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Eine Gratis-App für Smartphone, Tablet oder Computer erleichtert Menschen mit dem HI-Virus künftig das Leben mit ihrer Krankheit. "Mein positives Tagebuch" heisst die im Appstore verfügbare Software, die MSD Österreich gemeinsam mit HIV/Aids-Experten in Wien präsentiert hat. Hauptaufgabe der App ist es, die Therapie und ihre Wirkung zu dokumentieren, für den Arztbesuch vorzubereiten und zugleich die Gesundheitskompetenz der Patienten zu unterstützen.

Da mehrere Fach- und Selbsthilfeorganisationen in die Entwicklung der App eingebunden waren, sind ihre Funktionen vielseitig: Zunächst vereinfacht sie es für die Nutzer, Symptome und Befindlichkeit sowie eingenommene Medikamente und deren Nebenwirkungen zu dokumentieren. Die Patienten können Befunde - zur HI-Viruslast, jedoch auch zu Begleiterkrankungen - hochladen und verwalten, wobei die App den Krankheitsverlauf grafisch auswertet. Ein integrierter Wecker erinnert an Einnahmezeiten oder Arzttermine, zudem ist auch ein E-Mail-Versand an Arzt oder Spitalsambulanz integriert.

Die Behandlung HIV-Infizierter hat sich seit dem ersten antiretroviralen Medikament ACT 1987 enorm gewandelt, legt der Mediziner Horst Schalk dar: "Die Präparate der dritten und vierten Generation bestehen heute aus über 25 Substanzen, die miteinander je nach Grunderkrankung und Tagesrhythmus kombiniert werden. Dem Patient bleiben somit die früher starken Nebenwirkungen sowie Resistenzen erspart und er ist für seinen Sexualpartner nicht mehr infektiös - stets vorausgesetzt, die Medikation wird befolgt."

Die Medikamenteneinnahme muss zu exakt bestimmten Tageszeiten erfolgen - beinahe auf die Minute genau, wie Wiltrut Stefanek, Obfrau des Wiener Vereins Pulshiv betont: "HIV-Positive nehmen im Normalfall zu drei Uhrzeiten pro Tag ihre Medikamente ein, bei Begleiterkrankungen ist die Medikation allerdings oft komplizierter." Die Erinnerungsfunktion der App könne hier sehr hilfreich sein, besonders bei Neudiagnostizierten, die den Umgang mit ihrer Krankheit erst lernen oder jenen, die durch jahrelange Medikamenteneinnahme bereits therapiemüde geworden sind.

Befolgt man die Einnahme nicht genau, gerät der Plasmaspiegel aus dem Lot und der Virus hat es leichter, den Umgang mit der Therapie zu erlernen. "Besonders in der Anfangsphase der dann oft erst 30- bis 35-jährigen Patienten kann sich das Virus bei Fehlern replizieren und resistent werden. Das macht die Therapie unwirksam und man muss auf kompliziertere Alternativen ausweichen", sagt der Dermatologe Armin Rieger. Zwar sei die Therapietreue heute ohnehin hoch, dennoch könne die App die Lebensqualität weiter verbessern.

Birgit Leichsenring von der Aids-Hilfe Österreich legt das Augenmerk auf die Wahrung des Datenschutzes. "Anonymität ist HIV-Patienten enorm wichtig, da sie seitens der Gesellschaft oft sehr entwürdigenden Umgang erfahren." Entsprechend liefert die App Erinnerungen am Bildschirm je nach Einstellung auch durch verschlüsselte Hinweise und erlaubt es nicht, Daten von Aussen einzusehen.



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