Solarfassade: Nutzen lässt sich dank einer neuen Software vorab berechnen (Foto: rmit.edu.au)

Fassaden, vor allem die von Hochhäusern, bieten vielfach mehr Platz für Solarzellen als Dächer und können so erheblich mehr Strom erzeugen, auch wenn sie nicht optimal zur Sonne hin ausgerichtet sind. Dass dennoch nur wenige dieser Flächen als Kraftwerke dienen, liegt nicht zuletzt daran, dass die Kosten-Nutzen-Rechnung so aufwendig ist, dass sich kaum ein Architekt herantraut. Rebecca Yang von der RMIT University hat mit ihrem Team eine Software entwickelt, die alle Fragen des Einsatzes von Solarzellen an Fassaden bereits bei der Bauplanung beantwortet.

Das Tool integriert Produkt-, Regulierungs-, technische, wirtschaftliche und bauliche Daten, um 3D-Modelle sowie detaillierte Lebenszyklussimulationen zu erstellen, die auf den geplanten Standort jedes Gebäudes zugeschnitten sind. Es berücksichtigt die Wetter- und Klimadaten an den Sandorten, an denen Gebäude errichtet werden, den Lauf der Sonne und den sich verändernden Einstrahlungswinkel und setzt ihn in Beziehung zum Stromertrag. Somit lässt sich bereits vor Baubeginn sehen, ob und wann sich eine Solarfassade amortisiert.

Dazu werden auch die Material- und Montagekosten eingespeist sowie die Verwendung des Stroms. Wird dieser ganz oder überwiegend direkt im Gebäude genutzt, errechnet die Software die Einsparung gegenüber dem Strombezug aus dem Netz. Sie berücksichtigt auch den finanziellen Nutzen einer Pufferbatterie, die überschüssigen Strom aufnimmt, um ihn etwa nach Sonnenuntergang noch nutzen zu können, und vergleicht diesen Vorteil mit der jeweiligen Einspeisevergütung.

"Bei der Integration von Solarzellen in das Design eines Bauwerks sind so viele technische und wirtschaftliche Faktoren zu berücksichtigen, dass kaum jemand den kompletten Überblick hat. Wir hoffen, dass mithilfe unserer Software künftig mehr Gebäude mit Solarfassaden ausgestattet und gleichzeitig gute Design-Standards beibehalten werden. Das wäre ein Gewinn für den Planeten und die Ästhetik", sagt RMIT-Architekt Nic Bao abschliessend.