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Mit ihrem Cloud-Konzept bietet die Linzer Firma Fabasoft auch Schweizer Kunden ein Software-as-a-Service Angebot für den sicheren Dokumentenaustausch, für Enterprise Content Management und für B2B Collaboration an. Fabasoft hat auch die Initiative "United Cloud of Europe" initiiert und ist momentan der einzige zugelassene GEVER-Anbieter. Im Gespräch mit ICTkommunikation erläutert Fabasoft-Cloud-Geschäftsführer Karl Mayrhofer, wohin die Entwicklungen bei Cloud, Enterprise Content Management, Mobility, Social Media oder Big Data gehen.

Interview: Karlheinz Pichler

Fabasoft ist auf Lösungen für E-Government, Elektronische Aktenführung und Enterprise-Content-Management ausgerichtet. Um herauszufinden, wie die Einführung einer Cloud-basierten Enterprise Content Management (ECM)-Lösung Unternehmen beeinflusst, haben Sie Forrester mit einer Studie beauftragt, im Rahmen derer 54 Cloud-ECM-Entscheidungsträger in Unternehmen mit mindestens 1‘000 Mitarbeitern in Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt wurden. Was ist das zentrale Ergebnis aus dieser Studie?

Karl Mayrhofer: Bei der Forrester Studie "Cloud-basiertes Enterprise Content Management gewinnt an Schwung im deutschsprachigen Raum" gaben 59 Prozent der befragten Unternehmen in der D-A-CH-Region an, dass sie eine Cloud-basierte ECM-Lösung implementiert haben. Als Hauptgründe nannten die Unternehmen unterschiedliche geschäftliche Anwendungsgründe. Besonders ins Gewicht fallen allerdings verbesserte unternehmerische Agilität und Flexibilität, bessere Vorhersehbarkeit der Kosten und Standardisierung von Geschäftsprozessen.

Neben den Zielsetzungen verbesserter Geschäftsprozesse, grösserer Kostenwahrheit und bestmöglicher Sicherheit spielt für IT-Entscheider angesichts der Veränderung moderner Arbeitsverhältnisse in Richtung erhöhte Mobilität von Arbeitskräften die Datensicherheit eine wesentliche Rolle bei der Anbieterauswahl. Weiter ist die Qualität des File-Managements, der Kundenkommunikation und die Projektzusammenarbeit von Bedeutung.

Welche Rückschlüsse ziehen Sie aus dieser Studie für Fabasoft?

Karl Mayrhofer: Die Ergebnisse zeigen auch, dass Fabasoft mit ihrem Produktangebot richtig liegt. Die im Spätherbst 2013 gelaunchte Fabasoft Cloud baut auf einem umfassenden Trust-Konzept auf, das die Erwartungshaltung der grossen IT-Anwender in der D-A-CH-Region perfekt adressiert. Sie umfasst Aspekte der Datensicherheit, der Zugriffssicherheit, der Rechtssicherheit bis hin zur Zertifizierung der Cloud-Angebote.

Fabasoft ist erst das neunte Unternehmen, das mit dem Zertifikat "Certified Cloud Service" von TÜV Rheinland die hohen qualitativen Anforderungen in punkto Sicherheit, Funktionalität, Interoperabilität und Datenschutz sowie weiterer rechtlicher Ansprüche bescheinigt bekam.

Aufgrund lokaler Gesetze und Datenschutzbestimmungen sowie IT-Security-Gründen ist es für Unternehmen zunehmend wichtig, über den physischen Speicherort der Daten entscheiden zu können. Was hat diesbezüglich Fabasoft zu bieten?

Karl Mayrhofer:
Fabasoft gibt ihren Kunden die Wahlfreiheit und die Gewissheit, wo die Speicherung der Daten erfolgt. Dafür bietet Fabasoft Cloud-Kunden in der D-A-CH-Region drei hochsichere Lokationen für die Datenhaltung an. In der Schweiz lagern die Cloud-Daten im ehemals streng geheimen Kommandobunker K7 der Schweizer Luftwaffe in einem Bergstollen in Attinghausen sowie in einem Hochleistungsrechenzentrum in Zürich. In Österreich erfolgt diese in Hochleistungsrechenzentren von T-Systems in Wien. In Deutschland betreibt Fabasoft sichere und am neuesten Technologiestand ansässige Rechenzentren am Standort Nürnberg.

Was alles macht für Sie eigentlich eine sichere Cloud aus? Welche Rolle könnte dabei Fabasoft spielen?

Karl Mayrhofer:
Für eine sichere Cloud halten wir eine Lösung, mit der Unternehmen die Gewissheit haben, wo die Daten sind, mit wem sie zusammenarbeiten und was mit ihren Daten passiert. Das sind aus unserer Sicht auch die Grundwerte einer europäischen Cloud. Die Fabasoft Cloud ist eine Business-Cloud "Made in Europe": Von Europäern für Europa entwickelt und in Europäischen Rechenzentren betrieben. Als Software-as-a-Service Angebot in einer Public Cloud sind die Business-Anwendungen in der Fabasoft Cloud sofort und europaweit (global) verfügbar. Damit ist die Fabasoft Cloud ein wichtiger Baustein für den Aufbau eines homogenen digitalen Binnenmarkts in Europa.

Fabasoft hat ja vor diesem Hintergrund die Initiative "United Clouds of Europe" aus der Taufe gehoben. Warum eigentlich und wie steht es aktuell damit?

Karl Mayrhofer: Wir waren immer der Überzeugung, dass Europa eine auf gemeinsamen Standards basierende Plattform für Cloud Computing braucht, die auf eigenen Infrastrukturen und auf Open Source Software aufsetzt. Die letztjährigen Enthüllungsereignisse rund um die NSA (National Security Agency) und das britische GCHQ (Government Communications Headquarter) haben diese Notwendigkeit mehr als untermauert.

Fabasoft Vorstandsmitglied Helmut Fallmann hat sich mit der Initiative "United Clouds of Europe" für die Umsetzung einer europäischen Cloud und für die Freisetzung des gesamten Wirtschaftspotentials von Cloud Computing in Europa stark gemacht. Mit unserem Einsatz für eine europäische Cloud haben wir uns in Brüssel Gehör verschafft und wurden von der C-SIG (Cloud-Select Industry Group) eingeladen, faire und einheitliche Rahmenbedingungen, einheitliche Service Level Agreements und Zertifizierungen für Cloud Computing in Europa mitzugestalten.

Cloud-Computing, Mobility, Social-Collaboration und Big Data stellen momentan die grossen Trends dar. Lassen sich diese Punkte unter einen gemeinsamen Hut bringen?

Karl Mayrhofer: Ja! Cloud Computing ist bereits heute die dominierende IT-Bereitstellungsformel, Mobility lässt sich aus der Arbeitswelt mit den heute bestehenden Möglichkeiten in einer "always connected world" nicht mehr wegdenken und Social Collaboration ist zum uneingeschränkten Success-Faktor bei Innovations- und Customer Relationship Management herangereift. Bringt man diese IT-Evolutionen unter einen gemeinsamen Schirm, dann ist leicht nachvollziehbar, dass daraus Big Data entsteht. So werden heute weltweit jede Minute rund 1,7 Millionen Bytes an Daten generiert. Das entspricht in etwa rund 360‘000 Standard-DVDs. Eine Vielzahl dieser Daten entsteht aus der verstärkten Kollaboration mit sozialen Medien, die längst in auf die erforderlichen Business-Prozesse adaptierter Form auch in den unternehmerischen Alltag Einzug gehalten haben. Auch die Menge aus mobilem Datenverkehr in 3G- und 4G-Netzen ist stark im Steigen begriffen.

In welchen dieser Bereiche investieren Ihre Kunden momentan am meisten und wie sehen die entsprechenden Lösungen in der Praxis aus?

Karlh Mayrhofer: Ein wichtiges Lösungsmuster, für das Unternehmen heute Cloud-Lösungen einsetzen, ist die Mobilisierung von Enterprise Content aus bestehenden internen Systemen. Die Analystengruppe Forrester bezeichnet diesen Hybrid-Ansatz als Zusammenspiel aus "Systems of Records" und "Systems of Engagement". Das bringt die Anforderung sehr gut auf den Punkt. Viele Unternehmen haben heute interne Systeme, um Enterprise Content zu managen. Aber es ist schwierig, diesen Content für unternehmens- und länderübergreifende Geschäftsprozesse zu mobilisieren, weil die internen Systeme dafür nicht entwickelt wurden. Genau dort setzt die Fabasoft Cloud als "System of Engagement" an. Enterprise Content setzt sich in übergreifenden digitalen Geschäftsprozessen in Bewegung und "beginnt zu arbeiten".

Wo liegen in Bezug auf diese Bereiche aktuell und aus technischer Sicht die grössten Herausforderungen?

Karl Mayrhofer: Schlüssel für die Integration beider Welten in Hybrid-Szenarien sind hersteller- und plattformunabhängige Standards wie beispielsweise WebDAV, CMIS oder standardisierte Webservices.

Was für ECM-Cloud und ECM-Mobility-Angebote hat Fabasoft momentan im Köcher und was bringen diese dem Anwender konkret?

Karl Mayrhofer: Mit der Fabasoft Cloud bietet Fabasoft eine Business-Cloud "Made in Europe" in Form von Software-as-a-Service in einer Public Cloud. Damit steht Anwendern ein vollwertiges Enterprise Content Management System in der Cloud zur Verfügung. Darüber hinaus bietet die Fabasoft Cloud die Möglichkeit, Enterprise Content intern zu mobilisieren, im Sinne eines "System of Engagement".

Als Hersteller einer Lösung für den elektronischen Geschäftsverkehr ist Fabasoft ein wichtiger Lieferant der Bundesverwaltung. Im Moment ist Fabasoft der einzige zugelassene GEVER-Anbieter. Daneben gibt es aber "Sonderbewilligungen" für andere Anbieter. Der Bund will sich zumindest bis 2018 Zeit lassen, eine alternative GEVER-Lösung zu beschaffen. Bis dahin sollen GEVER-Produkte wie etwa von Fabasoft, des Berliner Herstellers Optimal Systems (OS-ECM) sowie der beiden Schweizer Hersteller ABF Informatik aus Cham (Produkt: iGeko) und der Zürcher I-Engineers mit freihändigen Aufträgen rechnen können. Wie schätzen Sie das aktuelle Gerangel um GEVER persönlich ein?

Karl Mayrhofer: Wir sehen das nicht als "Gerangel". Die Bundesverwaltung hat konsistent bereits seit vielen Jahren eine Mehrproduktstrategie formuliert. Aus unserer Sicht wird diese nun im Rahmen einer WTO umgesetzt. Dass es Übergangsfristen und Übergangsszenarien geben muss, ist logisch. Wir werden jedenfalls unsere Bestandskunden weiterhin bestmöglich unterstützen.

Die Frist für freihändige Vergaben könnte seitens des Bundesrates bei "unvorhersehbaren Ereignissen" auch noch bis 31. Dezember 2019 verlängert werden. Wird Fabasoft auch darüber hinaus noch Lieferant der Bundesverwaltung sein? Immerhin hatte der Bund schon einmal versucht, eine Fabasoft-Alternative in der Bundesverwaltung in Form einer Microsoft-Lösung durchzusetzen, ist aber vor zweieinhalb damit gescheitert.

Karl Mayrhofer:
Wir arbeiten seit vielen Jahren erfolgreich mit der Bundesverwaltung zusammen. Unsere GEVER-Lösung ist im Bund bei rund 12‘000 Benutzerinnen und Benutzern im Einsatz. Wir werden uns sehr bemühen, auch über die genannten Stichtage hinaus mit der Bundesverwaltung zusammenzuarbeiten.

Gegenwind für Fabasoft könnte vor allem auch von der Open-Source-Lösung "OneGov GEVER" kommen, wie sie etwa im Kanton Zug im Einsatz ist. Die Verfechter der Open-Source-Lösung monieren ja, dass diese Lösung viel einfacher zu handhaben sei, als die sonstigen GEVER-Systeme, die zu schwerfällig seien. Wie begegnen Sie diesen Vorwürfen?

Karl Mayrhofer: Auch wir setzen Open Source Plattformen – beispielsweise in den Bereichen Betriebssystem und Datenbanken – bei vielen unserer Kunden ein. Ob und inwieweit die genannten Lösungs-Produkte die Ansprüche des Bundes erfüllen, und wie Supportstrukturen, Weiterentwicklung, Anpassung und Folgekosten zu bewerten sind, und ob diese Produkte in der Praxis wirklich einfacher zu handhaben sind, das wird der Auftraggeber im Rahmen der geplanten Ausschreibung beurteilen.

Abgesehen von der Öffentlichen Hand: Wo setzen Sie mit Fabasoft momentan in der Schweiz Ihre Schwerpunkte?

Karl Mayrhofer: Mit der Fabasoft Cloud bieten wir unseren Schweizer Kunden ein Software-as-a-Service Angebot für den sicheren Dokumentenaustausch, für Enterprise Content Management und für B2B Collaboration. Wir geben unseren Kunden die Gewissheit, dass die Daten redundant in zwei Hochleistungsrechenzentren in Attinghausen und in Zürich gespeichert sind, auch bei globaler Zusammenarbeit mit Geschäftspartnern. Wir geben unseren Kunden die Gewissheit, mit wem sie zusammenarbeiten, durch Authentifizierung über Digitale Identität (SuisseID) sowie über hochwertige Business-taugliche Anmeldeverfahren. Und wir geben unseren Kunden die Gewissheit, was mit ihren Daten passiert, durch die Nachvollziehbarkeit und Transparenz über die Teamroom-Historie, über Versionierung, Auditing und dynamische Wasserzeichen. Mit dem einzigartigen Konzept der Cloud-Organisation stellen wir sicher, dass unsere Kunden in der Fabasoft Cloud auch als Unternehmen agieren können und nicht nur mit einzelnen, unabhängigen User-Accounts.

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\"Wir geben unseren Kunden die Gewissheit, dass die Daten redundant in zwei Hochleistungsrechenzentren in Attinghausen und in Zürich gespeichert sind, auch bei globaler Zusammenarbeit mit Geschäftspartnern.\" (Karl Mayrhofer, Geschäftsführer der Fabasoft Cloud GmbH )
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\"Wir geben unseren Kunden die Gewissheit, mit wem sie zusammenarbeiten, durch Authentifizierung über Digitale Identität (SuisseID) sowie über hochwertige Business-taugliche Anmeldeverfahren.\" (Karl Mayrhofer, Geschäftsführer der Fabasoft Cloud GmbH )
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\"Und wir geben unseren Kunden die Gewissheit, was mit ihren Daten passiert, durch die Nachvollziehbarkeit und Transparenz über die Teamroom-Historie, über Versionierung, Auditing und dynamische Wasserzeichen.\" (Karl Mayrhofer, Geschäftsführer der Fabasoft Cloud GmbH )