Wikipedia: neue Richtlinien gegen Cybermobbing (Foto: pixabay.com, geralt)

Die Online-Enzyklopädie Wikipedia plant neue Regeln gegen Cybermobbing unter freiwilligen Autoren. Bis Ende 2020 sollen laut Stiftungsrat der Wikimedia Foundation klare Richtlinien feststehen. Das momentane System der Streitschlichtung funktioniert in der Praxis kaum, wie eine Studie des MIT schon im Jahr 2018 festgestellt hat.

"Neue Richtlinien sind längst überfällig, um mehr Objektivität bei Wikipedia-Artikeln zu schaffen. Vor allem in Deutschland ist das nötig, hier gibt es keine professionellen Mitarbeiter, sondern in erster Linie freiwillige Autoren. Die Community soll sich praktisch selbst regulieren. Dabei haben Autoren mehr Einfluss, je mehr Artikel sie verfasst haben. Dabei gibt es auch solche, die möglicherweise politische Interessen verfolgen. Deswegen braucht es Regeln, um auf Wikipedia für mehr Fairness zu sorgen", meinte etwa der Kommunikationsexperte Christian Scherg.

Der Stiftungsrat hat die Wikimedia Foundation mit der Festlegung von grundlegenden Verhaltensstandards beauftragt. Diese sollen mithilfe der Wikipedia-Community definiert werden. Anwender, die gegen die Richtlinien verstossen, soll die Plattform verbannen oder zumindest ihren Zugang einschränken. Wikipedia muss auch mehr Ressourcen in sein "Trust and Safety"-Team stecken. So soll die Plattform mehr Personal anheuern und dessen Ausbildung verbessern, um die Richtlinien richtig umzusetzen. Der Diskurs unter Wikipedia-Autoren müsse respektvoll und frei von Belästigung und Fehlinformation sein.

Einem "Verge"-Bericht zufolge gibt es häufig scharfe Konflikte zwischen Wikipedia-Autoren. Dabei geht es meistens um die Bearbeitung von kontroversen Themen oder um Qualitätsstandards bei Artikeln. Vor allem weibliche Autorinnen sind häufig von Cybermobbing betroffen. 2019 hat Wikipedia einen angesehenen, aber oft in Streitigkeiten verwickelten Autoren verbannt, was zu einer Protestwelle von anderen Wikipedia-Anwendern führte. Die neuen Richtlinien sollen solche Massnahmen künftig geordneter ablaufen