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Die Siemens-Aufseher haben am Mittwoch über den geplanten Wechsel an der Konzernspitze entschieden. Der Aufsichtsrat hat den amtierenden Chef Peter Löscher nach einer Reihe von Fehlschlägen rausgeworfen. Sein Nachfolger ist Finanzchef Joe Kaeser, der seit über 30 Jahren für den Konzern arbeitet. Siemens sei kein Sanierungsfall, so Kaeser, er will das Unternehmen nun "in ein ruhiges Fahrwasser zurückführen".

Der Aufsichtsrat habe Kaesers Berufung zum neuen Vorstandschef einstimmig zum 1. August beschlossen, teilte das Unternehmen am Mittwoch in München mit. Der Österreicher Löscher lege sein Mandat "mit Ablauf des heutigen Tages nieder und scheidet in gegenseitigem Einvernehmen aus dem Vorstand der Siemens AG aus". Die Ernennung eines neuen Finanzvorstands werde zeitnah erfolgen.

Löscher selbst sprach nach dem Entscheid von fehlendem Vertrauen seiner Vorstandskollegen. Obwohl die Familie Siemens und die Mitglieder des Aufsichtsrats ihn "gerade auch in den vergangenen Monaten ausdrücklich unterstützt" hätten, sei eine Basis für seine Arbeit "nicht mehr gegeben". Seinem Nachfolger wünsche er im Amt Erfolg und Glück. Allerdings ohne seinen Namen zu nennen.

In Löschers Amtszeit fielen zahlreiche Misserfolge. Siemens konnte Züge nicht rechtzeitig an die Deutsche Bahn liefern, Windparks in der Nordsee nicht an das Stromnetz anschliessen und gab schliesslich in der vergangenen Woche sein Renditeziel auf. Letzteres passte vor allem der Arbeitnehmervertretung nicht. Das "abstrakte und überzogene Renditeziel" habe die Mitarbeiter dem noch stärkeren Druck der Finanzmärkte ausgesetzt, sagte Jürgen Kerner, der für die IG Metall im Siemens-Aufsichtsrat sitzt.

Aufsichtsratschef Gerhard Cromme, der Löscher im Jahr 2007 als Korruptionsbekämpfer zu Siemens geholt hatte, liess seinen Schützling nun abrupt fallen. Einige Vertreter der Kapitalseite um den früheren Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann stören sich Insidern zufolge an der Art und Weise, wie der 55-jährige Österreicher herausgedrängt wurde. Siemens erklärte nun, dass Löscher den Vorsitz des Stiftungsrates der Siemens-Stiftung übernehmen soll.