Kazuo Inamori 2011 am Heritage Day in Philadelphia (CC BY-SA 3.0)

Der Gründer des japanischen Hightech-Riesen Kyocera und einer der einflussreichsten Manager Asiens, Kazuo Inamori, ist im Alter von 90 Jahren gestorben. Der spätere Milliardär, zu dessen Grundprinzipien "Führung durch Vorbild" und Bescheidenheit zählten, hatte seinerzeit mit einem geliehenem Startkapital von umgerechnet 19'000 Euro aus seiner auf feinkeramische Werkstoffe spezialisierten Firma eines der erfolgreichsten Technologie-Unternehmen Japans gemacht. Seine Bücher über Managementphilosophie sind bekannt. Jeder Kyocera-Mitarbeiter trägt Inamoris Grundsätze als Büchlein bei sich.

Der Vorzeige-Unternehmer gründete Managementschulen, die eine ethische Form der Unternehmensführung lehren. In Japan war Inamori eine moralische Instanz. "Die meisten MBA-Schulen lehren, wie man kurzfristig den grössten Profit erwirtschaftet. Meine Philosophie ist auf nachhaltigen Erfolg angelegt, der auch für die Öffentlichkeit Wert schafft", erklärte er einmal in einem Interview. Inamori gelang unter anderem auch eine der spektakulärsten Sanierungen der japanischen Wirtschaftsgeschichte: Er übernahm 2010 - bereits 77-jährig - nach dem Insolvenzantrag von Japan Airlines auf Bitten der Regierung das Steuer und machte den Konzern innerhalb von nicht einmal drei Jahren zu einer der profitabelsten Fluggesellschaften der Welt. Inamori strich 16'000 Stellen oder rund ein Drittel der Belegschaft, stellte unprofitable Flugstrecken ein und musterte spritfressende Grossflugzeuge aus. Dank des Managers kehrte JAL an die Börse zurück.

Inamori schloss ein Chemiestudium an der Universität Kagoshima 1955 als Bachelor of Science ab. Um 1959, im Alter von 27 Jahren, gründete er Kyōto Ceramic K.K. (engl. Kyoto Ceramic Co., Ltd.; jetzt Kyocera). Aus dem Unternehmen wurde ein internationales High-Tech Unternehmen mit fast 80.000 Mitarbeitern. Nachdem 1984 der japanische Telekommunikationsmarkt dereguliert wurde, gründete er Dai-ni den-den K.K. (DDI, jetzt KDDI), das bald zum zweitgrössten japanischen Telekommunikationsunternehmen wurde.

Privatanwendern in Europa ist Kyocera hauptsächlich durch die Drucker, Kopierer und Multifunktionsgeräte seines Tochterunternehmens Kyocera Document Solutions (früher: Kyocera Mita) bekannt. Weiterhin zählt das Unternehmen zu führenden Herstellern im Bereich der Photovoltaik und vertreibt weltweit seit Mitte der 1970er Jahre Photovoltaikmodule. Im industriellen Bereich ist Kyocera weltweit als Hersteller von Zerspanwerkzeugen aktiv.

Der aus einfachen Verhältnissen stammende Selfmademan Inamori war Buddhist und trat nach Abgabe der Konzernführung für eine Zeit lang als Mönch in einen Tempel in Kyoto ein, wo Kyocera seinen Sitz hat. 1984 gründete Inamori aus seinem Privatvermögen eine Stiftung, die alljährlich den Kyoto-Preis verleiht - neben dem Nobelpreis eine der höchsten Auszeichnungen für Verdienste um Wissenschaft und Kultur weltweit. Sie wird in den Sparten Kunst und Philosophie, Hochtechnologie sowie Grundlagenforschung vergeben