Die neuen Ermittlungen gegen deutsche Kunden der Schweizer Grossbank Credit Suisse wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung sind Berichten zufolge auf ein Versehen oder ein Datenleck zurückzuführen. Wie das deutsche "Handelsblatt" unter Berufung auf einen Insider bei der Credit Suisse berichtete, übermittelte ein Mitarbeiter der Bank die Daten versehentlich an die deutschen Finanzbehörden. Nach einer Anfrage des Bundesfinanzministeriums habe dieser mehr Informationen übermittelt als nötig.

"Anfang Juni fragte ein Beamter aus dem Finanzministerium bei der Credit Suisse an, wie viele Kunden Versicherungen auf den Bermudas hätten", zitierte das "Handelsblatt" den Insider. "Der Bankmitarbeiter verstand die Frage falsch und schickte den kompletten Datensatz an die Deutschen". Demnach floss kein Geld für die Steuersünder-Daten wie im früheren Fall des Kaufs einer Steuersünder-CD durch den deutschen Fiskus. Weitere Mitarbeiter der Credit Suisse bestätigen dem Bericht zufolge die Angaben.

Hintergrund der Datenübermittlung sei eine Kooperationsvereinbarung zwischen Credit Suisse und den deutschen Behörden gewesen, berichtete das "Handelsblatt". Diese hatten vergangenes Jahr das Verfahren gegen die Credit Suisse wegen des Vorwurfs der Beihilfe zur Steuerhinterziehung gegen die Zahlung von 150 Mio. Euro eingestellt. Die Bank wollte auf Anfrage der Zeitung keine Stellungnahme zu dem Bericht abgeben. Bank-Sprecher Marc Dosch sagte demnach, die Credit Suisse könne "zur Herkunft der Daten keine Angaben machen".

Die Zeitung "Die Welt" hingegen berichtete unter Berufung auf banknahe Kreise, die bundesweiten Ermittlungen gingen auf ein Datenleck zurück. Bei einer Razzia im Februar 2011 seien auf dem Computer eines Credit-Suisse-Mitarbeiters am Deutschlandsitz in Frankfurt am Main Kundendaten sichergestellt worden. Entgegen der Weisungen der Bank habe der Mitarbeiter bei seinem Arbeitsplatzwechsel von der Schweiz nach Deutschland die entsprechende Datei auf seinen Rechner überspielt. Mittlerweile arbeite der Mitarbeiter nicht mehr für die Großbank.

Am Mittwoch hatte die Credit Suisse bestätigt, dass erneut deutsche Steuerbehörden gegen Kunden der Großbank aus der Bundesrepublik ermitteln. Hintergrund sind laut Medienberichten Erkenntnisse über Scheinversicherungen - sogenannte Bermuda-Produkte - die von den Credit-Suisse-Kunden offenbar nicht versteuert worden sind. Das "Handelsblatt" berichtete von rund 7.000 betroffenen Kunden. Wie aus gut informierten Kreisen verlautete, soll die Zahl aber deutlich unter 5.000 liegen. Gegen die Credit Suisse laufen nach eigenen Angaben keine Ermittlungen.



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