Der Mischkonzern ThyssenKrupp wappnet sich gegen Angriffe von Computerhackern und erwägt hierzu auch den Abschluss einer Versicherung. Das Unternehmen ergreife umfangreiche Maßnahmen, um die Risiken durch die zunehmende elektronische Vernetzung zu verringern, teilte der größte deutsche Stahlkocher am Donnertag mit.

Der "Financial Times Deutschland" zufolge will ThyssenKrupp eine Versicherung gegen Produktionsausfälle durch Cyberattacken abschließen. Dabei gehe es um Schäden in einer Höhe von bis zu 50 Millionen Euro, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Branchenkreise.

ThyssenKrupp nehme die Sicherheit seiner Geschäftsprozesse ständig unter die Lupe, erklärte das Unternehmen. "Dazu gehört auch die permanente Überprüfung der Informationstechnologien, um die IT-gestützten Geschäftsprozesse so sicher wie möglich abzuwickeln." Welche Schäden durch Angriffe aus dem Cyberspace entstehen könnten, blieb offen. ThyssenKrupp ist breit aufgestellt. Der Konzern ist nicht nur der größte Stahlproduzent Deutschlands, er stellt auch Fahrstühle, Chemieanlagen oder Rüstungsgüter wie U-Boote und Fregatten her. Mit rund 167.000 Mitarbeitern erzielte ThyssenKrupp allein in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres 2011/12 (per Ende September) einen Umsatz von 35 Milliarden Euro.

Auch andere Konzerne haben sich in der Vergangenheit zurückhaltend zu der Gefahr von Angriffen aus dem Internet geäußert. Die Betreiber von Atomkraftwerken haben etwa darauf verwiesen, dass die IT in den Anlagen in einem geschlossenen System arbeite, wodurch Angriffe von außen wirkungslos blieben. Die Versicherungswirtschaft stellt sich allerdings bereits längst auf einen wachsenden Markt ein.

So warnt der weltgrößte Rückversicherer Münchener Rück vor der Gefahr. Hacker-Angriffe auf die IT von Unternehmen und sensible Kundendaten nähmen zu. "Cyber-Risiken können zu erheblichen Kosten führen und für Konzerne zu einem eigenkapitalrelevanten Fall werden", hatte Andreas Schlayer, Experte bei der Münchener Rück für den noch kleinen Versicherungsmarkt in diesem Bereich, bereits im vergangenen Jahr in einem Reuters-Interview gesagt. Besonders hohe Schäden seien bei IT-Ausfällen an der Börse, bei Telekom- und Mobilfunkunternehmen, im Flug- und Bahnverkehr, bei Banken sowie teilweise auch bei Auto-Herstellern zu erwarten. "Auch Regierungen modellieren schon Szenarien und rechnen durch, was Cyber-Attacken ihr Land kosten würde", sagte der Experte.