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2012 ist das Jahr des 100. Geburtstages des englischen Informatikpioniers Alan Turing. Der geniale Mathematiker hat sich grosse Verdienste erworben als Schöpfer der (universellen) Turingmaschine und als Kryptoanalytiker (Knacken der mit der Enigma verschlüsselten Funksprüche der deutschen Marine).

Er hat ferner den Elektronenrechner ACE (automatic computing engine) entworfen und das Programmierhandbuch für den weltersten in Serie gebauten speicherprogrammierten Computer (Ferranti Mark I) verfasst. Er gilt als massgeblicher Begründer der Informatik und einer der Väter der künstlichen Intelligenz. Nach ihm ist der „Informatiknobelpreis“ benannt. – Was verbindet Turing mit der Schweiz?

Es gibt mehr Berührungspunkte zwischen Turing und der Schweiz als bisher bekannt. Die Beziehungen sind beruflicher wie privater Art. In einem Brief vom 6. Oktober 1936 aus Princeton an seine Mutter berichtet Turing über den Schweizer Logiker Paul Bernays: “Bernays is I think getting rather 'vieux jeu' that is the impression I get from his writing, but if I were to meet him I might get a different impression.” Auf Deutsch: Bernays wirkt auf mich ziemlich verstaubt. Diesen Eindruck bekomme ich aus seinen Schriften. Wenn ich ihn aber träfe, würde ich vielleicht meine Meinung ändern. Im September 2012 fanden an der ETH Zürich erstmals die nun alljährlichen „Bernays Lectures“ statt, eingeführt von seinem begeisterten Schüler Erwin Engeler.

Paul Bernays war von 1917 bis 1933 in Göttingen tätig. Zusammen mit dem damals führenden deutschen Mathematiker David Hilbert verfasste er das wegweisende Werk „Grundlagen der Mathematik“ (1934–1939). Bernays hatte sich 1935/1936 in Princeton aufgehalten, war aber bei Turings Ankunft Ende September 1936 bereits nach Zürich zurückgekehrt. Ob sich Turings Ansicht gewandelt hat, entzieht sich unserer Kenntnis. Bernays hatte nämlich Fehler in Turings bahnbrechender Arbeit „On computable numbers“ (1936) entdeckt. Das hatte zur Folge, dass Turing 1937 eine Berichtigung veröffentlichen musste. Im Archiv des King’s College der Universität Cambridge ist ein Brief des ETH-Logikers vom 24. September 1937 an Turing überliefert. Darin macht Bernays dem englischen Informatiker Verbesserungsvorschläge zu dessen Berichtigungsentwurf.

Turings Besuch 1947 im Waadtländer Jura

Turing betrieb viele Sportarten. Wie den Biografien seiner Mutter Sara Turing und von Andrew Hodges zu entnehmen ist, war er bereits als Kind an Weihnachten 1921 im Skiurlaub in Champfèr im Oberengadin. Und im Sommer 1951 radelte er mit seinem Freund Neville Johnson durch die Schweiz, übernachtete in Jugendherbergen und unternahm auch Wanderungen in den Bergen. Erst vor kurzem hat sich herausgestellt, dass Turing laut Aussage eines Zeitzeugen 1947 in Sainte-Croix VD eine befreundete Familie besuchte und die Firma Paillard SA. besichtigte. Diese Reise fehlt in allen Turing-Biografien.

Quellen:
Turing-Biografien von Sara Turing (Turings Mutter) und Andrew Hodges sowie Werke von Jack Copeland, Archive der Universität Cambridge und der ETH Zürich

Literatur:
Herbert Bruderer: Konrad Zuse und die Schweiz. Wer hat den Computer erfunden? Oldenbourg Verlag, München 2012



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