Anlässlich des 17. internationalen Safer Internet Day am 11. Februar 2020 präsentiert saferinternet.at eine aktuelle Studie zum Thema „Die Allerjüngsten und digitale Medien“. Das überraschende Ergebnis: Fast Dreiviertel der befragten Eltern von 0- bis 6-Jährigen geben an, dass ihr Kind internetfähige Geräte zumindest gelegentlich nutzt – und das bereits ab einem Alter von durchschnittlich 12 Monaten. Gerade in diesem Alter sind Eltern bei der Medienerziehung stark gefordert, können sich aber nicht an Erfahrungen aus der eigenen Kindheit orientieren.

Morgens beim Frühstück checken die Eltern rasch ihre Mails am Smartphone, nachmittags spielt der große Bruder seine neueste Online-Challenge am Laptop und abends gibt’s noch eine Folge der Lieblings-Zeichentrickserie am Tablet, bevor Alexa das Licht ausmacht: Internetfähige Geräte sind mittlerweile praktisch von Geburt an im Alltag von Kindern präsent. Im Rahmen der Initiative saferinternet.at gaben deshalb das Österreichische Institut für angewandte Telekommunikation (ÖIAT) und die ISPA (Internet Service Providers Austria) eine Studie zum Thema „Die Allerjüngsten und digitale Medien“ in Auftrag, deren Ergebnisse nun präsentiert wurden.

In Haushalten mit Kindern unter 6 Jahren gibt es heute durchschnittlich 4 bis 5 internetfähige Geräte. Bereits 72 Prozent der Kinder zwischen 0 und 6 Jahren bzw. 81 Prozent der 3- bis 6-Jährigen nutzen diese zumindest gelegentlich selbst. Im Vergleich zu 2013 (41 Prozent) ist damit in der Altersgruppe der 3- bis 6-Jährigen eine Verdoppelung festzustellen. Durchschnittlich kommen die Kinder der genannten Gruppe im Alter von einem Jahr erstmals mit digitalen Medien in Kontakt. 72 Prozent der Eltern geben an, dass ihr Kind sogar jünger war, als es zum ersten Mal ein internetfähiges Gerät verwendet hat. Am häufigsten beschäftigen sich die Kinder dabei mit dem Tablet (32 Prozent), gefolgt vom Smartphone (30 Prozent) und dem internetfähigen Fernseher (21 Prozent). Computer und Laptop spielen mit 4 Prozent mittlerweile nur mehr eine geringe Rolle.

Die digitalen Hauptbeschäftigungen sind Videos anschauen (73 Prozent), Fotos anschauen (61 Prozent), Musik hören (61 Prozent) und Spiele spielen (51 Prozent). Die Hälfte der Kinder nutzt dazu das Gerät ihrer Eltern, 28 Prozent ein Familien-Gerät. 22 Prozent der Kinder unter 6 Jahren haben bereits ein eigenes Gerät zur Verfügung.
„Eltern stehen gerade bei der Mediennutzung ihrer Jüngsten vor einer großen, aber wichtigen Aufgabe. Geräte als ‚digitalen Schnuller‘ zu missbrauchen oder der Kontakt mit ungeeigneten Inhalten sind typische Risiken in dieser Altersgruppe“, so Matthias Jax, Projektleiter bei saferinternet.at.

Auch wenn junge Eltern als Kinder schon erste Erfahrungen mit dem Internet gesammelt haben, können sie sich bei der Medienerziehung im digitalen Zeitalter kaum an Erfahrungen aus der eigenen Kindheit orientieren. Insgesamt sind sich aber rund Dreiviertel der Eltern bewusst, dass sie bei der Nutzung von internetfähigen Geräten eine große Vorbildwirkung haben. 9 von 10 Eltern treffen auch Vorkehrungen, bevor das Kind ein internetfähiges Gerät nutzen darf. Dabei handelt es sich zum Beispiel um zeitliche Beschränkungen (44 Prozent), die Einschränkung auf bestimmte Apps und Seiten (42 Prozent) sowie Kinderschutz-Apps oder -Programme (39 Prozent). 57 Prozent geben an, immer dabei zu sein, wenn ihr Kind das Gerät nutzt.

„Diese Ergebnisse zeigen erfreulicherweise, dass sich die heutige Elterngeneration zunehmend Gedanken über den Umgang von Kindern mit digitalen Medien macht und daran interessiert ist, sie dabei zu begleiten. Genau hier sehen wir einen Ansatzpunkt zur Unterstützung, damit jedes Kind die Möglichkeiten des Internets optimal und ohne Angst nutzen kann“, erklärt Maximilian Schubert, Generalsekretär der ISPA.

Es gehört heute auch zum Alltag von Kleinkindern, dass Bilder von ihnen gemacht und online geteilt werden. 48 Prozent der Eltern machen dies zumindest wöchentlich. Bei 10 Prozent werden sogar täglich Fotos oder Videos mit der Familie oder anderen online geteilt. Auf ein Jahr hochgerechnet sind das ungefähr 37 Millionen Fotos von Kleinkindern in Österreich. Die abgebildeten Kinder werden dabei immer jünger: 30 Prozent der Eltern geben an, dass sie bereits vor der Geburt zum Beispiel ein Ultraschall-Bild verschickt haben. „Der elterliche Stolz lässt viele vergessen, dass auch Kinder ein Recht auf Privatsphäre haben. Gerade bei Fotos scheint wenig Bewusstsein zu herrschen, dass diese im Internet auch in einem unerwünschten Kontext auftauchen und Schaden anrichten können“, betont Barbara Buchegger, pädagogische Leiterin von saferinternet.at.

Der internationale Safer Internet Day findet am 11. Februar 2020 zum 17. Mal statt. In Kooperation mit dem Bildungsministerium wird im gesamten Februar 2020 der Safer Internet-Aktions-Monat durchgeführt. Bisher sind bereits mehr als 170 Schulen dem Aufruf gefolgt und haben unterschiedliche Projekte rund um die Themen Internetsicherheit und Medienkompetenz gestartet. Darüber hinaus beteiligen sich zahlreiche Initiativen und Einrichtungen am Safer Internet Day 2020 mit Workshops, Vorträgen, Beratungen und neuen Informationsangeboten.

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