thumb

Gemäss eines Berichtes des UNO-Flüchtlingshilfswerkes (UNHCR) waren per Ende 2015 weltweit 65 Millionen Menschen auf der Flucht. Sie alle haben das Problem, dass ihnen der Zugang zu Arbeit und Bildung gleichsam verwehrt ist. Anlässlich des gestrigen Weltflüchtlingstages setzen die USA nun ein Zeichen, das Asylwerbern rund um die Welt eine bessere Zukunft versprechen könne. Alle Universitätskurse, die im Onlineportal Coursera vereint sind, stehen Flüchtlingen künftig gratis zur Verfügung.

Konkret bietet das Kursportal Coursera, das in der US-Eliteuni von Stanford beheimatet ist, gemeinsam mit dem US-Aussenministerium ab jetzt einen zumindest virtuellen Universitätszugang für Flüchtende an. Flüchtlinge selbst oder Hilfsorganisationen rund um die Welt können sich beim Programm "Coursera for Refugees“ anmelden und bekommen damit gratis Zugang zu den Kursen, den nötigen Prüfungen und allen anderen nötigen Schritten bis zum Diplom.

Auf dem Portal sind neben Studienangeboten aus Stanford und anderen bekannten US-amerikanischen Bildungseinheiten auch viele andere Spitzenuniversitäten vertreten, darunter zahlreiche aus Asien, aber auch aus elf europäischen Ländern - etwa die renommierten Unis von Leiden, London und die Pariser ENC. Im Prinzip stehen Flüchtenden nun alle Kurse offen, ein Korb aus den vermuteterweise passendsten Kursen wurde zusätzlich geschaffen.

Vor allem die Bereiche Wirtschaft und EDV sind stark vertreten, bieten sie doch am ehesten landesunabhängige Bildungsinhalte. Dabei geht es auch um die Sprachbarriere, die etwa bei Kursen über verschiedene Programmiersprachen noch am geringsten sind. Die meisten Kurse werden in anspruchsvollem Englisch abgehalten, was für viele Flüchtlinge allerdings eine nicht zu bewältigende Hürde darstellen wird.

Dass die Internetkurse kein Angebot für die Massen sind, ist sowohl Coursera als auch dem US-Aussenministerium bewusst. Die Projektverantwortliche Lila Ibrahim wird vom Internetmagazin Quartz mit der Aussage zitiert, man habe „nicht nicht handeln wollen“. Washington spricht von einem Angebot an Flüchtlinge, um „wichtige Fähigkeiten zu erwerben, die ihnen in einer globalisierten Wirtschaft helfen werden.“

Die Offensive ist ausserdem im Licht des Trends zu MOOCs (Massive Open Online Courses) zu sehen, bei denen Unis ohnehin für jedermann Gratiskurse anbieten und damit ihr Renommee steigern. Der Unterschied zu gratis MOOCs, aber auch vielen ehrenamtlichen Lehr- und Lernplattformen ist aber, dass Flüchtlinge mit der neuen Initiative auf Augenhöhe mit allen anderen Studenten lernen und die genau gleichen Zertifikate erwerben können. Auch nehmen die Unis, Coursera und das US-Aussenministerium dafür offenbar einiges an Geld in die Hand. Es geht um Kurse, die grösstenteils zwischen etwa 200 und 500 Euro kosten. Die Kosten eines gesamten Kurses bezifferte Coursera bei anderer Gelegenheit mit umgerechnet rund 270.000 Euro. Jenen Flüchtlingen, die vor allem die Sprachbarriere überwinden, verspricht Coursera eine um 72 Prozent gestiegene Chance eines beruflichen Aufstiegs.