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In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten hat sich die indische Stadt Bangalore von der Stadt der Seen zu einem Hochtechnologiezentrum, dem Silicon Valley Indiens, gewandelt. Parallel zur rasch angestiegenen Einwohner- und Firmendichte wuchsen allerdings auch die Umweltprobleme. Die Zehn-Millionen-Einwohner-Metropole produziert täglich rund 3.500 Tonnen Müll. Wobei die mangelhafte Entsorgung zu einem immer grösseren Problem wird. Experten rechnen damit, das die Stadt bald unbewohnbar sein wird.

Beispielsweise ist Mitte Februar zum wiederholten Mal ein stark verschmutzter See in Brand geraten. Der Bellandur-See, der grösste in Bangalore, fing vermutlich wegen eines brennenden Müllbergs am Ufer des Sees Feuer. Zwölf Stunden dauerte es, bis es gelöscht werden konnte. Laut örtlichen Medienberichten war es das dritte Mal in weniger als einem Jahr, dass der toxische See in Brand geriet.

Was unglaublich klingt, hat laut einem Bericht des ORF, der sich auf einen Guardian-Artikel beruft, ein Zusammenspiel von mehreren Faktoren als Ursache: Industrieunternehmen entleeren demnach ungeklärtes Wasser und industrielle Abwässer in die Seen, Müll wird illegal an den Ufern abgelagert, und invasive Pflanzen wuchern auf der Wasseroberfläche so dick, dass man darauf gehen könnte. Dadurch bilde sich eine anaerobe, also sauerstofflose Umgebung im Wasser darunter, wo sich Methan entwickle, wie T. V. Ramachandra vom Indian Institute of Science (IISc) gegenüber dem "Guardian“ sagte. Da brauche es dann nur noch einen minimalen Auslöser, um einen See zu entflammen.

Die Behörden sind laut dem Artikel weitgehend untätig. 400 bis 600 Millionen Liter unbehandeltes Abwasser fliessen täglich in die Gewässer. Während es in der Stadt in den 1970er Jahren noch 285 Seen gab, durch welche die ganze Wasserversorgung erfolgte, sind es heute nur noch 194, in die meisten davon fliesst Abwasser. Die restlichen Seen mussten dem Platzbedarf der wachsenden Bevölkerung und Industrie weichen.

Die Stadt sprang in den späten 1990er Jahren erfolgreich auf den Dotcom-Boom auf, Softwarefirmen schossen aus dem Boden. Laut Studien des IISc führte die damit einhergehende Bevölkerungsexplosion dazu, dass 2016 gegenüber 1973 um 1.005 Prozent mehr Fläche betoniert bzw. befestigt war und die Vegetation um 88 Prozent zurückging. Das Anwachsen des IT-Sektors brachte aber auch ein anderes Problem mit sich: In einem Bericht aus 2013 wird geschätzt, dass Bangalore im Jahr 20.000 Tonnen Elektroschrott produziert. Zwar wurde von offizieller Seite ein Recyclingsystem entwickelt, 90 Prozent des Mülls verschwänden aber auf informellem und damit schwer zu kontrollierendem Weg, so der „Guardian“.

Die Verschmutzung der Stadtgewässer stellt nicht nur eine Gesundheitsgefährdung für die Bevölkerung dar, sondern führt auch zu einer chronischen Knappheit von sauberem Wasser. Laut Experten wird die Stadt dadurch bis 2025 unbewohnbar sein, und Bewohner müssen womöglich fortgebracht werden.