Bild: AEN

Die Aare Energie, das Energieversorgungsunternehmen für die Stadt und die Region Olten in den Sparten Strom, Gas und Wasser, hat kürzlich den IT-Outsourcing-Vertrag mit der Oftringer GIA Informatik verlängert. Jakob Huber, Leiter Informatik der Aare Energie (AEN) geht im Interview auf die konkrete IT-Strategie und die kommenden Herausforderungen in diesem Bereich für die AEN ein.

ICTkommunikation: Die Aare Energie (AEN) hat erst kürzlich den bestehenden IT-Dienstleistungsvertrag mit GIA Informatik in die Verlängerung geschickt. Welchen Nutzen zieht die AEN eigentlich aus der Auslagerung der IT-Agenden?

Jakob Huber: Im Vordergrund steht für uns vor allem das Nutzen von CoCs (Center of Competence, Kompetenzzentren). Dabei gilte es abzuwägen, welches die Kernkompetenzen der Energiebranche sind und welche spezifischen Fähigkeiten die eigene Informatik zu erbringen hat ("Make"-Entscheid). Was jedoch als Commodity (Waren und Services) an Leistungen am Markt bezogen werden kann, fällt in die Entscheidung "Buy". Dabei spielen die Aspekte Technologie, Kompetenz, Know-how sowie die Kosten eine zentrale Rolle.

ICTkommunikation: Mit der Auslagerung geht logischerweise wohl auch die weitere Digitalisierung des Unternehmens einher. An welchem Punkt hält die AEN aktuell eigentlich bezüglich digitaler Transformation?

Jakob Huber: Was das Stromnetz anbelangt, steht derzeit der Smart-Meter-Rollout gemäss gesetzlichen Auflagen im Vordergrund und damit einhergehend auch der Ausbau des Smart-Grid-Netzes. Parallel sind weitere "E"-Funktionen gegenüber den Kunden geschuldet, zum Beispiel in den Bereichen Kundenportal oder E-Billing.

ICTkommunikation: In welchen Bereichen sehen Sie IT-seitig mittelfristig die grössten Aufgaben auf Ihr Unternehmen zukommen?

Jakob Huber: Da möchte ich zu allererst auf die Cybersecurity-Gefahren verweisen, die alltäglich und überall lauern, sei es privat oder geschäftlich. Sich diesen Risiken mit einem Optimum an Technik und bezahlbaren Kosten zu stellen und die Mitarbeitenden dafür zu sensibilisieren, sind grosse Herausforderungen. Hinzu kommt, dass sich die Branchenzweige wie Strom, Gas und Wasser durch neue Gesetzgebungen wie Energiestrategie, Liberalisierungen und technische Vorgaben stetig ändern. Dies hat direkte Auswirkungen auf die kommunikative Vernetzung zwischen Kunden und Marktakteuren und zwischen den Akteuren selber. Dies führt zu immer komplexeren Gebilden beim Datenaustausch und den Interaktionen. Hier sind Automatisierung und Digitalisierung unabdingbar.

ICTkommunikation: Stösst die entscheidende Rolle der IT bei der Geschäftsleitung der AEN auf genügend Verständnis? Respektive ist es für Sie schwer, die IT gegenüber dem Management als business-entscheidend zu verkaufen?

Jakob Huber: Durch die flache Hierarchie als KMU sind wir nahe an den Entscheidungsträgern und haben dadurch kurze Entscheidungswege. Daher nein, das ist nicht schwer.
ICTkommunikation: Verfolgen Sie aktuelle IT-Trends wie etwa Künstliche Intelligenz, Deep Learning oder Big Data? Was für Entwicklungen könnten für die Aare Energie künftig Bedeutung erlangen?

Jakob Huber: Der Einsatz neuer Technologien und Trends wie Blockchain, Smart City, Smart Home, eSelling etc. wird sich mit zukünftigen weiteren Marktliberalisierungsschritten abzeichnen. Wir schenken diesen Stossrichtungen die notwendige Beachtung, sodass wir rechtzeitig "aufspringen" können. Dabei sind nicht nur Technologien entscheidend, sondern auch Methoden wie agiles Projektmanagement.

"NICHT NUR TECHNOLOGIEN
SIND ENTSCHEIDEND, SONDERN
AUCH METHODEN WIE AGILES
PROJEKTMANAGEMENT!"
Jakob Huber, AEN

ICTkommunikation: Und wie steht es um die oben angesprochenen Trends wie Künstliche Intelligenz (KI), Machine Learning und Internet of Things (IoT) in Bezug auf die AEN?

Jakob Huber: Punktuell kommen neue Technologien immer in Frage, sofern diese in die geforderte Ziellandschaft passen. Gerade im Bereich ICT-Security werden KI und Machine Learning eine sehr wichtige Rolle spielen, um die sich stetig wandelnden und raffinierteren Angriffe zu erkennen und abzuwehren. IoT ist aus Sicht der Sensorik/Aktorik sehr interessant, um die "smarten" Trends wie Grid, City, Home, Living und den Wechsel auf die Elektromobilität flächendeckend zu ermöglichen. Eine breitbandige und zuverlässige Kommunikationsinfrastruktur ist unabdingbar, da mit IoT die Tendenzen klar in Richtung Realtime-Steuerung und Onlineabfragen oder -auswertung gehen.

ICTkommunikation: Zum Abschluss noch eine persönliche Frage: Haben Sie ein spezielles Lieblings-IT-Produkt oder -Gadget?

Jakob Huber: In den vergangenen Monaten war der Nutzen von Video-Conferencing-Tools durch den Covid-19 bedingten Lockdown klar zu erkennen gewesen. Dabei eine spezielle App aus dem Stegreif als Favoriten zu nennen ist schwierig, denn die Produkte unterscheiden sich in den Details und der Bedienung. Es ist weniger ein IT-Lieblingsprodukt, das mir am Herzen liegt, als vielmehr die Informatikmitarbeitenden in jedweden Branchen, die die rasche und zielgerichtete Umsetzung für das Homeoffice ermöglicht haben. Auch auf die Informatikmitarbeitenden der Aare Energie bin ich stolz und danke ihnen für diesen Job.

Jakob Huber, Leiter Informatik Aare Energie AEN (Bild: zVg)
Jakob Huber, Leiter Informatik Aare Energie AEN (Bild: zVg)