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Forschende der Abteilung Phytomedizin der ZHAW (Zücher Hochschule für Angewandte Wissenschaften) haben mit Unterstützung des Bundesamts für Gesundheit BAG und weiteren Partnern eine interaktive App entwickelt, die dabei helfen soll, Zeckenrisiko-Gebiete zu lokalisieren und sich vor Zeckenstichen zu schützen oder nach einem Zeckenstich richtig zu handeln. Sie kann ab sofort mit iOS-Geräten wie iPhones und iPads auf Deutsch und Französisch kostenlos heruntergeladen werden.

Zentrales Element der App ist laut ZHAW-Mitteilung die dynamische Gefahrenpotenzial-Karte, eine Neuentwicklung von Jürg Grunder und Werner Tischhauser von der ZHAW-Forschungsgruppe Phytomedizin am Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen in Wädenswil. Die Karte zeigt die aktuellen Risikogebiete für Zeckenstiche – berechnet aufgrund von Biologie-, Geografie- und Wetterdaten. Die Karte sagt jedoch nichts aus über die Verbreitung der von Zecken übertragenen Krankheitserreger. Die beiden am häufigsten vorkommenden Erkrankungen durch Zeckenstiche sind die Lyme-Borreliose und die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Im Gegensatz zur Borreliose ist gegen die Hirnhautentzündung FSME eine Schutzimpfung möglich. In welchen Regionen diese Impfung empfohlen wird, zeigt die ebenfalls in der App abrufbare Übersichts-Karte des BAG.

Die App erklärt den Angaben gemäss nicht nur, wie eine Zecke richtig entfernt wird, sondern sie unterstützt die be­troffenen Personen dabei, ihre eigene Gesundheit mittels eines Zeckentagebuchs zu beobachten. Dort erfasst die betroffene Person den Zeckenstich, worauf die App den Benutzer oder die Benutzerin in regelmässigen Abständen auf Borreliose-Symptome abfragt. Bei Verdacht auf eine Borreliose-Erkrankung wird ein Arztbesuch empfohlen. Mit der anonymen Übermittlung der Zeckenstichdaten leistet die Benutzerin oder der Benutzer ausserdem einen Beitrag als Teil des Netzwerks "Citizen Science". So sind einerseits die Zeckenstichorte auch für andere App-User auf der Gefahrenkarte sichtbar. Andererseits nutzen die Entwickler diese Daten, um die Gefahrenkarte zu verbessern und weiter zu entwickeln. Ebenfalls in die Weiterentwicklung fliessen die freiwilligen Spenden, die von zufriedenen Benutzern via App abgegeben werden können.

Der Informationsteil entlarve zudem die geläufigsten Irrtümer betreffend Zecken und enthält Tipps zum Schutz – von der Körperkontrolle nach Waldspaziergängen über passende Kleidung bis hin zu Zeckenschutzmitteln.

App-Umsetzung durch ZHAW-Spin-off

Die neue App entstand innerhalb eines ZHAW-Forschungsprojekts. Für die praktische Umsetzung wurde das ZHAW-Spin-off-Unternehmen A&K Strategy gegründet. Am Spin-off sind die beiden App-Projektleiter Werner Tischhauser und Jürg Grunder beteiligt. Entwickelt wurde die App in Zusammenarbeit mit der auf App spezialisierten Firma Andreas Garzotto sowie mit Unterstützung des BAG und des Amts für Gesundheit Liechtenstein nebst weiteren Partnern.

Eine Android-Version ist für 2016 geplant, ebenso die Übersetzung in weitere Sprachen neben Deutsch und Französisch. Auf die Frage, warum zuerst die iOS-Version entwickelt wurde, obwohl es viel mehr Android-Nutzer gibt, entgegnete Jürg Grunder: "Die Erklärung ist in unseren Verbindungen zu finden. Zusammen mit unseren Partnern im Forschungsprojekt lag die Erfahrung klar auf der 'IOS-Seite'. Wir sind jetzt mit Hochdruck daran, die Android - Version aus neuen Drittmitteln zu organisieren. Wir müssen momentan noch einiges an Projektgeldern aquirieren, da noch ein Teil in diesem Budget fehlt. Wir hoffen natürlich, diese Arbeit möglichst schnell in Angriff zu nehmen."

Für die Weiterentwicklung ist das ZHAW-Spin-off A&K Strategy zuständig. Die App ist das erste Produkt des Jungunternehmens, das sich auf die Anwendung von Zeckenwissen spezialisiert hat.

App "Zecken" Download: https://itunes.apple.com/ch/app/zecke/id946829736
Weitere Infos zur App "Zecken": http://project.zhaw.ch/de/science/zecken/zecken-app.html
Zeckeninformation: www.iunr.zhaw.ch/zecken