Die Gesellschaften des auf elektronische Zahlungsdienstleistungen fokussierten deutschen Unternehmens Wirecard sollen schon seit Jahren in Europa und Amerika Verluste eingefahren haben, berichtet die "Financial Times" (FT). Die vermutlichen Luftbuchungen in Höhe von 1,9 Milliarden US-Dollar sollten demnach wahrscheinlich auch die auflaufenden Verluste im Kerngeschäft kaschieren.

Die FT beruft sich in dem Bericht auf Anhänge zur Sonderbuchprüfung durch die KPMG, nach denen die direkt unter Wirecard-Kontrolle stehenden Gesellschaften seit Jahren rote Zahlen eingefahren haben. 2018, als Wirecard in den Dax aufstieg und die Commerzbank im Leitindex ersetzte, sollen die Geschäfte unter direktem Einfluss von Wirecard einen operativen Verlust von 74 Millionen Euro eingefahren haben. Auch im Jahr davor soll Wirecard in den Bereichen Geld verloren haben, während die offiziellen Geschäftszahlen für den Gesamtkonzern stetig steigende Gewinne ausgewiesen haben.

Der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW), Marc Tüngler, fordert die komplette Veröffentlichung des von den Wirtschaftsprüfern der KPMG erstellten Berichts, da er immer mehr ins Zentrum des Bilanz-Skandals rückt und bis jetzt nur teilweise öffentlich gemacht wurde. Wirecard musste einräumen, dass die fraglichen 1,9 Milliarden US-Dollar wahrscheinlich nicht existieren und hat kruz darauf Insolvenz angemeldet, einen Teil des Vorstandes gefeuert und steht im Zentrum von gerichtlichen Ermittlungen in der Causa. Der Kurs der Aktien wurde in wenigen Tagen marginalisiert und pendelt derzeit im Bereich von ein bis drei Euro.