Jean-Claude Frick, Digitalexperte von Comparis (Bild: zVg)

Jean-Claude Frick, der Digitalexperte der Online-Vergleichsplattform Comparis, hat sich in den vergangenen Tagen auch damit befasst, welche Möglichkeiten es im digitalen Bereich gibt, die Verbreitung des Coronavirus zu verlangsamen oder zu stoppen. Nachfolgend dazu drei Fragen an den Digitalexperten.

Der Bundesrat bewertet den Erfolg seiner "Lockdown"-Massnahmen unter anderem auch anhand von Bewegungsprofilen von Smartphone-Nutzern. Was wird da eigentlich gerade genutzt?

Jean-Claude Frick: Die Swisscom liefert anonymisierte Daten an das BAG (Bundesamt für Gesundheit). Diese zeigen, wie sich in den letzten Tagen Menschen bewegt haben, sogenannte Bewegungsprofile. Damit wurde schon gezeigt, dass die Bevölkerung ihre Reiseaktivitäten deutlich reduziert hat. Die Swisscom betont, dass dem BAG die Daten nicht nur anonymisiert, sondern auch nur aggregiert vorliegen. Deshalb seien keine Rückschlüsse auf Einzelpersonen möglich.

Wie bewerten Sie diese Nutzung der Daten?

Jean-Claude Frick: Das ist ein richtiger erster Schritt, aber auch nicht mehr. Bei den Bewegungsprofilen nutzt man nur die Daten eines Mobilfunkproviders. Auch wenn Swisscom Marktführer ist, gibt es Menschen mit anderen Anbietern, deren Daten auch wichtig wären. Ich wünschte mir, dass wir in der Schweiz schnell die nächsten Schritte gehen. Das Beispiel Südkorea zeigt, wie auch ein demokratisches Land mit Hilfe von smarter Technologie die Verbreitung des Virus eindämmen konnte. Dort hat sich die Bevölkerung freiwillig darauf eingelassen, ihre Bewegung per App tracken zu lassen. Und es ist möglich, dass Personen gewarnt werden, wenn sie Kontakt hatten mit Personen, die positiv auf das Coronavirus getestet wurde.

Könnten wir das in der Schweiz nicht auch so machen? Und wie sähe dies aus Sicht des Datenschutzes aus?

Jean-Claude Frick: Es gibt in der Schweiz Firmen, die so eine technische Lösung sehr schnell zur Verfügung stellen könnten, wenn der Bund anfragen würde. Man könnte das dann beispielsweise in die bereits häufig genutzte Swiss-Alert-App integrieren. Wichtig wäre, dass der Staat im Lead ist und dass man nicht nur mit einzelnen Providern zusammenarbeitet. Und mindestens genauso wichtig ist punkto Datenschutz natürlich: Es braucht Transparenz darüber, welche Daten wie genutzt werden und dass diese sicher sind. Und es braucht ein "Ausstiegsszenario" für die Zeit nach der Pandemie. Jeder und jede muss die Sicherheit haben, dass die Bewegungs- und Gesundheitsdaten wieder gelöscht werden.



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