Facebook zeigt sein wahres Gesicht (Grafik:Ruedi Widmer)

Der Druck auf Facebook steigt wegen des Konflikts des Sozialen Netzwerks mit der australischen Regierung enorm. Nun kündigte auch Kanada an, ähnlich gegen die Zuckerberg-Konzern vorzugehen wie die Australier. Und auch in Europa mehren sich die Stimmen, den Internet-Giganten in die Schranken zu weisen, der nun sein wahres Gesicht zu zeigen scheint.

Jedenfalls kritisierte der kanadische Kulturminister Steven Guilbeault Facebook ungewöhnlich scharf und betonte, dass sein Land sich nicht von dem Konzern in die Knie zwingen lassen werde. Die Empörung ausgelöst hat die Entscheidung des weltgrössten Sozialen Netzwerkes, in Australien alle Nachrichteninhalte zu sperren. Hintergrund ist, dass das Parlament in Canberra in den kommenden Tagen über einen Gesetzentwurf beraten soll. Dieser würde Plattformen wie Facebook und Google zwingen, ihre Werbeeinnahmen aus Nachrichteninhalten mit Medienhäusern zu teilen. Ein ähnliches Gesetz bereitet Guilbeault für Kanada vor. "Kanada steht in diesem Kampf in vorderster Reihe", betonte der Minister gegenüber Journalisten.

Und auch Auch Australiens Ministerpräsident Scott Morrison gibt sich unbeugsam. Er habe von den Staats- und Regierungschefs Grossbritanniens, Kanadas, Frankreichs und Indiens Unterstützung in der Angelegenheit erhalten. "Es gibt ein grosses Interesse in der Welt an dem, was Australien macht", sagte Morrison. Er rief Facebook zum Entgegenkommen auf. "Denn sie wissen, was Australien hier unternimmt, wird wahrscheinlich auch in der Gesetzgebung vieler anderer westlicher Staaten folgen."

In Europa erheben sich ebenfalls immer mehr Stimmen gegen die Techriesen, die ihre Marktmacht nun auch in die Politik einbringen. Vor allem in Brüssel wächst insbesondere im EU-Parlament der Unmut über das Verhalten von Big Tech: "Google und Facebook haben in Australien eine Grenze überschritten. Wir müssen im digitalen Bereich in Europa künftig sehr viel unabhängiger werden", meinte etwa der Europaabgeordnete und Digitalexperte Axel Voss gegenüber dem deutschen Handelsblatt. "Ich empfehle Australien, Facebook rauszuwerfen und zu überlegen, was man mit Europa in Zukunft machen kann." Auch Alexandra Geese, Europaabgeordnete und Digitalexpertin der deutschen Grünen, ist ähnlicher Ansicht. Geese gegenüber dem Handelsblatt: "Der Fall in Australien zeigt, wie abhängig wir von diesen Unternehmen sind, wenn sie einen ganzen Kontinent erpressen können. Das darf nicht sein." Die EU könne sich von dem Mut der Australier eine Scheibe abschneiden. Geese schlägt denn auch vor, den Hebel direkt an das Geschäftsmodell der Techkonzerne anzusetzen. "Denn all unsere persönlichen Daten werden von Google, Facebook und Co. abgesaugt, um Menschen mit passgenauen und polarisierenden Inhalten auf ihren Seiten zu halten. Die Einzigen, die davon profitieren, sind die Techkonzerne, weil sie für lange Verweilzeiten viel Werbegeld kassieren", wird die EU-Parlamentarierin im Handelsblatt zitiert.