Symbolbild: Gehörlosenverband

In der Schweiz soll das Notrufsystem künftig zuverlässiger funktionieren. Ein neues Referenzmodell für die Übermittlung von Notrufen zeigt auf, welche Standards und Leistungen die verschiedenen Akteure dabei zu erfüllen haben. Damit werde das Risiko von Ausfällen verringert und die Verfügbarkeit für die Schweizer Bevölkerung erhöht, heisst es in einer Aussendung des Bundesamtes für Kommunikation (Bakom). Laut den Angaben haben die Notruforganisationen und Swisscom gemeinsam mit dem Bakom die dazu erforderlichen Massnahmen identifiziert und definiert. Das Bkom hat das Referenzmodell heute auf seiner Website veröffentlicht.

Gemäss den identifizierten Massnahmen des Referenzmodells sollen Notrufe (Notfallnummern 112, 117, 118, 144 etc.) in erster Priorität über ein Mobilfunkgerät (Handy) abgesetzt werden. Bei Ausfall eines Mobilfunknetzes übernehmen verfügbare Mobilfunknetze anderer Anbieter die Notrufübermittlung, was bei der Festnetztelefonie nicht der Fall ist. Zudem unterstützen bei Notrufen über Mobilfunknetze die Netzbetreiber die gerätebasierte Standortidentifikation und eine korrekte Zustellung an die sachlich und örtlich zuständige Notrufzentrale bereits heute. Eine einzig für Notrufe dedizierte Rückfallebene bei der Notrufvermittlung sowie ein zusätzlicher, redundanter Anschluss der Notrufzentralen durch einen zweiten Anbieter sollen die Verfügbarkeit des Notrufsystems weiter erhöhen.

Für die verbindliche Umsetzung des Referenzmodells werde das Bakom eine Anpassung der Verordnung über Fernmeldedienste (FDV) vorbereiten, heisst es.

Dem Bakom zufolge ist es im Jahre 2020 zu verschiedenen Ausfällen bei den Notrufen gekommen. In der Folge beauftragte die Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen des Ständerats den Bundesrat mit einer Motion, die Grundlage für eine technische Systemführerschaft im Bereich Notrufe zu schaffen. In der Revision der FDV werde das Bakom auch Bestimmungen einfügen, die Menschen mit einer Hörbehinderung einen barrierefreien Zugang zu den Notrufen ermöglichen. Dies fordern verschiedene Motionen zur Weiterentwicklung und Digitalisierung der Schweizer Notrufe, die das Parlament mit deutlicher Mehrheit angenommen hat.