Kuchen anschauen statt essen: Das soll Sättigung versprechen (Foto: Matthias, pixabay.com)

Wer sich immer wieder ein bestimmtes Lebensmittel auf seinem Smartphone anschaut, erlebt ein gewisses Sättigungsgefühl. Das könnte die Grösse der Portionen reduzieren, die der Betrachter zu verdrücken gedenkt. Diese "Smartphone-Diät" haben Forscher der Universität Aarhus entwickelt. Laut Wissenschaftler Tjark Andersen eröffnet sich damit ein neuer Weg für Strategien zur Gewichtsabnahme. Zudem müsse die Wirkung von Lebensmittelbildern in der digitalen Werbung neu bewertet werden.

Das Internet quillt über von Bildern von Lebensmitteln, ob auf Nachrichtenseiten, in den sozialen Medien oder Werbebannern, die unvermittelt auftauchen. Viele dieser Bilder werden hochgeladen, um die gezeigten Lebensmittel zu verkaufen. Dahinter steckt die Idee, dass die Bilder zum Beispiel Lust auf einen McDonald's-Burger machen. Mit anderen Worten: Das Bild weckt den Hunger.

Andersen zeigt jedoch, dass die Bilder auch den gegenteiligen Effekt haben können, zumindest bei häufiger Betrachtung. In einer Reihe von Experimenten hat er nachgewiesen, dass Probanden ein Sättigungsgefühl bekommen können, wenn sie das gleiche Bild mehr als 30 Mal sehen. "Die Teilnehmer, die das Bild viele Male anschauten, wählten auch kleinere Portionen als diejenigen, die das Bild nur dreimal gesehen hatten, als wir sie anschliessend nach der gewünschten Portionsgrösse fragten", sagt Andersen.

"Wie wir über Essen denken, hat einen grossen Einfluss auf unseren Appetit. Ihr Appetit ist enger mit der kognitiven Wahrnehmung verbunden, als die meisten von uns denken", so der Forscher. In der Hirnforschung werden diese Erkenntnisse mit der sogenannten Grounded-Kognitionstheorie erklärt. Wenn man sich zum Beispiel vorstellt, in einen saftigen Apfel zu beissen, werden die gleichen Bereiche des Gehirns stimuliert, als würde man ihn tatsächlich verspeisen. "Sie erhalten eine physiologische Reaktion auf etwas, an das Sie nur gedacht haben. Deshalb können wir uns voll und ganz zufrieden fühlen, ohne etwas zu essen", so Andersen.

Seit 1975 hat sich die Zahl der Übergewichtigen weltweit verdreifacht. Laut Weltgesundheitsorganisation ist Fettleibigkeit eine der grössten gesundheitlichen Herausforderungen für den Menschen. "Wir werden zu dick, weil wir zu viele ungesunde Nahrungsmittel zu uns nehmen und uns zu wenig bewegen. Vielleicht könnte die Smartphone-Diät zur Kontrolle des Appetits eingesetzt werden", unterstreicht Andersen abschliessend.