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Der US-amerikanische Online-Versandhandelsriese macht jetzt offenbar Ernst mit seinen Plänen, im Schweizer Retail-Markt durchzustarten. Denn der Konzern hat laut der Handelszeitung mit Berufung auf einen Bericht des Westschweizer Fernsehens RTS mit der Schweizerischen Post einen Vertrag zur Abwicklung von Importen abgeschlossen. Die Post habe den Vertrag bestätigt, derzeit sollen noch die letzten Tests laufen. Vorgesehen ist der Markteintritt Amazons demnach das zweite Quartal.

Mit diesem Schritt kann der Gigant aus Seattle im US-Bundesstaat Washington sein ganzes Sortiment für Schweizer Kunden verfügbar machen, und dies immerhin rund 300 Millionen Artikel. Bislang gab es für Schweizer Amazon Kunden diverse Einschränkungen: Nicht alle Artikel wurden in die Schweiz geliefert – weder von Amazon noch von den Firmen, die ihre Produkte über die Plattform von Amazon anbieten. Ähnlich wie bei Zalando wird es auch für Amazon-Kunden nicht mehr spürbar sein, dass die Waren aus dem Ausland kommen. Auch Zalando hat mit der Post ein Abkommen, das alle Details zu Verzollung, Rücksendungen und Bezahlung regelt.

Gemäss dem Bericht der Handelszeitung hat Amazon im letzten Jahr einen Umsatz von gut 600 Millionen Franken erwirtschaftet. Experten gingen nun davon aus, dass der E-Commere-Riese diesen Wert dank dem Vertrag mit der Post innert drei Jahren um den Faktor 4 steigern könne. Gelänge dies, käme Amazon auf einen Schweizer Jahresumsatz von fast 2,5 Milliarden Franken. Zum Vergleich: Aktueller Marktführer im Online-Handel ist Digitec-Galaxus. Gemeinsam erreichten sie im letzten Jahr einen Umsatz von 834 Millionen Franken.

Amazon steigt in den Lebensmittelhandel in Frankreich ein

Aber auch an anderen Fronten gibt Amazon Gas. Nach der Übernahme der US-Supermarktkette Whole Foods wagt der Konzern aus Seattle den Schritt in den europäischen Lebensmittelhandel. Dafür tut sich der weltgrösste Onlinehändler mit einer der grössten französischen Supermarktketten, Monoprix, zusammen. Künftig will Monoprix seine Produkte an Kunden in Paris über Amazon Prime Now anbieten. Die Aktie der Monoprix-Mutter Casino legte heute in der Spitze mehr als fünf Prozent zu.

Einige Händler und Analysten spekulierten, dass die Partnerschaft erst der Anfang eines grösseren Deals sein könnte. „Wer weiss, ob dies das erste Zeichen einer engeren Zusammenarbeit in der Zukunft ist“, sagte Analyst Tangi Le Liboux vom französischen Wertpapierhändler Aurel BGC. In Erwartung der neuen Konkurrenz aus den USA hat der französische Einzelhandel seine lange vernachlässigten Onlineaktivitäten zuletzt enorm vorangetrieben. So kündigte Carrefour im Jänner an, in den nächsten fünf Jahren 2,8 Milliarden Euro in den Ausbau des Onlinehandels zu investieren. Marktführer Leclerc startete just am Montag seinen eigenen Lieferdienst in Paris.