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HTML5 ist keineswegs nur ein Hype, sondern für Software-Entwickler längst ein grosses Thema, so das Ergebnis einer weltweiten Umfrage von Kendo UI, einem Arm der Softwareschmiede Telerik. 94 Prozent der über 4.000 Befragten nutzen demnach entweder schon HTML5 oder erwarten, noch dieses Jahr auf den erst in Entwicklung befindlichen Standard zu setzen.

Rückschläge wie Facebooks Abkehr von HTML5 bei der iOS-App kümmern die globale Entwickler-Community der Umfrage zufolge kaum, für Unruhe sorgen eher der zweigleisige Standardisierungsprozess und das Risiko der Browser-Fragmentierung. "Dass viele Entwickler schon HTML5 nutzen, ist richtig, auch wenn die Zahlen in dieser Umfrage recht hoch sind", meint dazu HTML5-Experte Peter Kröner. Denn HTML5 sei in einigen Bereichen tatsächlich schon sehr verbreitet. "Beispielsweise verwenden viele Mobile-Apps Webviews, das heisst, die App ist nur ein Rahmen für eine HTML-Seite, die die eigentliche App darstellt." In der Kendo-UI-Umfrage gaben dementsprechend beinahe zwei Drittel aller Entwickler an, HTML5 bereits zu nutzen. Weitere 31 Prozent erwarten, noch dieses Jahr auf den Zug aufzuspringen.

Telerik betont, dass dieses Ergebnis in direktem Widerspruch zu anderen vor kurzem publizierten Einschätzungen steht, beispielsweise die des Analystenhauses Gartner, nach der HTML5 erst in fünf bis zehn Jahren wirklich verbreitet sein wird. Das unterstreicht das Unternehmen auch damit, dass selbst jene sechs Prozent der befragten Entwickler, die 2012 noch nicht auf HTML5 setzen erwarten, dass die Technologie in ein bis zwei Jahren von Bedeutung für sie sein wird.

Dass Facebook HTML5 als Basis für Smartphone-Apps eine Abfuhr erteilt hat, lässt fast drei Viertel der Befragten kalt, dadurch beunruhigte bzw. sogar in ihrem Glauben an HTML5 bestärkte Entwickler halten sich die Waage. Eher Kopfzerbrechen bereitet die Tatsache, dass mit dem W3C und der WHATWG zwei Gruppen parallel an der Standardisierung von HTML5 arbeiten. Das beunruhigt gut ein Viertel der Entwickler, weitere 38 Prozent sind unentschlossen, was sie davon halten sollen. Diese Sorge muss laut Kröner nicht sein.

"Es werden beide Seiten gebraucht, denn beide bieten nur unterschiedliche Perspektiven auf die gleiche Gesamtlage", erklärt der Experte. Denn die WHATWG mit ihrem Living Standard produziert ständig neue Technologien, die den Weg in HTML5 finden sollen. "Das ist die normative Perspektive, die beschreibt, wo es in Zukunft hin gehen soll. Das W3C hingegen entwickelt einen deskriptiven Blick auf die Dinge und versucht festzuhalten, welche Technologien es auch wirklich schon in den Browsern gibt." Das Nebeneinander der beiden Arbeitsgruppen würde sich somit also eher ergänzen als beissen.

Brower-Problematik

Mögliche Diskrepanzen zwischen der HTML5-Funktionalität zwischen Internet Explorer, Firefox und anderen Browsern sind für Entwickler offenbar das grösste Problem. Insgesamt 85 Prozent geben sich im Hinblick auf eine Browser-Fragmentierung deutlich bis extrem besorgt. "Wenn Sie HTML5 im Browser einsetzen möchten, sind veraltete Sufprogramme natürlich ein Problem", meint dazu Kröner. Doch gäbe es gerade im mobilen Sektor bereits Lösungsansätze wie Hybrid-Frameworks, bei denen der Entwickler selbst die Umgebung kontrolliert, in der seine HTML5-App läuft. "Er muss also nicht hoffen, dass seine Nutzer einen aktuellen Browser installiert haben."

Davon abgesehen ist davon auszugehen, dass sich HTML5 bei Entwicklern trotz potenzieller Probleme weiter durchsetzen wird. Denn wie die Kendo-UI-Umfrage belegt, erachten Entwickler dHTML5 als attraktiv. Die beiden wichtigsten Gründe dafür sind die Vertrautheit mit den zugrundeliegenden Programmierwerkzeugen wie HTML und Javascript sowie das Potenzial, mit plattformunabhängigen Apps ein möglichst breites Publikum zu erreichen.