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Im Rahmen eines Pilotversuches konnten AuslandschweizerInnen der Gemeinden Bern, Biel/Bienne, Bolligen, Langenthal und Muri bei der kantonalen Abstimmung zum Energiegesetz vom 15. Mai 2011 erstmals über das Internet abstimmen. Insgesamt waren rund 2'600 Stimmberechtigte zur elektronischen Stimmabgabe zugelassen. Die E-Voting-Testabstimmung verlief reibungslos.

Die Berner AuslandschweizerInnen hatten zum ersten Mal die Möglichkeit, sich zwischen der konventionellen Form der brieflichen oder persönlichen Stimmabgabe und der elektronischen Stimmabgabe über das Internet zu entscheiden. Von den 795, die sich an der Abstimmung beteiligt haben, haben rund 61.9 Prozent ihre Stimme per Mausklick abgegeben (492 elektronische eingegangene Stimmen), teilt der Kanton mit. Im Vergleich mit anderen Kantonen und mit anderen E Government-Anwendungen sei dies ein guter Wert. Erste Ergebnisse einer Umfrage der Staatskanzlei zeigen demnach, dass das Angebot sehr gut ankomme. 98 Prozent der AuslandschweizerInnen, die ihre Stimme elektronisch abgegeben haben, würden in Zukunft wieder über das Internet abstimmen.

Die AuslandschweizerInnen konnten ihre elektronische Stimme auf der mehrfach sicherheitsgeprüften und praxiserprobten Internetplattform des Kantons Genf abgeben. Möglich wurde dies durch einen Zusammenarbeitsvertrag zwischen den beiden Kantonen sowie dem Bund, der im April 2010 abgeschlossen wurde. Das Genfer E-Voting-System wird auch von den Kantonen Basel-Stadt und Luzern verwendet. Mit Bern hat zum ersten Mal ein Kanton das Genfer System benutzt, der E-Voting dezentral organisiert hat. Im Gegensatz zu Genf, Basel-Stadt und Luzern führt in Bern nicht der Kanton die Stimmregister, sondern die Gemeinden sind dafür zuständig. Die elektronischen Ergebnisse werden zu den Gemeindeergebnissen hinzuaddiert.

Die fünf Pilotgemeinden haben vorgängig zum E-Voting-Versuch ihre Stimmregister harmonisiert. Dazu haben sie den Schweizerischen E-Government-Standard "Stimm- und Wahlregister (eCH-0045)" umgesetzt; ein Datenstandard, mit dem es zukünftig möglich sein soll, alle Berner Gemeinden an das E-Voting-System anzuschliessen.

In den fünf Pilotgemeinden sind rund 3.100 AuslandschweizerInnen registriert. Davon sind rund 2.600 Personen berechtigt, ihre Stimme elektronisch abzugeben. Rund 40 Prozent von ihnen leben in Deutschland, Frankreich und den USA. Zu E-Voting zugelassen sind nur Personen aus Staaten der Europäischen Union und einzelnen europäischen Kleinststaaten sowie aus Ländern, die das sogenannte Wassenaar-Abkommen unterzeichnet haben. Aus diesen Ländern ist die verschlüsselte, sichere Stimmabgabe gewährleistet. Zu den Wassenaar-Staaten zählen neben den USA weitere typische Auswandererländer wie Kanada und Australien.

Der Grosse Rat hat im Jahr 2009 eine Planungserklärung verabschiedet. Diese sieht vor, E Voting in einem ersten Schritt für AuslandschweizerInnen einzuführen. In der Junisession 2011 wird der Grosse Rat im Rahmen eines Kreditgeschäftes entscheiden, ob E-Voting für AuslandschweizerInnen ab Mitte 2012 vom Pilotbetrieb auf alle Berner Gemeinden ausgeweitet werden soll.