Impression von der Abschlussfeier bei der BFH (Bild: zVg)

Die Berner Fachhochschule Technik und Informatik konnte dieser Tage an 254 Studierende die Abschlussdiplome für deren Ingenieur- oder Informatikausbildung überreichen. Im Rahmen einer Feier wurden die Abschlüsse gewürdigt und herausragende Leistungen anlässlich der Preisverleihung honoriert und ausgezeichnet.

Insgesamt 227 Absolventinnen und Absolventen schlossen ihren Bachelor of Science ab, 27 als Master of Science. Sie setzten sich in ihren Abschlussarbeiten gemäss Mitteilung mit Fragestellungen aus der Industrie und Wirtschaft auseinander und entwickelten dabei innovative und kreative Lösungsansätze, Produkte, Prozesse oder Systeme und transferierten so das im Studium erlernte Wissen in die Praxis. Dieses Jahr wurden den Infos zufolge sechs herausragende Abschlussarbeiten speziell ausgezeichnet. Nebst den beiden Styner-Preisen, dem regionalen Siemens Excellence Award und dem Ruag Innovation Award wurden dieses Jahr auch der Creaholic "Most Creative Thesis Award" sowie der ETA-Spezialpreis im Fachbereich Mechatronik und Systemtechnik verliehen. Darüber hinaus wurde der beste Abschluss im Fachbereich Mechatronik und Systemtechnik ausgezeichnet. Die Honorierung des besten Abschlusses im Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnologie wurde durch das Engagement des Verbands Swiss Engineering STV ermöglicht, heisst es.

Styner-Preis:
Die Styner-Stiftung würdigte auch dieses Jahr zwei herausragende Master-Arbeiten, die sich durch einen hohen Innovationsgehalt auszeichnen und das Potenzial für eine wirtschaftliche Praxisanwendung erfüllen. Den mit CHF 10’000 dotierten ersten Preis sicherte sich Dominik Bagaric aus Bellach für seine Master-Arbeit mit dem Titel "Analyse der Ermüdungslebensdauer von Wälzführungen unter verschiedenen Vorspannungen". In dieser umfangreichen, technisch anspruchsvollen Arbeit habe der Absolvent des Studiengangs Master of Science in Engineering (MSE) seine analytischen Fähigkeiten, seine Kreativität und die Willenskraft in der Lösungsfindung zu einer technisch komplexen Problemstellung unter Beweis gestellt. Die Industriepartnerin Schneeberger AG Lineartechnik kann basierend auf den Erkenntnissen Profilschienenführungen angepasst an den Anwendungsfall optimieren.

Dominik Wenger aus Münchenbuchsee sicherte sich den zweiten Preis von CHF 5’000 für seine Master-Arbeit mit dem Titel "Implementation and Verification of a Modular Platform to Test Controllers for Piezoelectric Ultrasonic Periodontal Scalers". Er hat eine modulare Hardware-Plattform entwickelt, die es ermöglicht, Regelungssysteme für piezo-betriebene Ultraschallgeneratoren auszulegen, zu implementieren und mit bestehenden Produkten zu testen. Die hohe Bandbreite und Messgenauigkeit, welche mit dieser Plattform erzielt werden können, ermögliche die Forschung und Entwicklung von neuen Konzepten und Algorithmen der Regelungstechnik. Als erste Anwendung hat Wenger eine modellbasierte Regelung für ultraschallbasierte Zahnstein-Entferner der Firma E.M.S. Electro Medical Systems aus Nyon erfolgreich realisiert.

Regionaler Siemens Excellence Award:
Der Siemens Excellence Award honoriert herausragende Abschlussarbeiten, um Nachwuchsingenieurinnen und -ingenieure zur wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit praxisrelevanten Fragestellungen zu motivieren. Die diesjährige Auszeichnung des mit CHF 4’000 dotierten regionalen Siemens Excellence Awards erhält Emanuel Hadjikan aus Safnern für seine Diplomarbeit "eBusSIM – Softwareanwendung zur Betriebssimulation von Elektrobussen". Neben der wissenschaftlichen Leistung wurden vor allem der Innovationsgrad und die gesellschaftliche Relevanz sowie die praktische Umsetzbarkeit der Arbeit bewertet. Hadjikan, Absolvent des Bachelors Elektrotechnik und Informationstechnologie, hat sich in seiner Arbeit laut den Infos mit der Elektrifizierung grosser Fahrzeugflotten bei Busbetrieben auseinandergesetzt. Er hat dafür eine Software-Lösung entwickelt, die die unterschiedlichen Anforderungen und Bedürfnisse von Transportunternehmen – beispielsweise limitierte Reichweiten oder verfügbare Ladeinfrastruktur – berücksichtigt und so den Einsatz von Elektrobussen massgeschneidert simulieren kann. Das Simulationsprogramm decke in vier Teilprogrammen die Bereiche Investitionsrechnung, Batterieladestand, Beanspruchung der Ladeinfrastruktur sowie die Berechnung der Batterielebensdauer ab. Hadjikans Bachelor-Arbeit habe ein funktions- und betriebsfähiges Programm hervorgebracht, das Betreibern von grossen Fahrzeugflotten eine nachhaltige Planung und Optimierung von elektrischen Fahrzeugen und der dazugehörigen Infrastruktur ermöglichen soll, heisst es. Die Verkehrsbetriebe Biel setzen die Software erstmals im Rahmen der Erarbeitung ihrer Flottenstrategie ein. Hadjikan hat sein Programm am Zentrum für Energiespeicherung im Projekt "eMobility+" weiterentwickelt. Aus dem Projekt entstand eine Geschäftsidee, die die Gebert Rüf Stiftung im Rahmen des "First Ventures"-Programms mit bis zu CHF 150’000 fördert.

Ruag Innovation Award:
Der mit CHF 1’000 dotierte Ruag Innovation Award soll zukünftige Hochschulabsolventinnen und -absolventen ermutigen, sich mit Fragen der Sicherheit zu befassen. Kevin Dan Reber, Simon Stoll und Silvan Pfahrer, Absolventen des Bachelors in Elektrotechnik und Informationstechnologie, überzeugten die Jury mit ihrer Abschlussarbeit "Internet of Things for the Monitoring of Shelters and Protection Structures", die in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz (BABS) realisiert wurde. Bei der Jurierung der Gewinnerarbeit wurde besonders auf den innovativen Charakter und die wissenschaftliche Exzellenz der Umsetzung geachtet. Reber, Stoll und Pfahrer haben sich in ihrer Bachelor-Arbeit gemäss den Angaben mit der Fernüberwachung für die Wartung von Schutzräumen und Schautzbauten auseinandergesetzt. Die Absolventen haben demnach mittels eines kabelgebundenem PoE-Systems ein Überwachungssystem entwickelt, das die Anforderungen an Modularität, Skalierbarkeit, Zuverlässigkeit und einfache Installation erfüllt. Das System misst Parameter wie Temperatur, Feuchtigkeit und Druck. Der Vorteil der entwickelten Lösung liege in ihrer einfachen Installation und Nutzung, die vor allem durch eine intuitive und benutzerfreundliche Schnittstelle zur Datenvisualisierung erreicht werde, sowie in ihrer hohen Zuverlässigkeit. Zudem habe sich nach dem erfolgreichen Einsatz in der Notunterkunft Interlaken gezeigt, dass das System die Frequenz der Datenerfassung und die Effizienz der Fernüberwachung erheblich verbessern konnte.

Creaholic "Most Creative Thesis Award":
Creaholic würdigt mit dem "Most Creative Thesis Award" die kreativste Bachelor-Arbeit im Bachelor-Studiengang Mechatronik und Systemtechnik mit einem Gutschein für einen Ideenworkshop und einem Kunstwerk mit persönlicher Widmung. Damian Leder aus Ittigen habe mit der Methodik und Kreativität bei seiner Bachelor-Arbeit "Durchmesservariable Schwenkführung" überzeugt, heisst es. Die Arbeit befasst sich mit einem automatisierbaren System, welches den manuellen Austausch der Führungen bei den bisherigen Cut-and-Strip-Maschinen der Firma Schleuniger je nach Kabelgrösse erübrigen soll.

ETA-Spezialpreis:
Der Preis für die beste Arbeit in Mechatronik und Systemtechnik wird von Hamilton International Ltd. in Zusammenarbeit mit ETA Manufacture Horlogère Suisse in Grenchen zur Verfügung gestellt. Beim Preis handelt es sich um die PSR, einer Neuauflage der ersten Digitaluhr der Welt. Sie revolutionierte seinerzeit dank ihres futuristischen Designs den Uhrenmarkt und verkörpert seit jeher wie kein anderer Zeitmesser die Ära der Weltraumzeitalter-Ästhetik. Oliver Julian Hess aus Schwarzenburg hat mit seiner Arbeit "Closed Loop Regulation of an Innovative Ultrasonic Micro Actuator" im Bereich der Mikrotechnik, Antriebstechnik und Regelungstechnik überzeugt. Besonders hervorzuheben sei dabei die Bedeutung der Resultate für den Industriepartner Miniswys Biel/Bienne. Die Simulation und Implementierung verschiedener neuer und funktionstüchtiger Regler (PD-, Kaskaden-, Tracking- und Pole-Placement-Regler) seien für Miniswys von grossem Nutzen.

An der Diplomfeier wurden zudem die besten Abschlüsse auf Bachelor- und Master-Stufe sowie der beste Abschluss über alle Studiengänge hinweg am Departement gewürdigt. Diese sind nachfolgend aufgelistet.

Beste Abschlüsse 2023: Bachelor of Science - Automobil- und Fahrzeugtechnik: Damian Schmid, Nesslau
- Elektrotechnik und Informationstechnologie: Niklaus Ruben Aurel Leuenberger, Spiegel bei Bern
- Informatik: Kersten Reinhard Brändle, Dotzigen
- Maschinentechnik: Joel Daniel Wenger, Süderen
- Medizininformatik: Erin-Sophie Giezendanner, Deitingen
- Mechatronik und Systemtechnik: Stefan Rentsch, Aarwangen
- Wirtschaftsingenieurwesen: Michael Jakob, Busswil bei Büren

Bester Abschluss 2023: Master of Science in Engineering
- Bruno Stucki, Oberdiessbach

Gesamthaft bester Abschluss 2023 am Departement Technik und Informatik
- Damian Schmid, Nesslau

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