Gerammelt voller OST-Hörsaal bei der Gastvorlesung von Freie-Software-Pionier Richard Stallman (Bild: OST)

Zu Wochenbeginn stand bei der OST (Ostschweizer Fachhochschule) eine Gastvorlesung von Richard Stallman, einem Pionier der Freie-Software-Bewegung, auf dem Programm. Stallman hob dabei die Bedeutung der Freiheit von Computernutzenden hervor und skizzierte die Grundprinzipien und Herausforderungen von freier Software.

Stallman, bekannt als die grosse Koryphäe des Free Software Movement, eröffnete seine Vorlesung im mit rund 200 Besuchern gefüllten Hörsaal mit einem leidenschaftlichen Plädoyer für die Freiheit in der Softwarewelt. Er betonte, dass wahre Freiheit bedeutet, die Kontrolle über unsere eigenen Computer zu behalten. "Heutige Computer sind so aufgestellt, dass praktisch jeder Änderungen darauf durchführen kann, ausser der, der ihn benutzt", so Stallmann. Die Freiheitsbewegung in der Software setzt sich dafür ein, dass die Nutzer die Möglichkeit haben, Programme zu studieren, zu ändern und weiterzuverbreiten. Stallman wies darauf hin, dass freie Software nicht mit Open-Source verwechselt werden sollte, sondern vor allem die Grundlage für die Autonomie und die Zusammenarbeit der Nutzer bildet. "Frei, heisst nicht gratis, frei bezieht sich darauf, dass freie Software nicht ausschliesslich von den herausgebenden Firmen kontrolliert werden sollte", so Stallmann.

Freie Software als Menschenrecht

In seiner Rede sprach Stallman auch über die aktuellen Herausforderungen und zukünftigen Visionen der freien Software. Er kritisierte die Dominanz nicht-freier Software – also Software, wie sie die meisten Nutzenden kennen: kein offener Quellcode, keine Möglichkeit, etwas daran zu ändern und keine legale Möglichkeit, eine geänderte Version selbst weiterzuverbreiten. Stallmann zeigte sich auch nach mehr als 40 Jahren Engagement für freie Software immer noch davon überzeugt, dass die Macht der Unternehmen über die Nutzerinnen und Nutzer zu gross ist. Insbesondere betonte er die Notwendigkeit, sich gegen die Massenüberwachung und die Einschränkung der Nutzungsrechte zu wehren. Stallman machte deutlich, dass die Freie-Software-Bewegung nicht nur technische, sondern auch ethische und politische Dimensionen hat. "In unserer heutigen Welt ist die Nutzung von Computern und Software so wichtig geworden, dass freie Software als Menschenrecht aufgenommen werden sollte", so Stallmann.

In der Folge regte die Vorlesung von Stallman zu einer lebhaften Diskussion über die Zukunft der Software und die Rolle der Nutzer in dieser Welt an. Aus dem Publikum kamen Fragen nach der praktischen Umsetzbarkeit und den gesellschaftlichen Auswirkungen der freien Software. Stallman betonte die Bedeutung des Engagements der Nutzer und forderte dazu auf, aktiv für die Freiheit in der Software einzutreten. "Wenn wir nur nicht-freie Software nutzen, kontrollieren Programme die Nutzer und damit kontrollieren Firmen die Nutzer – schlimmer noch, sie können jederzeit etwas an der Funktionsweise der Software ändern, ohne dass die Nutzenden die Möglichkeit haben, zu wissen, was sich verändert hat", so Stallmann.

Insgesamt bot die Gastvorlesung von Richard Stallman einen tiefgreifenden Einblick in die Prinzipien und Herausforderungen der Freie-Software-Bewegung. Sie verdeutlichte, dass die Freiheit der Computernutzer für ihn auch nach 40 Jahren Aktivismus für freie Software weiterhin ein zentrales Anliegen ist, das es zu schützen und zu fördern gelte.

Organisiert wurde der Gastvortrag vom Studiengang Informatik an der OST. Ziel des Vortrags war es laut OST-Informatik-Professor Farhad Mehta, "den Studierenden sowie Kolleginnen und Kollegen die Möglichkeit zu geben, direkt mit einem echten Pionier der Freie-Software-Bewegung ins Gespräch zu kommen".



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