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Der Mobile World Congress 2018 ist bereits wieder Geschichte. Die Veranstaltung, die vom 26. Februar bis zum 1. März wieder in Barcelona stattfand, war draussen von sibirischer Kälte geprägt, die über das Mittelmeer bis in die Hauptstadt Katalaniens gelangt war. Drinnen in den grossen Messehallen eilten die vielen Tausend Besucher wie gewohnt von Stand zu Stand und von Business-Deal zu Buisness-Deal, um sich über neueste Produkte zu informieren und mit Geschäftspartnern handelseinig zu werden. Wer sich vor Ort einen eigenen Eindruck verschaffen konnte, stiess in fast jeder Halle auf nicht mehr ganz taufrische Slogans. IoT (Internet of Things), Smart Cities, Driverless Cars, AI (Artificial Intelligence) oder Virtual Reality – es scheint so, als ob die IT- und Mobile-Industrie geschlossen in die gleiche Richtung marschiert.

Das gilt auch für 5G, ein Thema, das schon seit Jahren auf der Agenda steht, aber nun langsam doch Realität werden soll. Die neue Phase der mobilen Connectivity wurde überall diskutiert, plakatiert und mit vielen schmückenden Marketing-Parolen ausgestattet. So konnte man u.a. lesen: “Niemand ist besser für 5G positioniert als Nokia”, “Intel wird mit DoCoMo 5G zu den Olympischen Spielen 2020 bringen”, “Die IT-Industry kämpft für mehr Sicherbeit bei IoT und 5G” oder “Ist ihr Handy für 5G bereit?” Und Huawei aus China will sich dafür einsetzen, 5G-Lösungen fūr die Digitalisierung kompletter Industriezweige zu nutzen.

Es wurde der Eindruck vermittelt, als ob das “goldene Zeitalter von 5G” unmittelbar bevorsteht. Doch geht es erst einmal ganz praktisch um weitere Standardisierungen auf seiten der mobilen Netzwerk-Infrastrukturen und bei den Endgeräten, damit private und geschäftliche Anwender “mit Vollgas durchs Netz” düsen können. Rechneten Fachleute vor einem Jahr damit, dass 5G nicht vor 2025 produktreif sei, sprach man dieses Jahr bereits von 2020 oder 2021.

Ein neuer Report von GSMA Mobile Economy geht noch weiter und erwartet für dieses Jahr bereits einen Netzwerk-Anteil für 5G von 14 Prozent – als Folge von ersten kommerziellen Tests für 5G-Netze. Solche Infrastrukturen sollen mit Hilfe der EU in verschiedenen Regionen und Städten eingerichtet werden, in Spanien zum Beispiel in Barcelona und in Segovia.

Allerdings, und darauf weist die GSMA auch hin, wurde für den Standard 4G bis 2015 erst ein Marktanteil von 53 Prozent erwartet, während man in vielen Netzen heutzutage gerade einmal bei einem 3G-Status angelangt ist.

Schnellere 5G-Smartphones und -Netze – auch das war auf der MWC 2018 durchaus ein Thema – erfordern aber vor allem grosse Investitionen in neue mobile Infrastrukturen und in die Chip-Ausstattung neuer Handy-Generationen. Ob die Hersteller, Telcos und Carrier zu solchen Ausgaben bereit sind, nachdem sie gerade erst sehr viel in 4G investiert haben, muss sich zeigen. Gerne wird hier auf neue Anwendungsgebiete und nicht zuletzt auf die Endkunden verwiesen: Der Kunde müsse beweisen, dass er für neue Geräte (und eventuell höhere Gebühren) mehr zu zahlen bereit ist. Videostreaming und Gaming auf den kleinen Geräten bei intensiverer Auflösung sind Apps, die den Ruf nach 5G promoten sollen. Und für die Business-Welt winken neue IoT-Anwendungsfelder oder perfekte Videokonferenzen mit dem Smartphone.

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Huawei machte sich in Halle 1 breit (Bild: Wiehr)