Huber+Suhner setzt auf IT-Outsourcing (Bild: zVg)

Der auf elektrische und optische Verbingungstechniken ausgerichtete Schweizer Hightech-Konzern Huber+Suhner mit Zentrale in Herisau sieht sich hinsichtlich neuer Schlüsselthemen wie etwa Prozessautomatisierung, Künstliche Intelligenz oder Deep Learning als "Enabler"-Unternehmen. Um sich auf die Kernbereiche zu fokussieren und im globalen Markt bestehen zu können, setzt die Connectivity-Spezialistin, die mit ihren 4'000 Mitarbeitern im letzten Jahr 885 Millionen Franken Umsatz erwirtschaftet hat, IT-mässig auf Auslagerung. Alexander Graf, der CIO (Chief Information Officer) von Huber+Suhner, erläutert im Gespräch mit ICTkommunikation, wie die für das Unternehmen fundamentalen IT-Agenden konkret gehandhabt werden.

ICTkommunikation: Hinsichtlich der IT-Infrastruktur setzt Huber+Suhner seit Jahren auf Auslagerung. Gerade erst Mitte dieses Jahres wurde der bestehende IT-Outsourcing-Vertrag mit GIA Informatik um weitere drei Jahre verlängert. Wo sehen Sie die massgeblichen Vorteile einer Auslagerung?

Alexander Graf: IT-Outsourcing wird mittlerweile als positiver Unternehmensbeitrag überaus geschätzt. Die finanziellen Vorteile liegen vor allem in der flexibleren Nutzung von Kapazitäten und Ressourcen sowie der besseren Planbarkeit.


ICTkommunikation: Was passiert eigentlich mit frisch akquirierten Unternehmen, wie etwa den zuletzt von Kathrein zugekauften Antennen-Sparten, IT-mässig?

Alexander Graf: Die Integration erfolgt in verschiedenen Stufen und angepasst an die Maturität der zugekauften IT-Umgebungen/-Einheiten. Kurz gesagt: Es gibt Elemente, die nach einem "Plug-in"-Verfahren integriert werden. Bei anderen – beispielsweise spezifischen Business-Applikationen – ist eine volle Integration beziehungsweise Ablösung gar nicht zwingend im ersten Schritt notwendig. Klarer Treiber ist das Generieren von Business-Nutzen und bei allem Streben nach Standardisierung und Skaleneffekten nicht der Ansatz "One size of IT fits all".

ICTkommunikation: Wenn man das omnipräsente Thema "Digitale Transformation" anspricht - an welchem Punkt hält Huber+Suher diesbezüglich aktuell?

Alexander Graf: Wir sind gerade dabei, unsere Digital Roadmap für die kommenden Jahre zu aktualisieren. Dabei zählen grosse Transformationsprojekte genauso dazu wie das Ausprobieren von Pilotprojekten im Speedboat-Modell.

ICTkommunikation: Welchen Einfluss haben neue Technologien wie Künstliche Intelligenz, Machine Learning und Internet of Things auf ein Hightech-Unternehmen wie Huber+Suhner?

Alexander Graf: 
Mit unserem Anspruch, der mit "Connecting – today and beyond" auch als Markenversprechen unterstrichen wird, sind wir natürlich ein absoluter Enabler der Nutzung dieser zukunftgerichteten Technologien durch unsere Produkte. Selbstverständlich widerspiegelt sich das auch in der Anwendung für unser Unternehmen. Im Rahmen der Digital Roadmap setzen wir unseren eigenen Anspruch, bei welchen Technologien wir den grössten Nutzen erwarten.

ICTkommunikation: Abgesehen von solchen spezifischen Hype-Themen: Welche technologischen Entwicklungen könnten grundsätzlich für Ihren Bereich einsatzmässig geeignet sein oder wichtig werden?


Alexander Graf: Für die Business IT spielt die zunehmende Automatisierung und Digitalisierung von Fertigungsprozessen und das Entwickeln von smarten Produkten eine grosse Rolle. In dem Zusammenhang ist das zunehmende Nutzen von Mobile Apps für die Business-Steuerung und das tägliche Arbeiten in der Fertigung zu nennen – "Mobile is everywhere and everything goes mobile!". Und natürlich wird das Thema einer "Data driven Enterprise" gerade für global agierende Unternehmen, wie wir es sind, extrem wichtig.

"MOBILE IS EVERYWHERE
AND EVERYTHING GOES MOBILE!"
(Alexander Graf)

ICTkommunikation: Beim Einsatz betriebswirtschaftlicher Standard-Software setzt Huber+Suhner auf SAP. Welche zentralen Forderungen müssen solche Systeme als IT-Rückgrat eines Unternehmens heute erfüllen?


Alexander Graf: SAP hat sich mittlerweile zu einer weit über den früheren Funktionsumfang hinausgehenden Plattform entwickelt. Dies bringt eine ganze Menge an Chancen mit sich, zum Beispiel hinsichtlich Einheitlichkeit in Betrieb und der Datenstruktur. Allerdings steigt dadurch die Komplexität bei gleichzeitig immer grösser werdenden Anforderungen an Flexibilität und Agilität im Unternehmen.

ICTkommunikation: Im Hinblick auf die Interaktion mit Ihren Kunden - wie sind Sie bislang mit den Lösungen des Walldorfer ERP- und Cloud-Riesen gefahren?


Alexander Graf: Wir haben bisher gute Erfahrungen gemacht. Jeder kennt SAP und die damit einhergehenden Chancen, aber auch Risiken und Nebenwirkungen.

ICTkommunikation: Ist für Sie der Umstieg auf SAP S/4Hana in absehbarer Zeit eine Option?


Alexander Graf: Selbstverständlich sehen wir uns die Weiterentwicklung von SAP an – insbesondere auch im Hinblick auf zusätzlich nutzbare Funktionalitäten und Betriebsmodelle.

ICTkommunikation: Eine persönliche Frage: Welches ist Ihr eigenes ultimative Lieblings-IT-Produkt?


Alexander Graf: Ohne Frage der Digital Workplace, der das tägliche Arbeiten deutlich vereinfacht und durch die Integration der Kollaborationsfunktionen (z. B. Skype) einen nahtlosen Übergang von Desktop-Arbeit und virtuellen Meetings ermöglicht.

ICTkommunikation: Wo sehen Sie – IT-mässig – mittelfristig die grössten Herausforderungen für Ihr Unternehmen?

Alexander Graf: Die Wandlung vom Gatekeeper zum Explorer ist die grösste Herausforderung. Dies bedeutet ein völlig anderes Zusammenarbeiten zwischen IT und Business. Ohne eine neue Partnerschaft und das durchgehende Verständnis für die Möglichkeiten der IT wird die Digitalisierung nicht erfolgreich und proaktiv umgesetzt werden können.

Alexander Graf, CIO von Huber+Suhner (Bild: zVg)
Alexander Graf, CIO von Huber+Suhner (Bild: zVg)