsident mit Tiktok daran zu arbeiten, die App wieder zurückzubringen.

Trump wollte in seiner ersten Amtszeit einst selbst mit einer Verbotsdrohung den Verkauf von Tiktok erzwingen, scheiterte jedoch vor Gericht. Inzwischen entdeckte er sein Herz für die Plattform. Er sei auf Tiktok erfolgreich und habe im Rennen ums Weisse Haus dort viele junge Leute ansprechen können, argumentierte Trump. "Warum sollte ich Tiktok loswerden wollen?" Angespanntes Verhältnis zu China