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Auch im Bereich der Prozessvisualisierung gibt es heute die Diskussion, welche Technologie sich besser für Webanwendungen eignet: Microsofts Silverlight oder das herstellerunabhängige HTML5, das allerdings noch ein paar Jahre bis zu seiner endgültigen Standardisierung brauchen wird.

Gastbeitrag von Ellen-Christine Reiff, M.A. und Dipl.-Wirt. Ing. (FH) Alex Homburg, beide Redaktionsbüro Stutensee

Zu entscheiden, was die Technologie der Zukunft sein wird, Microsofts Silverlight oder das herstellerunabhängige HTML5, ist nicht unbedingt einfach. Für SCADA/HMI-Systeme zeichnet es sich jedoch ab, dass es kein „entweder - oder“ geben wird. Der Anwender sollte beides nutzen. Während die Microsoft Silverlight Technologie für komplexe Businessanwendungen mit hohen Ansprüchen an Sicherheit und Komfort sicherlich das Mittel der Wahl ist, bietet sich für den mobilen Schnellzugriff auf Managementinformationen heute HTML5 an. Dessen Applikationen sind betriebssystemunabhängig, laufen auf allen Webbrowsern und unterstützen die mittlerweile üblichen Smartphonefunktionen.

Moderne, webbasierte SCADA/HMI-Systeme, die für eine effektive Prozessvisualisierung heute unerlässlich sind, arbeiten mit grossen Datenmengen. Bei solchen komplexen Businessanwendungen setzt die Microsoft-Silverlight-Technologie schon seit einigen Jahren Massstäbe. „Silverlight macht es extrem leicht, datengebundene Applikationen zu erstellen und Maschinen, Anlagen oder Gebäude einfach und schnell realitätsnah abzubilden und damit dem Anwender eine ansprechende und intuitive Bedienoberfläche zur Verfügung zu stellen.“ erläutert Bernhard Böhrer, Geschäftsführer der Webfactory. Ob Datenbank, Webservice oder XML-Datei, die Prinzipien sind immer die gleichen. „Insbesondere für Anwendungen mit komplexen Eingabemasken ist Silverlight nicht zu schlagen.“ ergänzt Böhrer.

Gut zu bedienen und einfach zu programmieren

Silverlight bietet eine Vielzahl von Controls und wird sämtlichen Ansprüchen an ein modernes User Interface gerecht. Unterstützt werden Features wie zum Beispiel Eingabevalidierung, Printing Support, Drag-and-Drop, dreidimensionale Animationen, Webcam, Mikrofon etc. Entwicklungsumgebungen wie Visual Studio und Expression Blend erleichtern es, aussagekräftige Internetanwendungen zu erstellen und der Lernaufwand für den Entwickler hält sich in Grenzen, da im Prinzip Kenntnisse in C# und XAML ausreichen.
„Die Grafiken sind vektorbasiert und passen sich somit problemlos an unterschiedliche Bildschirmauflösungen und Anzeigeformate an. Sie werden auf allen Anzeigegeräten immer gleich und ohne Qualitätsverlust ausgegeben.“ fährt Böhrer fort. Die benötigten Plug-ins gibt es für alle gängigen Browser und da die Zugriffsrechte auf einen bestimmten Personenkreis begrenzt sind, gibt es in der Regel auch keine Schwierigkeiten, die entsprechenden Plug-ins zu installieren. Der Anwender muss nicht das gesamte .NET Framework installieren. Allerdings unterstützen Browser, die unter anderen Betriebssystemen als Windows laufen, Silverlight nur begrenzt oder auch überhaupt nicht. Dies wird dann zum Nachteil, wenn von mobilen Geräten wie Smartphones, Tablet-PCs etc. auf die Prozessvisualisierung zugriffen werden soll, da für diese Geräte die entsprechenden Plug-ins nicht verfügbar sind.

Von unterwegs auf Managementinformationen zugreifen

„Um von unterwegs auf Daten zuzugreifen, ist deshalb HTML5 die richtige Lösung. HTML5 ermöglicht plattformunabhängige Web-Apps und damit grösstmögliche Flexibilität,“ so Böhrer weiter. HTML5 ist als offener Standard plattformübergreifend und benötigt keine Plug-ins. Da HTML5-Applikationen in allen aktuellen Webbrowsern funktionieren, ist der Anwender und Benutzer vollkommen unabhängig vom Betriebssystem und verwendeten Gerät. Egal ob iOS, Android oder BlackBerry OS, HTML5 unterstützt viele neue Funktionen auf allen heute üblichen Smartphones.

Wenn auch die Spezifikation von HTML5 noch nicht abgeschlossen ist (vermutlich wird sich der Prozess noch bis 2014 oder 2015 hinziehen), so beinhaltet sie doch bereits heute die benötigten Features. Allerdings gibt es je nach verwendetem Browser noch Unterschiede im Rendering. „Das heisst also konkret, der Button blinkt, oder auch nicht“, veranschaulicht Böhrer den Sachverhalt. „Das spielt jedoch nur eine untergeordnete Rolle, wenn jemand sich von unterwegs schnell über den Stand der Produktion, Trends oder ähnliches Informieren will“. Die SCADA/HMI-Visualisierungssoftware Webfactory 2010 beispielsweise wurde deshalb für den mobilen Zugriff um ein entsprechendes HTML5-Modul ergänzt.

Schutz des geistigen Eigentums

Zwar sind HTML-basierte Webanwendungen mittlerweile auch interaktiv geworden. Für den Entwickler bedeutet das jedoch einen relativ hohen Lernaufwand. Er muss HTML, Javascript, CSS und die Programmiersprache auf der Serverseite beherrschen und dennoch bleiben die grafischen Möglichkeiten im Vergleich zu Silverlight sehr begrenzt.

Javascript, das für die Interaktivität von HTML-Seiten unabdingbar ist, ist ausserdem nicht kompilierbar, fehleranfällig und sogar Manipulationen sind nicht auszuschliessen. „Der Schutz des geistigen Eigentums kann dadurch zum Problem werden“, gibt Böhrer zu bedenken. „Man kann sich z.B. den Quelltext anzeigen lassen, ihn verändern oder kopieren.“ Bei Silverlight ist die komplette Applikation durch die Kompilierung vor neugierigen Blicken geschützt. „Für komplexe Business-Anwendungen mit hohen Ansprüchen setzt Webfactory weiterhin auf die vektorbasierte und objektorientierte Microsoft Silverlight Technologie, doch ‚für unterwegs’ bieten wir nun auch die Vorteile von HTML5,“ so Böhrer abschliessend. Der Prozessvisualisierung steht damit ein SCADA/HMI-System mit zwei unterschiedlichen „Fassaden“ zur Verfügung.

Über Webfactory
Webfactory ist ein Anbieter von Standardsoftware für die Überwachung und Steuerung von Maschinen und Industrieanlagen. Daneben werden aber auch vertikale Branchenlösungen z.B. für die regenerative Energiegewinnung, Gebäudeautomatisierung und die Wasserwirtschaft angeboten. Aufgrund der frühen Fokussierung auf internetgestützte Technologien ist Webfactory eines der wenigen Unternehmen am Markt, das eine vollständig webbasierte SCADA/HMI Software anbieten kann.

Skalierbare SCADA/HMI-Software für komplexe Anwendungen
Webfactory 2010 ist eine webbasierte, skalierbare SCADA/HMI-Software für komplexe Anwendungen in der Gebäudeautomatisierung, in der dezentralen Energieversorgung oder im Maschinen- und Anlagenbau, bei denen es neben dem Bedienen und Beobachten auch um umfangreiche Aufzeichnung und Auswertung von historischen Prozesswerten und Alarmen geht. Durch seine modulare Architektur lässt sich das System für unterschiedlichste Projekte konfigurieren. Dies reicht von einer einfachen Einzelplatzanwendung bis hin zu Anwendungen mit mehreren Servern im Verbund. Durch den Einsatz von Standardtechnologien lässt sich die Visualisierungssoftware in die bestehende Infrastruktur eines Unternehmens integrieren.

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Je nach verwendetem Browser kann es Unterschiede im Rendering geben. Für die Praxis spielt das jedoch keine Rolle, wenn von unterschiedlichen Endgeräten schnell auf Managementfunktionen zugegriffen werden soll.
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Die auf allen Microsoft-Plattformen durchgängig einsetzbare SCADA/HMI-Software-Suite zur webbasierten Visualisierung Webfactory 2010 wurde für den mobilen Zugriff auf Informationen um ein HTML5-Modul ergänzt.