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Der allgemeine Hype um Handy-Apps hat aus Sicht der zuletzt eher gebeutelten Verlagsbranche bislang nicht den erhofften Erfolg gebracht. Nachdem die kleinen mobilen Programme von den Zeitungshäusern lange Zeit als Geschäftsmodell für die digitale Nachrichtendistribution der Zukunft angesehen wurden, zeigt ein aktueller Bericht des Pew Research Centers, dass die Realität offenbar ganz anders aussieht.

Demnach greifen beinahe dreimal so viele Tablet- (60 Prozent) und doppelt so viele Smartphone-User (61 Prozent) weiterhin über einen normalen Webbrowser auf digitale Nachrichteninhalte zu als dies bei Apps (Tablets: 23 Prozent; Smartphones: 28 Prozent) der Fall ist.

"News-Applikationen sind für die Verlage sicherlich ein Geschäftsmodell, das sie nicht ausser Acht lassen sollten", stellt Eva Werner, stellvertretende Pressesprecherin des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV) klar. Nicht nur in den USA, sondern auch im deutschsprachigen Raum hätten mittlerweile alle grossen Nachrichtenhäuser derartige Angebote im Programm. "Welche Apps sich langfristig für welche Verlage bewähren, wird erst die Zukunft zeigen. Fest steht allerdings, dass sich alle Verlagshäuser Gedanken zu diesem Thema machen müssen", so Werner.

Was den Nachrichtenkonsum im Allgemeinen betrifft, hat der Pew-Research-Bericht aber auch Erfreuliches für die Verlage zutage gefördert. So wird etwa eindeutig festgestellt, dass News-Inhalte bei den Besitzern mobiler Endgeräte noch immer zu den gefragtesten Themen- und Anwendungsgebieten zählen. Bei Tablet-Usern sind es 64 Prozent und bei Smarphone-Nutzern 62 Prozent, die mindestens einmal pro Woche auf entsprechende Inhalte zugreifen.

Auch in Bezug auf die Verweildauer von News-Konsumenten auf den Web-Angeboten der Zeitungshäuser zeigen sich durchaus positive Ergebnisse. Zwar werden Tablets und Smartphones oft und gerne dazu verwendet, um sich einen schnellen Überblick über die aktuellen Nachrichtenmeldungen zu verschaffen. Rund 73 Prozent der Tablet-Besitzer geben allerdings an, regelmässig auch tiefergehend in Artikel einzutauchen. Bei Smartphones sind es immerhin noch 61 Prozent, die sich länger mit einem Online-Beitrag befassen.

Dass es in der Zeitungsbranche auch möglich ist, den digitalen Vertrieb der eigenen Nachrichteninhalte zu bewerkstelligen, ohne den Umweg über die diversen App Stores gehen zu müssen, zeigt das Beispiel der "Financial Times". Die britische Wirtschaftszeitung hat sich im August 2011 bewusst für einen Ausstieg bei Apples iTunes Store entschieden, um eine eigene Web-basierte Version für die mobile Nutzung an den Start zu bringen. Als Grund für den Entschluss wurde auch auf die restriktive Firmenpolitik des App-Store-Marktführers verwiesen.



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