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Das Neue Jahr wird aus Sicht der IT-Sicherheit kein leichtes werden – weder für Unternehmen und Privatanwender noch für Cyberkriminelle. Dies prognostiziert der europäische Security-Software-Hersteller Eset in seinem Report "Cybersecurity Trends 2018: The Cost of Our Connected World".

Konzertierte Attacken auf Kritische Infrastrukturen, "Kidnapping" von Smarten Geräten und gezielte Meinungs-Manipulationen stehen demnach bei digitalen Gangstern auf der To-do-Liste 2018. Doch die Gegenwehr dürfte deutlich stärker ausfallen als es Hackern lieb ist: Security-Experten und Behörden blasen gemeinsam zum Halali auf Cyberkriminelle. Dank der kommenden europäischen Datenschutzgrundverordnung werden viele Unternehmen ihre Sicherheitslevel deutlich erhöhen müssen.

Kritis geraten verstärkt ins Visier

Angriffe auf kritische Infrastrukturen (Kritis) wie Kraftwerke, Wasserversorgung und Industrieanlagen werden laut dem Eset-Report 2018 zunehmen. Die Betreiber sollen dabei vor mehreren Herausforderungen stehen: Viele noch immer genutzte industrielle Steuerungssysteme wurden in einer Zeit vor dem modernen Internet installiert und können daher oftmals nicht entsprechend aufgerüstet und geschützt werden. Gleichzeitig verfügen jedoch immer mehr dieser Kritis über Netzwerk- und Internet-Schnittstellen. Das macht sie anfällig für Cyberangriffe.

Ein auffälliger Trend: Angreifer attackieren laut Eset immer häufiger IT-Systeme von Zulieferern und kleineren Partnerunternehmen von Kritis. Über diesen Umweg arbeiten sie sich zum eigentlichen Ziel vor. "Denn die Betreiber Kritischer Infrastrukturen haben viel in die eigene IT-Sicherheit investiert. Deswegen weichen Cyberkriminelle aus und richten ihre Angriffe auf die meist mittelständischen Zulieferer mit geringerem Securityniveau. Hier gilt es, die Prozesse der Lieferkette mit Hilfe passgenauer Konzepte und IT-Security-Lösungen wasserdicht zu machen“, sagt Thomas Uhlemann, Security Specialist bei Eset.

Hacker machen Politik

Cyberkriminelle und politisch motivierte "Hacktivisten" haben laut der Untersuchung eine neue Spielwiese für sich entdeckt: Meinungsmache in Sozialen Medien und Manipulation der eingesetzten Wahlmaschinen. Auf Sicherheitskonferenzen wie der Defcon zeigten IT-Sicherheitsfachleute, wie einfach es ist, sich Zugang zu solchen Systemen zu verschaffen und diese zu manipulieren. Neben technischen Herausforderungen, wird es nach Ansicht Uhlemanns zudem immer schwieriger, zwischen echten und falschen Informationen im Netz zu unterscheiden. „Wie die Brexit-Abstimmung in Grossbritannien und die US-Wahlen eindrucksvoll gezeigt haben, können Fake-News Kampagnen und Hacking-Angriffe auf E-Mail-Accounts von Politikern politische Meinungsbildungsprozesse massgeblich beeinflussen.“

Doch es gibt auch gute Nachrichten. Bei der Bekämpfung von Cyber-Kriminellen arbeiten Ermittlungsbehörden und IT-Sicherheitsunternehmen immer besser und länderübergreifend zusammen. So gelang es etwa Eset beispielsweise zusammen mit Microsoft und Polizeibehörden aus mehreren Ländern, das berüchtigte Gamarue-Botnet (auch: Andromeda-Botnet genannt) auszuschalten. Uhlemann resümiert: „Botnetze sind das Rückgrat von international agierenden Online-Kriminellen. Mit der Zerschlagung des Gamarues-Botnetzes, ist ein wichtiger Schlag gegen die eCrime-Infrastruktur gelungen. Für 2018 sind weitere Erfolge im Kampf gegen Cyberkriminelle zu erwarten.“

Immer wieder Ransomware

Mehrere Wellen von Angriffen mit Erpressersoftware prägten bereits das abgelaufene Jahr. Daran wird sich auch 2018 nicht viel ändern, denn viele Unternehmen waren in der Vergangenheit bereit, „Lösegeld" zu bezahlen. Das ist ein fataler Ansatz, der Cyber-Kriminelle dazu verleiten wird, dieses eCrime-Business fortzuführen. Stattdessen sollten Unternehmen ihr Geld in eine schlagkräftige IT-Security-Architektur und verlässliche Backup-Systeme investieren.

Eset Security Researcher Stephen Cobb geht davon aus, dass mit der zunehmenden Vernetzung unseres Alltags – vom Fernseher über den Kühlschrank bis hin zu Kinderspielzeug – auch das Internet of Things zunehmend von Ransomware betroffen sein wird. Bislang gab es nur Testläufe bei „Ransomware of Things“, aber das könnte sich das 2018 ändern. Denn die Sicherheit von IoT-Geräten und -Anwendungen kann bisher nicht mit seiner zunehmenden Verbreitung in nahezu allen Lebensbereichen Schritt halten.

Fünf vor zwölf für die DSGVO-Umsetzung

Der Stichtag zur Umsetzung der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) rückt immer näher. Sie wird unter anderem neue Zustimmungsregeln, ein erweitertes europäisches Datenschutzrecht sowie bei Verstössen Geldbussen bis in die Millionen mit sich bringen. Als wichtigsten Punkt der DSGVO sehen Experten die Verstärkung der Schutzmassnahmen an, die Unternehmen umzusetzen haben. Insbesondere Malware-Schutz, 2-Faktor-Authentifizierung sowie Verschlüsselung heben die Sicherheits-Level auf ein deutlich höheres Niveau. Noch sind viele Unternehmen nicht auf diese einschneidenden Neuerungen vorbereitet: Gerade Mittelständler fühlen sich mit dem Umfang der neuen Regelungen oftmals überfordert. Und selbst viele Grossunternehmen haben noch nicht alle notwendigen Maßnahmen der DSGVO umgesetzt. Die die Mehrheit der Schweizer Unternehmen geschäftlich mit den EU-Ländern in Kontakt sind, ist das DSGVO auch für die Schweiz von grosser Bedeutung.

Kampf gegen Cyberangriffe eine gesellschaftliche Aufgabe

In der Gesamtbetrachtung ihrer Analysen warnen die Eset-Experten davor, den Schutz von Daten, IT-Systemen, Notebooks und Smartphones nur als Aufgabe von IT-Security-Spezialisten zu betrachten. IT-Security-Schutzmassnahmen, wie der Einsatz von Antiviren-Software und Firewalls, sind klar unverzichtbar. Der Report zeigt, dass es ist ebenso wichtig ist, das Bewusstsein beim Anwender für die Risiken des Internet- und "Always-on"-Zeitalters zu schärfen.

"Viele erfolgreiche Angriffe wären ins Leere gelaufen, wenn auf Anwenderseite ein stärkeres IT-Security-Know-how und Gefahren-Bewusstsein vorhanden gewesen wäre“, resümiert Thomas Uhlemann. „Die gute Nachricht ist jedoch, dass sich ein Bewusstseinswandel einstellt.“ Dazu haben nach Einschätzung der Eset-Experten nicht zuletzt auch die mediale Berichterstattung über Cyber-Gefahren und der offene Umgang der betroffenen Unternehmen- und Institutionen, wie beispielsweise der Ransomware-Angriff auf das deutsche Lukas Krankenhaus in Neuss oder der Angriff auf den Fussballclub Real Madrid, beigetragen.

Insbesondere die DSGVO werde dafür sorgen, dass die Verstärkung der digitalen Abwehr von Unternehmen es Hackern ungemein schwieriger machen wird, so die Experten. Allein die Verschlüsselung der Daten könnten demnach den Markt an Datendiebstahl austrockenen lassen: Aus chiffrierten Informationen können Kriminelle schlichtweg keinen Profit schlagen.



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