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Künstliche Intelligenz (KI) ist bereits in vielen Branchen gelebte Praxis. Auch im Handel. Eingesetzt wird KI allerdings derzeit in der Regel nur in ausgewählten Bereichen. Grund genug für Handelsunternehmen, sich mit dem Thema auseinander zu setzen und das weitere Potential für den Geschäftserfolg auszuloten.

Gastbeitrag von Florian Heidecke, Client Service Director & Partner bei Namics

KI einzusetzen lohnt sich überall dort, wo menschlich intuitive Fähigkeiten mit intellektuell schwierigen Problemen kombiniert werden sollen. Und dort, wo grosse Datenmengen rein rational verarbeitet werden müssen. KI-Systeme müssen, um erfolgreich sein zu können, über eine fundierte Datenbasis in ihrem Einsatzbereich verfügen, sie müssen selbständig Schlüsse ziehen können und fortlaufend dazulernen. Teilweise müssen sie auch auf natürliche Weise mit Menschen und vollautomatisch mit anderen Systemen interagieren können. Vor allem aber gilt: Gut strukturierte Daten bilden die Grundlage für den erfolgreichen Einsatz von KI.

Fragestellungen

KI eignet sich für Bereiche, in denen Daten zur Verfügung stehen. Dabei müssen aber verschiedene Dimensionen beachtet werden. Etwa: Wem gehören die Daten? Handelt es sich um strukturierte Daten, z. B. einen Warenkorb, oder schwieriger zu bearbeitende Daten, z. B. Image Recognition bei Stilberatungen. Auch die Menge der Daten spielt eine Rolle. Es ist wichtig, vor dem Start eines KI-Projekts abzuwägen, in welchem Bereich das Projekt den grössten Impact haben kann und in welchen Bereichen es den Geschäftserfolg eher torpedieren würde.

Konkrete Einsatzbereiche

KI versetzt den Anwender in die Lage, in komplexen Zusammenhängen datenbasiert besser und fundierter zu entscheiden und in Echtzeit auf Veränderungen zu reagieren. Im Einkauf, der Logistik, im Marketing und im Vertrieb sowie im Customer Support werden KI-Lösungen schon bald Realität werden, wenn sie nicht sowieso schon im Einsatz sind.

Im Einkauf werden die Teilbereiche Szenario Analyse und Predictive Analytics schlagend werden, etwa wenn es darum geht, die Lager- bzw. Regalauffüllung zu optimieren. Im Bereich Logistik dreht sich die Diskussion um Themen wie die datengetriebene, autonome Supply-Chain, um Drohnen und die Möglichkeiten des Internets der Dinge. Dem Einsatz sich selbst koordinierender Drohnen oder selbstfahrender LKWs stehen derzeit noch zahlreiche rechtliche und sicherheitstechnische Hürden im Weg. Dagegen wird die Automatisierung von Warenhäusern deutlich zunehmen, den Personalaufwand senken sowie gleichzeitig die Geschwindigkeit erhöhen.

Wie in der Logistik hat die künstliche Intelligenz auch im Marketing und Vertrieb bereits Einzug gehalten, zumindest in Ansätzen. Amazon Echo, personalisierte Coupons oder Macy’s "Ask Macy“ basierend auf IBM Watson sind nur einige Beispiele dafür. Allerdings fehlt es derzeit noch an der funktionierenden Vernetzung der Tools bzw. Kanäle, sodass die ersten konsequenten Anwender wohl eher E-Commerce Pure Player sein werden. Im Customer Support sind vor allem Chat Bots bereits im Einsatz. Sie werden für Beratung, Hilfeleistung und Verkaufsförderung genutzt. Vorstellbar ist der Einsatz von derlei Systemen aber auch direkt am POS. Beispiel: Virtueller Baumarktberater.

KI bietet dem Handel grosse Chancen, ist aber auch ein potenzielles Risiko. Es stellt sich daher die Frage, in welchem Bereich zuerst gestartet werden sollte. Naheliegend ist, in jenen Bereichen zu beginnen, in denen Menschen fehleranfälliger sind als Maschinen, etwa bei Inventur und Warehouse-Prozessen. Hier eignet sich KI besonders gut und ist teilweise bereits im Einsatz.

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Künstliche Intelligenz wird im Handel bald Realität sein (Bild:Shutterstock)
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Gastautor Dr. Florian Heidecke, Client Service Director & Partner bei Namics (Foto: Namics)