Laut Daniel Romero von der University of Michigan bewerben Wissenschaftlerinnen etwa 28 Prozent seltener als Männer ihre wissenschaftlichen Arbeiten auf Social-Media-Plattformen wie X. "Da Zitate und Erwähnungen in den Medien eine Rolle bei Einstellungs- und Beförderungsentscheidungen spielen, sind Frauen durch ihre Zurückhaltung in diesem Bereich benachteiligt", konstatiert Expertin Misha Teplitskiy.
"Die Ergebnisse geben Anlass zur Sorge über die vorherrschenden Normen in den sozialen Medien, die oft traditionell männliche Formen der Selbstdarstellung belohnen und Frauen möglicherweise davon abhalten, sich überhaupt zu engagieren", heisst es. Denn eine höhere Online-Sichtbarkeit könne auch die Verbreitung wissenschaftlicher Erkenntnisse über die akademische Welt hinaus fördern und durch Medienberichterstattung und politische Massnahmen hohe Aufmerksamkeit erlangen.
Die Kluft bei der Selbstdarstellung von weiblichen und männlichen Wissenschaftlern nimmt mit steigender Leistung und höherem Status zu und ist am ausgeprägtesten bei produktiven Frauen aus Spitzeninstitutionen, die lieber in renommierten Fachzeitschriften als in den sozialen Medien veröffentlichen.
Romero und seine Kollegen haben über einen Zeitraum von sechs Jahren die Selbstdarstellung von Wissenschaftlern anhand von 23 Millionen Tweets zu 2,8 Millionen Forschungsarbeiten untersucht, die von 3,5 Millionen Wissenschaftlern verfasst wurden. Die Arbeit wurde in der Fachzeitschrift "Nature Communications" veröffentlicht.
"Wir stellen auch unterschiedliche Folgen von Veröffentlichungen auf X in Bezug auf das Geschlecht fest. Während Selbstvermarktung mit einer Zunahme der Tweets zu Artikeln im Vergleich zum Verzicht auf Selbstvermarktung verbunden ist, ist der Anstieg bei Frauen etwas geringer als bei Männern. Unsere Ergebnisse zeigen, dass die wissenschaftliche Selbstvermarktung im Internet je nach Geschlecht erheblich variiert und zu einer messbaren Geschlechterkluft bei der Sichtbarkeit wissenschaftlicher Ideen beitragen kann", so das Resümee.
