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Unternehmen kommen ihren Fachkräften zunehmend entgegen, um sie zu halten. Work-Life-Balance und Mitarbeiterbindung lauten die massgeblichen Stichworte dazu. Derweil ist Frauenförderung in Schweizer Firmen nur ein untergeordnetes Thema.

Der demografische Wandel zeigt Wirkung: Führungskräfte machen die Förderung einer nachhaltigen Unternehmenskultur zu ihrem wichtigsten HR-Thema, direkt gefolgt von der Mitarbeiterbindung. Durch ein gutes Betriebsklima werden Mitarbeiter im Zuge des zunehmenden Fachkräftemangels am ehesten gehalten. Dies ist das Ergebnis des neuen HR-Reports 2012/2013 des Instituts für Beschäftigung und Employability (IBE) in Ludwigshafen und der Hays AG, die auch in Zürich eine Niederlassung unterhält. In diesem Jahr beteiligten sich 714 Entscheider aus Deutschland (60 Prozent), der Schweiz (25 Prozent) und Österreich (13 Prozent).

Den Schwerpunkt des Reports bildet das Thema Mitarbeiterbindung. Das letztjährige Topthema „Führung“ hat dagegen an Bedeutung verloren und ist auf Platz 3 gerutscht. Weiter an Gewicht gewinnen dagegen die Etablierung einer Work-Life-Balance sowie die damit eng verknüpfte Flexibilisierung der Arbeitsstrukturen. Dies zeigt ebenfalls, dass Unternehmen ihren Fachkräften mehr und mehr entgegenkommen, um sie zu halten.

Insgesamt betrachten die befragten Entscheider den demografischen Wandel im aktuellen HR-Report differenzierter als ein Jahr zuvor. Während die Beeinflussung der Unternehmenspolitik durch den sinkenden Anteil von Nachwuchskräften und den Fachkräftemangel nahezu unverändert eingeschätzt wird, steigt die Bedeutung einer ausgewogenen Work-Life-Balance. Waren es 2011 noch 40 Prozent der Befragten, die hier einen starken bzw. sehr starken Einfluss feststellten, sind es 2012 bereits 58 Prozent. Ebenso identifizieren sich die Entscheider in diesem Jahr stärker mit der bunten Wertevielfalt durch die verschiedenen Generationen, die in Unternehmen agieren: 2011 sahen hier 33 Prozent eine starke bis sehr starke Beeinflussung, im Vergleich dazu sind es in diesem Jahr bereits 43 Prozent.

Trotz der viel zitierten „Frauenquote“ sieht die Unternehmensrealität anders aus. Bei den gesellschaftlichen Megatrends schneidet der Einfluss des Geschlechter- und Rollenverständnisses am schwächsten ab: Nur ein Drittel der Befragten sehen, dass der zunehmende Anteil von Frauen in Fach- und Führungspositionen ihre Unternehmenspolitik stark beeinflusst. Unter den befragten Schweizer Unternehmen sind es sogar nur 19 Prozent. Dem entsprechend hinkt die Schweiz den anderen Ländern in Sachen Frauenförderung weit hinterher. Nur 27 Prozent der Schweizer Entscheider geben an, Frauenförderung habe in ihren Unternehmen eine grosse bzw. sehr grosse Bedeutung (ganze Studie: 39 Prozent). Dabei setzen Schweizer Unternehmen noch überwiegend auf flexible Arbeitszeitmodelle (74 Prozent; ganze Studie: 81 Prozent). Nur gerade 24 Prozent der befragten Schweizer Unternehmen bieten Frauen schnelle Wiedereinstiegsprogramme an – gegenüber 43 Prozent im Durchschnitt aller Befragten. Eine feste Anlaufstelle für familiäre Belange ist dagegen in allen Ländern nur in wenigen Unternehmen etabliert.

„Der HR-Bereich ist nach wie vor nicht als Business-Partner etabliert. So spiegeln die Ergebnisse des HR-Reports auf verschiedenen Ebenen wider, dass HR-Manager zwar um die Brisanz von Themen wissen, aber mit ihrer Erkenntnis im Topmanagement und den Managern der Fachbereiche nicht durchgängig ankommen“, bilanziert Prof. Dr. Jutta Rump die Ergebnisse des HR-Reports 2012/2013. Für den HR-Report befragt das IBE im Auftrag des Personaldienstleisters Hays jährlich Entscheider aus Unternehmen zu den zentralen HR-Handlungsfeldern sowie den Auswirkungen gesellschaftlicher Trends auf ihre Organisation.

Der HR-Report 2012/2013 ist verfügbar unter: http://www.hays.de/studien